Vorbereitet auf den Ernstfall
Geoinformation und Fernerkundung entwickeln neue Hilfsmittel
des Katastrophenmanagements
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Das Elbehochwasser am 13.
April 2006 bei Wittenberg wurde mit Satellitenradar erfasst
und einer topographischen Karte im Maßstab 1:50000 überlagert
© privat |
Wir kennen die Satellitenbilder mit den großen Wolkenwirbeln
der verheerenden Tornados. Jeden Tag erfahren wir aus den Medien
von Bedrohungen durch Wirbelstürme, Hochwasser, Erdbeben, Flutwellen,
Bergrutschungen und andere Naturereignisse, die uns vor große
Herausforderungen stellen. Verhindern können wir sie nicht,
aber wir können bessere Vorsorge treffen, uns auf die Bewältigung
von Krisen vorbereiten und Erkenntnisse gewinnen, die beim Wiederaufbau
zu berücksichtigen sind. "Disaster Preparedness"
und "Disaster Management" sind inzwischen zu festen Begriffen
in der Fachwelt geworden.
Methoden der Geoinformationstechnik und der Fernerkundung spielen
dabei eine immer wichtigere Rolle. Sie können vielfältige
geowissenschaftliche Daten systematisch erfassen und durch flächendeckende
Erdbeobachtung fortlaufend aktualisieren. So stehen den betroffenen
Institutionen und Hilfsorganisationen bei Natur- und Umweltkatastrophen
aktuelle Informationen zur Verfügung.
"Geoinformation for Disaster Management" hieß denn
auch der Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Orhan Altan aus Istanbul
für die Ende März durchgeführten "Turkish-German
Joint Geodetic Days". Er gab eine Fülle von Beispielen,
die die moderne Geodäsie, Geoinformationstechnik und Fernerkundung
herausfordern. Es war das fünfte Treffen dieser Art im Rahmen
der TU-Partnerschaften mit den Istanbuler Universitäten ITÜ
(Technische Universität) und Yildiz-Universität.
Als Mitveranstalter war dieses Mal auch das GeoForschungsZentrum
Potsdam beteiligt. 160 Fachleute aus 15 Nationen hatte das Motto
des Symposiums "Geodesy and Geoinformation in the Service of
our Daily Life" nach Berlin geführt.
Neben vielen anderen Beiträgen standen immer wieder die Methoden
zu Katastrophenvorsorge und -management im Mittelpunkt: zum Beispiel
Tsunami- oder Erdbebenrisiken in der Türkei. Dabei wurde auch
das beim Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen eingerichtete
"Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation"
(ZKI) vorgestellt. Es widmet sich auf nationaler und internationaler
Ebene der Notfallkartierung und dem Katastrophenmonitoring und ist
ein deutscher Beitrag zu dem europäischen Netzwerk "RISK-EOS"
- Geoinformations-Serviceprovider, die das Katastrophenmanagement
unterstützen.
Die TU Berlin trägt durch die Forschungsarbeiten des Instituts
für Geodäsie und Geoinformationstechnik dazu bei,
die geodätischen Grundlagen und die Methoden zur Gewinnung
und Verarbeitung von Geoinformationen weiterzuentwickeln. Es nutzte
die Gelegenheit, auf der Tagung seinen neuen Masterstudiengang "Geodesy
and Geoinformation Science" (ab Herbst 2006) vorzustellen,
wo er bei den internationalen Fachvertretern eine ermutigende Resonanz
fand.
Prof. Dr.-Ing. Jörg Albertz
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