Lange vernachlässigt: Die Lagune von Venedig
TU-Wissenschaftler und Studierende beteiligen sich am Umweltatlas
für die Wasserstadt
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Vom Studienprojekt "Bodenschutz
in der Lagune von Venedig" erstellte Bodenkarte. Das Klassifikationssystem,
auf dessen Basis die Karte entstand, wurde mit dem Ziel einer
späteren Bodenbewertung neu entwickelt
© TU-Pressestelle |
Venedig, jährlich besucht von mehr als 10 Millionen Touristen
aus aller Welt, gilt spätestens seit der großen Flut
vom Herbst 1966 als vom Untergang bedroht. So genießen "Venedig
und seine Lagune", eingetragen in die UNESCO-Liste
des Welterbes die Aufmerksamkeit der ganzen Welt. Doch die lokale
Interessenlage an der Erhaltung ist sehr diffizil, was die Bedrohung
noch verstärkt. Venedig hoffte daher auch auf versachlichende,
wissenschaftliche Hilfe durch Kooperationen mit dem Ausland. Es
erhielt sie unter anderem durch die TU Berlin: Am 3. Februar 2006
wurde in einer großen Veranstaltung mit den Rektoren der Universitäten,
Vertretern von Politik, Umweltgruppen und Vertretern der TU Berlin
der "Atlante della Laguna" der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das TU-Engagement für Venedig begann in den 70er-Jahren mit
den damals für die Denkmalpflege bahnbrechenden Forschungen
von Professor Wolfgang Wolters in der Kunstgeschichte. Die Ökologie
der Großstadt und die Gestaltung ihrer grünen Umwelt
standen dann in den 70er- und 80er-Jahren im Mittelpunkt von Lehre
und Forschung am damaligen Fachbereich Landschaftsentwicklung der
TU Berlin. Daraus entwickelten sich ökologische Karten und
das Landschaftsprogramm, später Beiträge zum Umweltatlas
von Berlin. Dieser Atlas und das mit ihm verknüpfte Umweltinformationssystem
wurden zum Exportmodell: Moskau, Rom, Athen griffen das Konzept
auf, Vertreter vieler anderer Kommunen orientierten sich an diesen
Vorarbeiten.
Tiberio Scozzafava, italienischer Absolvent des Studiengangs Landschaftsplanung
an der TU Berlin, konnte vor einigen Jahren den Umweltdezernenten
von Venedig, Paolo Cacciari, für ein ähnliches Projekt
für Venedig und seine Lagune gewinnen.
Es kam zu einer Vereinbarung mit der damaligen Fakultät VI,
Architektur Umwelt Gesellschaft, am Projekt eines Umweltatlasses
für die Lagune mitzuwirken. Lehre und Forschung sollten dabei
ausdrücklich verknüpft werden. Es entstanden fünf
einjährige Studienprojekte zwischen 2002 und 2006. Rund 100
Studierende verbrachten mehr als 900 Arbeitstage im Gelände,
um Proben zu nehmen und zu kartieren. In engem Austausch mit Verwaltung
und Wissenschaft vor Ort spürten die TU-Gruppen, betreut von
Tilmann Disselhoff (Naturschutzplanung), Friederike Lang (Institut
für Ökologie, FG Bodenkunde) und Wolfgang Straub (Kartographie),
bodenkundlichen und faunistischen Fragen über Ökosystemprozesse,
Biotoptypen, Vögel, Gehölze, Problemen der Landnutzung
und des Schutzes der Kulturlandschaft nach.
Prof. Dr. Johannes Küchler,
Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung
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