Die besten Köpfe kommen häufig nicht allein
Das Phänomen der Doppelkarrieren nimmt zu - TU Berlin denkt
über geeignete Maßnahmen nach
Doppelkarrieren-Partnerschaften gibt es in der Wissenschaftsgeschichte
durchaus einige: Pierre und Marie Curie, die einen Nobelpreis miteinander
teilten, oder das Medizinerpaar Carl und Gery Cori. Auch die jüngste
Zeit kann solche Geschichten erzählen: 2003 erhielt das Essener
Mathematikerehepaar Helene Esnault und Eckart Viehweg den Leibnizpreis
der DFG. (Ehe-)Partner
sind also keineswegs eine Belastung für die Universität,
sondern können eine große Chance sein.
"Das Problem, auch dem Partner einen adäquaten Job zu
bieten, wird bei Berufungsverhandlungen immer dringlicher",
erklärt TU-Präsident Prof. Dr. Kurt Kutzler, dem dieses
Thema sehr am Herzen liegt. Das träfe besonders bei der Berufung
von Frauen zu. Immerhin haben rund 80 Prozent der Wissenschaftlerinnen
einen Partner, der ebenfalls in der Wissenschaft tätig ist.
Bei männlichen Bewerbern sind es nur neun Prozent.
Im Zuge der Ausarbeitung der Anträge für die Exzellenzinitiative
hat sich Präsident Kutzler mit den Präsidenten der Freien
und der Humboldt-Universität
darauf verständigt, insbesondere das ProFiL-Programm
zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen durch gezielte
Dual-Career-Maßnahmen zu erweitern. Es sollen möglichst
viele weitere wissenschaftliche Einrichtungen der Region durch Kooperationen
mit ins Boot geholt werden. Die genaue organisatorische Form müsse
noch gefunden werden. Unabhängig von dieser Initiative möchte
die TU Berlin die Förderung von Doppelkarrieren langfristig
in ihr Strukturprogramm aufnehmen.
"Bisher standen uns für Doppelberufungen oder die Unterbringung
von Partnerinnen und Partnern vor allem viele bürokratische
Hindernisse im Weg", sagt Dr. Barbara Obst-Hantel, Leiterin
der TU-Personalabteilung. Als Körperschaft des öffentlichen
Rechts kann die Universität auch in ihrer eigenen Einrichtung
keine Stellen "freihändig" vergeben. Eine freie Stelle,
selbst eine eventuell extra neu geschaffene, muss öffentlich
ausgeschrieben und mit dem fachlich am besten geeigneten Bewerber
besetzt werden. Immerhin ist es gelungen, eine alte Verwaltungsvorschrift,
die besagt, dass Ehepartner nicht in einem Bereich beschäftigt
werden dürfen, für den Wissenschaftsbetrieb außer
Kraft zu setzen. "Akademische Dual-Career-Paare sind ein Phänomen,
das zunimmt", hat auch Barbara Obst-Hantel beobachtet. Amerikanische
Universitäten, die auf dem Dual-Career-Sektor einen großen
Vorsprung haben, müssen nicht so viele Rücksichten nehmen,
da sie oft privat finanziert sind. "Wir haben zwar andere Rahmenbedingungen,
doch das ändert nichts an der Tatsache", so Präsident
Kutzler, "dass auch wir international im Wettbewerb um die
besten Köpfe stehen. Und die kommen häufig nicht allein.
In dieser Sache brauchen die Universitäten dringend auch die
politische Unterstützung. Schließlich kämpfen wir
um den Wissenschaftsstandort Deutschland, dessen Potenzial in Zukunft
existenziell für das Land sein wird."
Patricia Pätzold
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