"Menschlichkeit fördert Produktivität"
Die erste Sozialarbeiterin der Universität geht in den
Ruhestand - was die Zukunft bringt
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Edith Schröter war die
erste Sozialarbeiterin an der TU Berlin
© TU-Pressestelle/Pätzold |
"Alle menschlichen Höhen und Tiefen habe ich hier in
zwanzig Jahren erlebt", sagt Edith Schröter, Sozialarbeiterin
an der TU Berlin. Nun beginnt für sie der Freizeitblock der
Altersteilzeit. Es fällt ihr nicht leicht, ihr Büro zu
räumen, denn mit vielem sind Erinnerungen an Freuden, an Kämpfe
um Menschen, an Tränen verbunden, an Dinge, die sie anvertraut
bekommen hat im Laufe der Jahre. "Mir anvertraute Vorgänge
habe ich vernichtet", erklärt Edith Schröter. Immerhin
stand bei ihren "Klienten" oft sogar der Arbeitsplatz
auf der Kippe, manchmal der ganze Lebensentwurf. Alkoholmissbrauch
war oft die Diagnose.
Damals, 1985, bekam Edith Schröter die erste Stelle, die für
eine Sozialarbeiterin an der TU Berlin eingerichtet wurde. Sie war
für die Betreuung von Suchtkranken und -gefährdeten sowie
für weitere soziale Beratung zuständig. Schon bald entwickelte
sie eine Handlungsanleitung auch für Kollegen und Vorgesetzte,
wie ein Suchtkranker zu erkennen und auch dazu zu bringen ist, sich
Hilfe zu holen. "Das Ziel mussten dabei immer die Stabilisierung
der Persönlichkeit und die Erhaltung des Arbeitsplatzes sowohl
bei Alkohol- als auch bei Drogenabhängigkeit sein", sagt
Edith Schröter. Dabei arbeitete sie mit vielen Stellen zusammen,
wie mit dem Personalrat, der Jugendvertretung und natürlich
mit den Ärzten. Mit diesen zusammen gründete sie den "Arbeitskreis
Sucht", man entwickelte einen Leitfaden für Vorgesetzte
sowie Seminare für Vorgesetzte, die fünfmal jährlich
stattfanden.
Edith Schröter ist froh, dass ihre Stelle schon im Herbst
wieder besetzt werden soll, obwohl sie - bedingt durch den Freizeitblock
- noch nicht offiziell im Ruhestand ist. Prävention und Nachsorge
für Sucht werden auch weiterhin Thema sein. Schwerpunkte werden
aber zukünftig auch auf der Gesundheitsförderung liegen:
Arbeitsplatzausstattung, psychische Belastungen durch steigende
Konkurrenz und abnehmende Solidarität, Überforderungen
durch eine dünnere Personaldecke. "Was die Zukunft auch
bringt", meint Edith Schröter zum Abschied, "meine
Erfahrung ist: Menschlichkeit fördert Produktivität."
Patricia Pätzold
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