Zeichen setzen
Erwin-Schrödinger-Stipendiat forscht zur Postmoderne in
der Semiotik
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Marc-Oliver Schuster im Semiotik-Archiv
© privat |
Das Hundertwasser-Haus in Wien, die Zeichentrickserie "Die
Simpsons" im Fernsehen, die sinnlich-rohe Kriminalgeschichte
"Das Parfüm" - was haben sie gemeinsam? "Sie
alle gehören kulturgeschichtlich zur Postmoderne", sagt
Marc-Oliver Schuster, obwohl die Postmoderne als Begriff durchaus
umstritten ist. Es zeichne die Postmoderne als Bewegung der letzten
Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts aus, dass sie quer durch die
Kultur - Architektur, Literatur, Film, Musik und neuerdings sogar
Rechtswissenschaft oder Biologie - parodiert, ironisiert, zitiert
und mit den Versatzstücken der jeweiligen Klassik spielt. Über
"Semiotik und Postmoderne" arbeitet Dr. Marc-Oliver Schuster
seit knapp zwei Jahren an der Arbeitsstelle
für Semiotik der TU Berlin bei Prof. Roland Posner. Er
erhielt dafür ein Auslandsstipendium des österreichischen
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
"Erwin Schrödinger". Ausdrücklich forderte der
Fonds ihn auf, möglichst die international anerkannteste Forschungsstätte
auf dem Gebiet zu wählen. "Und das war für mich die
TU Berlin", sagt Schuster. Die Arbeitsstelle der TU Berlin
biete, außer kompetenten Fachleuten wie Roland Posner, das
größte und bestsortierte Archiv der Semiotik, was für
seine Arbeit enorm wertvoll sei. Derzeit arbeitet der gebürtige
Österreicher, der sich in seiner Magisterarbeit in Salzburg
mit Paul Celan beschäftigte und in Toronto über H. C.
Artmann und dessen postmoderne Ästhetik und Imagination promovierte,
an einem Aufsatzband, in dem er die renommiertesten europäischen
und amerikanischen Fachleute zum Thema versammelt, denn ein derartiger
Überblick zum Stand der Forschung über die semiotischen
Aspekte in der Postmoderne existiert bislang nicht.
Obwohl er gerne in Deutschland oder Österreich bleiben würde,
ist Marc-Oliver Schuster auch nicht abgeneigt, mit seiner Frau und
seinen beiden kleinen Kindern wieder in die USA oder nach Kanada
zu gehen. "Dort geht es viel unbürokratischer zu als in
Deutschland, und - nicht ganz unwichtig: Nordamerika ist derzeit
an der Semiotik sehr interessiert und bietet jungen Forschern einige
Stellen."
Patricia Pätzold
marc.schuster@utoronto.ca
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