Es muss funken
Nagelprobe fürs Gelernte: Studierende entwickeln, bauen
und testen Module für Picosatelliten
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Dmitri Bogdanov (l.) testet
mit einem Kommilitonen ein Modul für die Lehrveranstaltung
"Satellitentechnik"
© TU-Pressestelle |
Mit
ihrem 10-Millionen-Euro-Programm "Offensive Wissen durch Lernen"
(OWL) verbessert die TU Berlin die Qualität der Lehre und strebt
damit eine kürzere Studiendauer und eine geringere Abbrecherquote
an. Die ersten 4,3 Millionen Euro wurden nun bereitgestellt, mit
denen zunächst 83 Projekte gefördert werden.
Eines dieser Projekte ist das von Dmitri Bogdanov. Mit Unterstützung
von Dr.-Ing. Klaus Brieß, Professor für Raumfahrttechnik,
erarbeitete der Student der Luft- und Raumfahrt das Projekt "Funkkommunikation
für Raumfahrtanwendungen". Es wird die Lehrveranstaltung
Satellitentechnik ergänzen. Circa 60000 Euro für Sach-
und Personalmittel stehen zur Verfügung. Ein Kriterium der
Förderung war die Nachhaltigkeit. Die Konzepte mussten die
Qualität haben, um von der Fakultät in die Regellehre
übernommen zu werden. In Dmitri Bogdanovs Projekt sollen die
Studierenden Kommunikations- und Datenverarbeitungsmodule für
Picosatelliten selbst entwickeln, bauen und testen.
Bisher haben sich die Studierenden im Fachgebiet
Raumfahrttechnik das Wissen über Satellitentechnik meist
nur theoretisch aneignen können. Aber grau ist alle Theorie.
Das hat der 27-Jährige selbst immer wieder feststellen müssen.
"Ich habe den Stoff mehr auswendig gelernt, als dass ich ihn
wirklich geistig durchdrungen und damit wirklich verstanden habe.
Es gab zu wenig Möglichkeiten, die Nagelprobe für sein
Wissen in der Praxis zu machen", erzählt Dmitri Bogdanov.
Ab dem Wintersemester 2006/2007 wird sich das ändern. In praktischen
Seminaren und Laborversuchen erhalten die Studierenden im Hauptstudium
der Luft- und Raumfahrt die Möglichkeit, Kommunikations- und
Datenverarbeitungsmodule sowohl für die Picosatelliten als
auch für die Bodenstation zu konzipieren und zu bauen. Einige
Picosatelliten werden schließlich mit den besten der selbst
entwickelten Komponenten ausgerüstet und in den Weltraum geschickt.
"Wenn es dann gelingt, über die Bodenstation der TU Berlin
mit den Satelliten Funkkontakt aufzunehmen, können die Studierenden
gewiss sein, die Theorie erfolgreich in die Praxis umgesetzt zu
haben", sagt Dmitri Bogdanov, der sein Studium der Luft- und
Raumfahrt im usbekischen Taschkent begonnen und nun an der TU Berlin
abgeschlossen hat.
Dmitri Bogdanov erhofft sich von seinem Projekt natürlich
mehr als dass es nur ein Praxistest ist. "Es wäre schön,
wenn ein reger Austausch zwischen Vorlesung und praktischem Seminar
entstünde, die Studierenden zu einer intensiveren Auseinandersetzung
mit der Thematik fänden, der Forschergeist geweckt würde
und Ideen für studentische Forschungsprojekte entstünden",
umreißt Bogdanov sein ehrgeiziges Ziel. Doch bis es so weit
ist, liegt vor dem jungen Mann noch ein gutes Stück Arbeit.
Bis zum Oktober heißt es erst einmal, den Lehrplan für
das praktische Seminar auszuarbeiten.
Sybille Nitsche
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