7-9/06
Juli 2006
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"Menschlichkeit fördert Produktivität"

Die erste Sozialarbeiterin der Universität geht in den Ruhestand - was die Zukunft bringt

Edith Schröter war die erste Sozialarbeiterin an der TU Berlin
© TU-Pressestelle/Pätzold

"Alle menschlichen Höhen und Tiefen habe ich hier in zwanzig Jahren erlebt", sagt Edith Schröter, Sozialarbeiterin an der TU Berlin. Nun beginnt für sie der Freizeitblock der Altersteilzeit. Es fällt ihr nicht leicht, ihr Büro zu räumen, denn mit vielem sind Erinnerungen an Freuden, an Kämpfe um Menschen, an Tränen verbunden, an Dinge, die sie anvertraut bekommen hat im Laufe der Jahre. "Mir anvertraute Vorgänge habe ich vernichtet", erklärt Edith Schröter. Immerhin stand bei ihren "Klienten" oft sogar der Arbeitsplatz auf der Kippe, manchmal der ganze Lebensentwurf. Alkoholmissbrauch war oft die Diagnose.

Damals, 1985, bekam Edith Schröter die erste Stelle, die für eine Sozialarbeiterin an der TU Berlin eingerichtet wurde. Sie war für die Betreuung von Suchtkranken und -gefährdeten sowie für weitere soziale Beratung zuständig. Schon bald entwickelte sie eine Handlungsanleitung auch für Kollegen und Vorgesetzte, wie ein Suchtkranker zu erkennen und auch dazu zu bringen ist, sich Hilfe zu holen. "Das Ziel mussten dabei immer die Stabilisierung der Persönlichkeit und die Erhaltung des Arbeitsplatzes sowohl bei Alkohol- als auch bei Drogenabhängigkeit sein", sagt Edith Schröter. Dabei arbeitete sie mit vielen Stellen zusammen, wie mit dem Personalrat, der Jugendvertretung und natürlich mit den Ärzten. Mit diesen zusammen gründete sie den "Arbeitskreis Sucht", man entwickelte einen Leitfaden für Vorgesetzte sowie Seminare für Vorgesetzte, die fünfmal jährlich stattfanden.

Edith Schröter ist froh, dass ihre Stelle schon im Herbst wieder besetzt werden soll, obwohl sie - bedingt durch den Freizeitblock - noch nicht offiziell im Ruhestand ist. Prävention und Nachsorge für Sucht werden auch weiterhin Thema sein. Schwerpunkte werden aber zukünftig auch auf der Gesundheitsförderung liegen: Arbeitsplatzausstattung, psychische Belastungen durch steigende Konkurrenz und abnehmende Solidarität, Überforderungen durch eine dünnere Personaldecke. "Was die Zukunft auch bringt", meint Edith Schröter zum Abschied, "meine Erfahrung ist: Menschlichkeit fördert Produktivität."

Patricia Pätzold

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