Nicht nur für Überflieger
Promotionsstudent rät: Ausdauer und Disziplin mitbringen
Studierende und Promovenden sehen sich häufig mit der Frage
konfrontiert, wie sie ihr Studium oder ihre wissenschaftliche Bestrebung
finanzieren sollen. Von vielen Möglichkeiten ist das Stipendium
eine besonders elegante. Zeit braucht man zwar, aber Überflieger,
wie viele befürchten, muss man nicht sein. Als Stipendiat möchte
ich dazu ermuntern, den Mut, aber auch die Zeit für die Bewerbung
aufzubringen.
Natürlich stehen auch gute Noten im Vordergrund, aber was
viele hindert, ist die erforderliche Geduld: Bewerbungen schreiben,
Gutachten einwerben, Auswahlgespräche führen und auf den
positiven, leider auch negativen Bescheid warten: Das kann bis zu
einem Dreivierteljahr dauern. Man sollte also rechtzeitig mit diesem
Prozedere beginnen.
Was einen Stipendiaten dann aber erwartet, ist nicht nur die monetäre
Förderung, sondern auch die ideelle, und diese ist sehr wertvoll:
Man wird einbezogen in einen Kreis von Menschen unterschiedlichster
Fachrichtungen. Das führt zu einem fruchtbaren Meinungsaustausch,
zum Teilen von Leid und Erfolg während des Studiums, zu Ratschlägen
und vielleicht auch Lösungen der eigenen Probleme. Darüber
hinaus bieten die Stiftungen oft umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeiten
zu verschiedensten Themenbereichen. Häufig sind diese auch
Pflichtbestandteil der Förderung: zum Beispiel Diskussions-
und Kommunikationstraining, Rhetorik, Management oder Politik. Oft
sind es Bereiche, die, trotz ihrer hohen und zunehmenden Bedeutung
für eine zukünftige Karriere, bei der natur- und ingenieurwissenschaftlichen
Ausbildung zu kurz kommen.
Doch ein Stipendium bedeutet auch Disziplin. So ist regelmäßig,
meist halbjährlich, ein Arbeitsbericht anzufertigen und der
von den Stiftungen benannte Vertrauensdozent aufzusuchen. Jährlich
ist, insbesondere bei den Promovenden, ein Gutachten durch den betreuenden
Professor einzureichen. Aber genau dieses Verlangen der Stiftungen
ist häufig Schlüssel, Antrieb und Garant für einen
erfolgreichen Abschluss des Studiums beziehungsweise des Promotionsvorhabens.
Marco Weiss,
Promotionsstipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung
|
|