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Mai 2006
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Wo Sandstürme durch tote Bäume toben

TU-Forscher helfen, die Austrocknung chinesischer Auwälder rückgängig zu machen

Durch die jahrzehntelange Wasserentnahme aus dem Fluss Tarim entstehen öde Salzpfannen mit trockenem Gestrüpp dort, wo einst üppig grüne Auwälder aus Euphratpappeln standen
© privat

Wenn die Computerprogramme der Wissenschaftler Birgit Kleinschmit und Johannes Küchler vom Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der Berliner Technischen Universität den Zustand von Auwald-Flächen aus Satellitendaten analysieren, erhalten sie gleichzeitig die Lebensader von mehr als acht Millionen Menschen in der autonomen Provinz Xinjiang der Uighuren im Westen Chinas.

Dort fallen in den Wüsten Zentralasiens mit weniger als fünfzig Millimetern im Jahr nicht einmal ein Zehntel der Niederschläge von Berlin. Seit 1949 die Volksbefreiungsarmee in die heutige Provinz Xinjiang einrückte, vertrocknet diese Lebensader. Die Armee startete so genannte Neulandgewinnungen. Auf 43 riesigen Staatsfarmen leben eine halbe Million Chinesen aus dem übervölkerten Osten des Landes und versorgen ihre Baumwollfelder mit Wasser aus dem Tarim.

Inzwischen ist der Unterlauf auf einer Länge von 320 Kilometern völlig ausgetrocknet. Wälder, Seen und Dörfer sind von der Landkarte verschwunden. Zurück bleiben öde, von Sandstürmen durchzogene Salzpfannen anstelle der einst üppig grünen Auwälder aus Euphratpappeln. An 200 bis 250 jährlichen Staubtagen verhüllen Staubwolken den Horizont. Bis ins ferne Peking wird der Staub manchmal getragen.

Die Ökokatastrophe wurde erkannt. Ende des Jahres 2000 bewilligte die Zentralregierung schließlich umgerechnet 1,2 Milliarden Euro, um die Auenvegetation am Unterlauf des Tarim wiederherzustellen.

Wasser aus dem großen Daxihaizi-Stausee soll die Reste der Tugai-Auwälder retten, doch darunter leiden die Auwälder am Mittellauf.

Die Professoren Birgit Kleinschmit und Johannes Küchler vom Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung nehmen Messungen entlang des Flusses vor, verwenden Bilder des Satelliten Quickbird, um die Erfolge der Maßnahmen der Regierung oder das Neuentstehen von Problemen beurteilen zu können. "Während normale Vegetation Strahlung im nahen Infrarot sehr gut reflektiert, senden geschädigte Blätter deutlich weniger Infrarot-Strahlen zurück", erklärt Birgit Kleinschmit das grundlegende Prinzip ihrer Messungen. Beteiligt sind an dem von der Klaus-Tschira-Stiftung finanzierten Projekt auch Forscher von der Universität Xinjiang in Urumtschi sowie von der chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Roland Knauer

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