5/06
Mai 2006
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Die besten Köpfe kommen häufig nicht allein

Das Phänomen der Doppelkarrieren nimmt zu - TU Berlin denkt über geeignete Maßnahmen nach

Doppelkarrieren-Partnerschaften gibt es in der Wissenschaftsgeschichte durchaus einige: Pierre und Marie Curie, die einen Nobelpreis miteinander teilten, oder das Medizinerpaar Carl und Gery Cori. Auch die jüngste Zeit kann solche Geschichten erzählen: 2003 erhielt das Essener Mathematikerehepaar Helene Esnault und Eckart Viehweg den Leibnizpreis der DFG. (Ehe-)Partner sind also keineswegs eine Belastung für die Universität, sondern können eine große Chance sein.

"Das Problem, auch dem Partner einen adäquaten Job zu bieten, wird bei Berufungsverhandlungen immer dringlicher", erklärt TU-Präsident Prof. Dr. Kurt Kutzler, dem dieses Thema sehr am Herzen liegt. Das träfe besonders bei der Berufung von Frauen zu. Immerhin haben rund 80 Prozent der Wissenschaftlerinnen einen Partner, der ebenfalls in der Wissenschaft tätig ist. Bei männlichen Bewerbern sind es nur neun Prozent.

Im Zuge der Ausarbeitung der Anträge für die Exzellenzinitiative hat sich Präsident Kutzler mit den Präsidenten der Freien und der Humboldt-Universität darauf verständigt, insbesondere das ProFiL-Programm zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen durch gezielte Dual-Career-Maßnahmen zu erweitern. Es sollen möglichst viele weitere wissenschaftliche Einrichtungen der Region durch Kooperationen mit ins Boot geholt werden. Die genaue organisatorische Form müsse noch gefunden werden. Unabhängig von dieser Initiative möchte die TU Berlin die Förderung von Doppelkarrieren langfristig in ihr Strukturprogramm aufnehmen.

"Bisher standen uns für Doppelberufungen oder die Unterbringung von Partnerinnen und Partnern vor allem viele bürokratische Hindernisse im Weg", sagt Dr. Barbara Obst-Hantel, Leiterin der TU-Personalabteilung. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts kann die Universität auch in ihrer eigenen Einrichtung keine Stellen "freihändig" vergeben. Eine freie Stelle, selbst eine eventuell extra neu geschaffene, muss öffentlich ausgeschrieben und mit dem fachlich am besten geeigneten Bewerber besetzt werden. Immerhin ist es gelungen, eine alte Verwaltungsvorschrift, die besagt, dass Ehepartner nicht in einem Bereich beschäftigt werden dürfen, für den Wissenschaftsbetrieb außer Kraft zu setzen. "Akademische Dual-Career-Paare sind ein Phänomen, das zunimmt", hat auch Barbara Obst-Hantel beobachtet. Amerikanische Universitäten, die auf dem Dual-Career-Sektor einen großen Vorsprung haben, müssen nicht so viele Rücksichten nehmen, da sie oft privat finanziert sind. "Wir haben zwar andere Rahmenbedingungen, doch das ändert nichts an der Tatsache", so Präsident Kutzler, "dass auch wir international im Wettbewerb um die besten Köpfe stehen. Und die kommen häufig nicht allein. In dieser Sache brauchen die Universitäten dringend auch die politische Unterstützung. Schließlich kämpfen wir um den Wissenschaftsstandort Deutschland, dessen Potenzial in Zukunft existenziell für das Land sein wird."

Patricia Pätzold

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