5/06
Mai 2006
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Von Fürsten und Franzosen

TU-Studierende auf der Spur französischer Malerei in deutschen Sammlungen

Kulturtransfer im 18. Jahrhundert von Frankreich nach Deutschland - da denkt man an Friedrich den Großen und Voltaire, an rheinische Jakobiner und Französisch als Standardsprache des Geisteslebens. Es lohnt jedoch, genauer nachzusehen: zum Beispiel bei der Aufnahme französischer Gemälde in deutsche Sammlungen.

"Das schönste Bild des französischen 18. Jahrhunderts", nach Urteil Pierre Rosenbergs, des ehemaligen Generaldirektors des Musée du Louvre in Paris und wichtigsten Kenners jener Kunst, hängt ganz in unserer Nähe - im Berliner Schloss Charlottenburg. Das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint von Antoine Watteau ist bei weitem nicht das einzige berühmte französische Werk in Berlin oder in Deutschland: Wahre Ikonen der französischen Revolution befinden sich heute in Hamburg. Raffinierte Jagdstilleben von Jean-Baptiste Oudry, die in Paris um 1730 der letzte Schrei waren, sind heute in Schwerin zu suchen, denn der dortige Herzog hatte sie fast alle gesammelt. War neben französischer Sprache und Literatur Frankreichs Kunst gleichermaßen à la mode? Auch um die galanten Bilder von Jean-Honoré Fragonard riss sich die feine Kundschaft im Paris des späten 18. Jahrhunderts - doch hierzulande schien er die Kunstinteressierten bis in jüngere Zeit kalt zu lassen. Der Bestand der Berliner Gemäldegalerie ist gerade einmal zu fünf Prozent französisch.

Detail aus dem "Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint" von Antoine Watteau, 1720, das im Schloss Charlottenburg bleiben musste
© Wikipedia.de

Ein Hauptseminar zu den Beständen französischer Malerei in deutschen Sammlungen nahm diese Widersprüche und Rätsel unter die Lupe. Die Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte fuhren mit Prof. Dr. Bénédicte Savoy nach Bonn, wo eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle über 150 Meisterwerke vereint, die sich in deutschen Museen und Sammlungen befinden. Dort empfing sie Pierre Rosenberg selbst, der die Ausstellung zusammen mit seinem Assistenten David Mandrella kuratierte.

Er und seine Mitarbeiter standen den neugierigen Gästen Rede und Antwort. Sie erzählten von Zuschreibungen und Zufallsfunden, von der Forschung zu einzelnen Künstlern bis zur leisen Enttäuschung, doch nicht so viel gefunden zu haben wie erwartet: In der Malerei waren in Deutschland Italiener und Niederländer bis ins 20. Jahrhundert gefragter als Franzosen.

Die Studierenden jedenfalls gewannen tiefe Einblicke in das Museums- und Ausstellungswesen, selbst wenn das "schönste Bild" fehlte. Das musste nämlich aus konservatorischen Gründen in Berlin bleiben - einen Kilometer von der TU Berlin entfernt.

Robert Skwirblies,
Student

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