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Mai 2006
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Lange vernachlässigt: Die Lagune von Venedig

TU-Wissenschaftler und Studierende beteiligen sich am Umweltatlas für die Wasserstadt

Vom Studienprojekt "Bodenschutz in der Lagune von Venedig" erstellte Bodenkarte. Das Klassifikationssystem, auf dessen Basis die Karte entstand, wurde mit dem Ziel einer späteren Bodenbewertung neu entwickelt
© TU-Pressestelle

Venedig, jährlich besucht von mehr als 10 Millionen Touristen aus aller Welt, gilt spätestens seit der großen Flut vom Herbst 1966 als vom Untergang bedroht. So genießen "Venedig und seine Lagune", eingetragen in die UNESCO-Liste des Welterbes die Aufmerksamkeit der ganzen Welt. Doch die lokale Interessenlage an der Erhaltung ist sehr diffizil, was die Bedrohung noch verstärkt. Venedig hoffte daher auch auf versachlichende, wissenschaftliche Hilfe durch Kooperationen mit dem Ausland. Es erhielt sie unter anderem durch die TU Berlin: Am 3. Februar 2006 wurde in einer großen Veranstaltung mit den Rektoren der Universitäten, Vertretern von Politik, Umweltgruppen und Vertretern der TU Berlin der "Atlante della Laguna" der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das TU-Engagement für Venedig begann in den 70er-Jahren mit den damals für die Denkmalpflege bahnbrechenden Forschungen von Professor Wolfgang Wolters in der Kunstgeschichte. Die Ökologie der Großstadt und die Gestaltung ihrer grünen Umwelt standen dann in den 70er- und 80er-Jahren im Mittelpunkt von Lehre und Forschung am damaligen Fachbereich Landschaftsentwicklung der TU Berlin. Daraus entwickelten sich ökologische Karten und das Landschaftsprogramm, später Beiträge zum Umweltatlas von Berlin. Dieser Atlas und das mit ihm verknüpfte Umweltinformationssystem wurden zum Exportmodell: Moskau, Rom, Athen griffen das Konzept auf, Vertreter vieler anderer Kommunen orientierten sich an diesen Vorarbeiten.

Tiberio Scozzafava, italienischer Absolvent des Studiengangs Landschaftsplanung an der TU Berlin, konnte vor einigen Jahren den Umweltdezernenten von Venedig, Paolo Cacciari, für ein ähnliches Projekt für Venedig und seine Lagune gewinnen.

Es kam zu einer Vereinbarung mit der damaligen Fakultät VI, Architektur Umwelt Gesellschaft, am Projekt eines Umweltatlasses für die Lagune mitzuwirken. Lehre und Forschung sollten dabei ausdrücklich verknüpft werden. Es entstanden fünf einjährige Studienprojekte zwischen 2002 und 2006. Rund 100 Studierende verbrachten mehr als 900 Arbeitstage im Gelände, um Proben zu nehmen und zu kartieren. In engem Austausch mit Verwaltung und Wissenschaft vor Ort spürten die TU-Gruppen, betreut von Tilmann Disselhoff (Naturschutzplanung), Friederike Lang (Institut für Ökologie, FG Bodenkunde) und Wolfgang Straub (Kartographie), bodenkundlichen und faunistischen Fragen über Ökosystemprozesse, Biotoptypen, Vögel, Gehölze, Problemen der Landnutzung und des Schutzes der Kulturlandschaft nach.

Prof. Dr. Johannes Küchler,
Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung

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