Buchtipp
TU intern fragt Menschen in der Uni, was sie empfehlen können.
Christel Hecht führt das Sekretariat der Gesellschaft von Freunden
der TU Berlin.
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Ungern und mit Grausen - denn Gauß fühlt sich nur in
seiner heimischen Umgebung wohl und verabscheut eigentlich das Reisen
- reist im Jahr 1828 der Forscher Carl Friedrich Gauß auf
Einladung seines Forscherkollegen Alexander von Humboldt zu einem
Kongress nach Berlin. Die beiden Naturwissenschaftler haben das
50. Lebensjahr bereits überschritten. In sprachlicher Vollendung
mit viel Humor und Ironie blendet der Autor zurück zu Kindheit,
Jugend und dem Beginn der Forschungstätigkeiten der beiden
Genies.
Humboldt, aus aristokratischer Familie, reist nach seiner Ausbildung
an der Bergbauakademie Freiberg ins ferne Südamerika, um dort
unbekannte Gegenden zu erkunden, unter schwierigsten Umständen
Berge, Flüsse und Höhlen zu vermessen und dies zu dokumentieren.
Er zählt die Kopfläuse der Eingeborenen, seziert Leichen
und probiert Gifte am eigenen Körper.
Gauß, leicht verschroben und eigenbrötlerisch, ist eher
der theoretische Forscher. Von zu Hause aus erforscht er mathematische,
physikalische und astronomische Phänomene, entdeckt den Erdmagnetismus
bereits als 15-Jähriger. Gemeinsam ist beiden sonderbaren und
außergewöhnlichen Forschern der Drang des Messens und
Zählens, nichts dem Zufall zu überlassen. Trotz der Unterschiedlichkeiten
verstehen sie einander schließlich und organisieren noch hochbetagt
gemeinsam ein weltweites Netz magnetischer Beobachtungsstationen.
Ich habe das Buch mit viel Freude am Sprachstil und vielem Schmunzeln
über die Schrulligkeiten gelesen und - nicht zuletzt - auch
noch einiges über die Geschichte der Naturwissenschaft gelernt.
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt, Rowohlt Verlag, Reinbek
bei Hamburg, Euro 19,90, ISBN 3-4980-3528-2
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