Aus für den "Homo oeconomicus"
Psychologische Experimente zeigen ein anderes Menschenbild
Angenommen, Sie haben die Wahl zwischen der Sicherheit, 100 Euro
ausgezahlt zu bekommen, und der Möglichkeit, Ihre Entscheidung
an jemand anderen zu delegieren. Der andere hat dann ebenfalls zwei
Alternativen: Die eine bedeutet eine Auszahlung von null Euro für
beide, die andere Alternative würde Ihnen 100000 Euro und dem
anderen 10 Euro einbringen. Wären Sie bereit, die Entscheidung
zu delegieren und sich auf die Rationalität des anderen zu
verlassen?
Diese und andere Fragen werden im Sonderforschungsbereich
649 rund um das Thema "Ökonomisches Risiko" untersucht.
Er ist einer von nur drei Sonderforschungsbereichen in Deutschland,
die sich wirtschaftswissenschaftlichen Fragen widmen.
In einer von Unsicherheit geprägten Welt ist die Frage nach
den Auswirkungen ökonomischer Risiken elementar. Unwägbarkeiten
der Zukunft beeinflussen Entscheidungen der Gegenwart. Das tiefere
Verständnis des ökonomischen Risikos ist eine Grundvoraussetzung,
wenn man die wirtschaftliche Lage von Individuen, Firmen oder ganzen
Nationen verbessern will.
An der TU Berlin ist das Fachgebiet
Mikroökonomie von Prof. Dr. Dorothea Kübler beteiligt.
Es beschäftigt sich hauptsächlich mit den Determinanten
von strategischer Unsicherheit und deren Messung und nutzt dabei
Erkenntnisse aus der Sozialen und Kognitiven Psychologie sowie naturwissenschaftliche
Methoden. Im PC-Pool der Fakultät VIII, Wirtschaft und Management,
werden regelmäßig Experimente des SFB durchgeführt.
Dort treffen Studierende Entscheidungen in verschiedenen Spiel-Situationen.
Für ihre Teilnahme werden sie entlohnt. Die Experimente erlauben
es erstmals, ökonomische Probleme im Labor zu betrachten, das
heißt unter kontrollierten Bedingungen. Die tradierte Annahme
des "Homo oeconomicus" wird dadurch auf eine harte Probe
gestellt. Es zeigt sich ein viel facettenreicheres Menschenbild,
als die Ökonomen es lange Zeit annahmen. Für die Spiel-Experimente
werden laufend bezahlte Teilnehmer gesucht. Die Auswertungen sind
anonym und erfordern nicht mehr als zwei Stunden Zeit. Übrigens,
Experimente haben gezeigt, dass die meisten Leute das Risiko scheuen:
Sie würden auf die eingangs gestellte Frage mit der für
sie sicheren Alternative antworten.
tui
Anmeldung:
experimente(at)ww.tu-berlin.de
www.wm.tu-berlin.de/fachgebiet/mikro
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