Begeisterung für schöne Körper
Symmetrie hilft auch bei der Funkübertragung
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Geometrie kann sehr faszinierend
sein: Tetranoid (Montage)
© TU Berlin, Pinkall |
"Der Reiz der Symmetrie besteht für viele Mathematiker
auch in den schönen, wohlgeformten Figuren", sagt Professor
Volker Kaibel, Projektleiter im DFG-Forschungszentrum MATHEON
und derzeit Gastprofessor an der TU Berlin. Aber natürlich
geht es den Forschern nicht nur um die schönen Formen. Symmetrie
wird auf vielen Feldern gebraucht, zum Beispiel bei der Verteilung
von Frequenzen bei der Funkübertragung. Die MATHEON-Forscher
betreiben Grundlagenforschung für eines der wichtigsten mathematischen
Gebiete derzeit, die Optimierung.
Ihren Ursprung hat die Symmetrie schon bei den Griechen, den Babyloniern
oder den Chinesen. Platon (um 400 v. Chr.) stellte eine philosophische
Beziehung der geometrischen Figuren zu den Elementen Feuer, Erde,
Luft und Wasser her. Das Dodekaeder repräsentierte für
ihn das Universum. Seitdem werden diese geometrischen Formen auch
die platonischen Körper genannt. Euklid von Alexandria (um
300 v. Chr.) beschäftigte sich in seinem 13-bändigen Werk
"Die Elemente" mit den fünf fundamentalen, hochsymmetrischen
Figuren Tetraeder, Würfel, Oktaeder, Ikosaeder und Dodekaeder.
Volker Kaibel beschäftigt sich am MATHEON vor allem mit Optimierungsproblemen,
bei denen sehr große Gruppen von jeweils völlig gleich
strukturierten Lösungen auftreten. "Wenn wir aus jeder
dieser Symmetrieklassen, die Milliarden von Lösungen enthalten
können, nur einen Repräsentanten in Betracht ziehen, erreichen
wir damit eine enorme Reduzierung der Komplexität", schildert
Kaibel.
Ziel der Forschung von Professor Kaibel sind Anwendungsprobleme
wie die Verteilung von Frequenzen auf verschiedene Antennen für
die Funkübertragung. Hier spielen viele verschiedene Faktoren
und vorbestimmte Anforderungen eine Rolle, die ohne Optimierung
kaum noch zu rechnen wären. "Mit diesem Problem allerdings
beschäftigen sich andere, anwendungsorientierte Arbeitsgruppen
am MATHEON. Bei mir steht die Grundlagenforschung im Vordergrund",
sagt Kaibel. Und man merkt ihm die Freude an, mit der er die schönen
Formen betrachtet. Schließlich geht es heute nicht mehr nur
um die platonischen Körper im dreidimensionalen Raum. Mittlerweile
befassen sich Mathematiker mit analogen Objekten in beliebig hohen
Raumdimensionen. Nachdem dem Schweizer Mathematiker Ludwig Schläfli
Ende des 19. Jahrhunderts der Gang in höherdimensionale Räume
gelungen war, ist den Mathematikern die Entdeckung einer Reihe neuer
symmetrischer Formen geglückt. Seine Freude an der Arbeit wird
durchaus davon beflügelt, dass Objekte wie die platonischen
Körper schon im Altertum und bei vielen Urvölkern eine
große, mythische Rolle gespielt haben und seither in der Kunst,
der Architektur - zum Beispiel bei den Pyramiden - oder der Literatur
immer wieder aufgetaucht sind.
Rudolf Kellermann
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