5/06
Mai 2006
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Integration fördert soziales Verhalten und Lernerfolge für alle

Untersuchungen des TU-Instituts für Erziehungswissenschaft zum Umgang mit behinderten Kindern

Der UN-Menschenrechtsbeauftragte Vernor Muñoz, der im Februar 2006 Deutschlands Schulen unter dem Aspekt der Chancengleichheit besuchte, kritisierte unter anderem die weiterhin hohe Quote der Sonderschüler, die meist ohne Ausbildung abschließen und kaum berufliche Chancen haben. Deutschland hat mit nur 13 Prozent in regulären Schulen unterrichteten behinderten Schülern zudem eine im internationalen Vergleich geringe Integrationsquote. In vielen der Länder, die bei der PISA-Studie deutlich besser abschnitten als Deutschland, ist integrativer Unterricht seit langem Normalität.

"Es gibt Fälle, in denen man Eltern im Rechtsstreit gegen Behörden unterstützen muss, die Integration behindern"
Prof. Dr. Jutta Schöler

Die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt wesentlich höhere Integrationsrate von 32 Prozent in Berlin ist auch eine Folge des nachhaltigen Engagements der Schulforschung der TU-Professoren Jutta Schöler und Ulf Preuss-Lausitz aus dem Institut für Erziehungswissenschaft. So war es kein Zufall, dass dieses Institut in Kooperation mit der Katholischen Hochschule Berlin im Februar die 20. Integrationsforschertagung in Rheinsberg ausrichtete, an der 120 Forscher aller deutschsprachigen Länder teilnahmen. Jutta Schöler stellte dort Forschungsergebnisse zu den Themen Gemeinsamer Unterricht und Schulentwicklung vor und berichtete von Fällen, in denen sie Eltern im Rechtsstreit gegen Behörden unterstützt, die Integration "behindern". Ulf Preuss-Lausitz zeigte anhand seiner aktuellen Berliner Studie, wie verhaltensauffällige Kinder integriert werden können. Viele weitere Studien zeigen: Im sozialen Bereich fördern Integrationsklassen ein positives soziales Klima.

Die Schulleistungen der nichtbehinderten Kinder in Integrationsklassen sind gleich gut und im sozialen Bereich günstiger als ohne Integration. Sehr viel besser, im Vergleich zu Sonderschulen, sind vor allem die Schulleistungen der als lernbehindert bezeichneten Kinder: Unterschiede in heterogenen Lerngruppen wirken sich gerade für schwächere Schüler leistungssteigernd aus, ein Befund, der sich auch bei PISA zeigte. Differenzierter Unterricht und Kooperation von Regel- und Sonderpädagogen fordern und fördern jedes Kind auf seinem Niveau: die schnellen ebenso wie die langsamen Lerner.

Studien belegen, dass die Schule für Lernbehinderte überwiegend eine Schule für Kinder armer, kinderreicher, arbeitsloser Eltern ist - im Westen überdurchschnittlich häufig mit Migrationshintergrund. Zu Recht hat daher der UN-Beobachter Muñoz mehr Integration in Deutschland eingefordert, um mehr soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen zu befördern.

Tagungsthema war neben vielen anderen auch, wie Lehramtsstudierende auf den integrativen Unterricht in heterogenen Lerngruppen vorbereitet werden können. Zur Sicherung dieses Lehrgebiets hat die TU seit 2003 eine Akademische Ratsstelle eingerichtet.

Dr. Irene Demmer-Dieckmann,
Institut für Erziehungswissenschaft

http://bidok.uibk.ac.at/itagung

 

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