Qualität produzieren im Wettbewerb
Der Verein "TU9" formuliert Grundsätze für
das Studiensystem in zwei Zyklen
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Was bringt die Zukunft an
der Uni? Studierende mit besonderer Eignung und Motivation sind
erfolgreicher
© TU-Pressestelle/Dahl |
Nach wie vor ringen die Universitäten um die "richtige",
das heißt, die notwendige Form der Ingenieurausbildung in
Deutschland. Europäische Organisationen wie CESAER
(Conference of European Schools of Advanced Engineering Education
and Research) und SEFI
(Société Européenne pour la Formation des Ingénieurs)
empfehlen, zwei differenzierte Profile anzubieten.
Es geht zum einen um Ingenieure, die über bestehende technologische
Grenzen hinausgehen, Innovationen initiieren und Führungspositionen
in Industrie und Wirtschaft einnehmen, und zum anderen um Ingenieure,
die im Rahmen bestehender Technologien Anwendungswissen und praktische
Fähigkeiten entwickeln. Die Ausbildung Ersterer, so beschloss
die Mitgliederversammlung des Vereins "TU9 German Institutes
of Technology" Ende April, erfordere Studienprogramme, die
eine solide wissenschaftliche Basis legen, wobei die Ingenieurqualifikation
aber erst im zweiten Zyklus, im Masterstudium, erreicht werde. Die
Qualifikation für das zweite Ausbildungsziel könne möglicherweise
bereits mit dem ersten Studienzyklus, dem Bachelor, erreicht werden.
Derartige anwendungsorientierte Programme werden in Deutschland
vorwiegend von den Fachhochschulen angeboten. "Der Bologna-Prozess
ist gleichwohl eine Chance zu Studienreform und notwendigen Qualitätsverbesserungen.
Wir hoffen, dass die bewährten Profile des deutschen TU- und
FH-Ingenieurs auch nach der Bologna-Umstellung erhalten bleiben",
sagt Prof. Dr. Jörg Steinbach, 1. Vizepräsident der TU
Berlin.
Die Umstellung werde auch den Übergang zwischen den beiden
Ausbildungsprofilen erleichtern. Generell, so die TU9-Mitglieder,
müsse aber die aufnehmende Hochschule sowohl die Zugangsbedingungen
formulieren als auch gegebenenfalls geeignete Überbrückungsprogramme
anbieten.
Die Studienerfolgsquoten zu erhöhen setze voraus, dass die
Studierenden nach Eignung und Motivation ausgewählt werden
können. Die TU9 bekenne sich daher zu Eignungsfeststellungs-
und fachlichen Qualifikationsprüfungen. Hier müssten gegebenenfalls
gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der Bachelor in
der Ingenieurausbildung an technischen Universitäten, so stellt
der Verein TU9 in einem Grundsatzpapier fest, sei der "Türöffner"
zum Masterstudium in gleichen und angrenzenden Fächern an deutschen
oder internationalen Universitäten. Er konkurriere damit nicht
mit dem Fachhochschulingenieur. Der universitäre Bachelor sei
auf den universitären Masterabschluss hin angelegt und könne
im Hinblick auf seine Kenntnisse und Fähigkeiten kein professioneller
Abschluss sein. Seine Bedeutung für den Arbeitsmarkt werde
auch davon abhängen, ob die Wirtschaft die notwendige Weiterqualifizierung
der Hochschulabsolventen leisten könne und wolle. Was die Akkreditierung
der Studiengänge betrifft, so fordert die TU9-Gruppe einen
Paradigmenwechsel: Die Betrachtung solle sich nicht mehr am "Input",
sondern am "Outcome" eines Studiengangs orientieren. Vielmehr
müsse die Akkreditierung sich stärker auf die angestrebten
Qualifikationsprofile und auf die vorhandenen Instrumente, diese
zu erreichen, konzentrieren.
"In jedem Fall müssen wir die derzeitige Titel-Konfusion
beseitigen", so Steinbach. "Daher brauchen wir eine eindeutige
Zertifizierung, die das Ausbildungsprofil erkennen lässt. Wir
TU9-Mitglieder haben uns deshalb darauf verständigt, dass wir
bei unseren Masterabschlüssen die Äquivalenz zum ,Dipl.-Ing.
TU' bescheinigen."
pp
www.tu-berlin.de/presse/doku/tu9/
Wer sind die "TU9"?
Zu den "TU9" gehören: RWTH Aachen, TU Berlin,
TU Braunschweig, TU Darmstadt, TU Dresden, Universität
Hannover, Universität Karlsruhe (TH), TU München,
Universität Stuttgart.
Im Januar 2006 gründeten sie den Verein "TU9 German
Institutes of Technology", unter anderem mit dem Ziel,
die deutschen technischen Universitäten strategisch gut
zu positionieren. Bei der Exzellenzinitiative konnten die
Mitgliedsuniversitäten insgesamt zwölf Anträge
für Exzellenzcluster, zwölf für Graduiertenschulen
und drei für Zukunftskonzepte einreichen. Die Siemens
AG stellte dem Verein nun unentgeltlich Geschäftsräume
in Berlin zur Verfügung.
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