Das Allerletzte
Mühe allein genügt nicht!
Not macht erfinderisch! Wem aber auch der Erfindergeist nichts
mehr nützt, der verkauft eben seine Seele. Das ist eine besonders
gewinnmaximierende Strategie, nicht erst seit Goethes Faust. Beherzt
werden nun auch die akademischen Seelen verkauft. Mit einem gewissen
Unbehagen nahm die Welt kürzlich davon Kenntnis, dass der ehemalige
Hörsaal "Z02" einer Fachhochschule in Würzburg
nun "Aldi-Süd-Hörsaal" heißt. Der Discounter
hat für - wir kennen die Summe nicht - viel Geld und für
fünf Jahre die Namensrechte an dem Hörsaal gekauft. Dafür
darf er den Saal renovieren, aber nicht etwa akademisch gediegen,
sondern vital bunt in den frischen Farben und mit dem Logo der Supermarktkette.
Ob den Studierenden das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn
sie während des professoralen Vortrags an Aldis Texastopf oder
Sahnehering im Plastikbecher denken, ist bislang nicht überliefert.
Die Sponsoren wollen mit der psychedelischen Aktion jedenfalls eher
dem schlechten Image des Discounters als Arbeitgeber bei den FH-Absolventen
entgegenwirken. Die Sparkasse der Stadt hat gleich nachgezogen und
ihren Daumen auf einen anderen Hörsaal gelegt.
Mit einem einfachen Hörsaal gab sich dagegen die Stiftung
des früheren Kaffeefabrikanten Klaus J. Jacobs nicht zufrieden.
Sie kaufte für 200 Millionen Euro gleich eine ganze Universität,
die "International University Bremen", die dankbar sofort
ihren Namen wechselte und nun "Jacobs University Bremen"
heißt. "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!", munkeln
die Spielverderber. Denen wird nun der alte Jacobs-Werbespruch entgegengehalten:
"Mühe allein genügt nicht!"
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