Auf dem Weg zur "Grünen Stadt"
Probleme bei Umwelt und Stadtentwicklung in China - Deutsches
Expertenwissen in Peking vorgestellt
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Die Großstadt Peking
kämpft mit den Problemen ungezügelten Wachstums
© privat |
Chinesische Städte wachsen schnell. Ein weltweit einmaliges
Wirtschaftswachstum von jährlich 8 bis 10 Prozent lässt
die Kassen klingeln, lockt ausländische Investoren an, aber
auch die arme Landbevölkerung auf der Suche nach Arbeit. Doch
nun erlebt China auch die Konsequenzen und die Grenzen seiner spektakulären
Verstädterung: Rohstoffe werden knapp, ebenso Energie oder
landwirtschaftliche Nutzfläche, die natürliche Umwelt
wird rasant zerstört, ebenso wie traditionelles Wohnumfeld
oder städtisches Kulturerbe, Umweltverschmutzungen in gigantischen
Ausmaßen lassen lokale Ökosysteme zusammenbrechen.
Politik, Wissenschaft und Industrie haben seit einiger Zeit erkannt,
wie dringend Urbanisierungsprozesse kontrolliert und gelenkt werden
müssen. Sie werden sich der vielschichtigen Herausforderungen
bewusst, die die Entwicklung einer nachhaltigen und harmonischen
"Grünen Stadt" an sie stellt. Was fehlt, ist das
Expertenwissen.
Genau in diese Lücke stieß die deutsch-chinesische Konferenz
"Green City Development Mechanisms" (GCDM), die in China
das deutsche Expertenwissen auf den vielfältigen Feldern der
Urbanisierung vorstellen sollte, eine Kooperation der TU Berlin
mit Chinas Spitzenuniversität, der Tsinghua
University. In
vier Workshops wurde das Expertenwissen erstmals in dieser interdisziplinären
Breite zur Diskussion gestellt: Architektur, Stadtplanung, Landschafts-
und Umweltplanung, Denkmalschutz, Mobilität, Wasser und Energie.
"Wir haben hier an der TU Berlin eine Fülle von Expertentum
auf allen Feldern, die bei der Urbanisierung eine Rolle spielen.
Insgesamt waren 18 Fachgebiete aus drei TU-Fakultäten sowie
weitere 18 Alumni und Wissenschaftler aus Deutschland und Europa
dabei", erklärt Klaus Zillich, TU-Professor für Städtebau
und Architektur. Prof. Dr. Rudolf Schäfer, Dekan der Fakultät
VI, und sein Dekanskollege Professor Qin Yuogou hatten im Mai 2004
ein Memorandum zur gemeinsamen Durchführung der Konferenz unterzeichnet.
Sie war außerdem ein Baustein des vor zwei Jahren zwischen
den beiden Präsidenten verabredeten "Work Program 2004-2007".
Parallel zum deutsch-chinesischen Wissenschaftleraustausch präsentierte
sich aber auch "grüne" Industrie wie Siemens und
EnBW auf einem vom Bundesforschungsministerium organisierten Science-&-Technology-Forum,
wo der deutsche Spitzenforschungsverbund "Forschung für
Megastädte" allein vier Großprojekte in China vorstellte.
In einer Grundsatzrede wies der Direktor des Potsdam-Instituts für
Klimafolgenforschung (PIK), Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber,
auf die Konsequenzen menschengemachter klimatischer Veränderungen
für die Zukunft der urbanen Gesellschaften hin.
Hochrangige politische Vertreter warben für deutsches Expertentum,
unter ihnen Prof. Dr. Klaus Töpfer, Elder Statesman, Umweltprogramm
der Vereinten Nationen (UNEP), Dr. Engelbert Lütke Daldrup,
Staatssekretär für Verkehr und Stadtentwicklung, oder
Volkmar Strauch, Berliner Wirtschaftsstaatssekretär. Dem Anspruch
als bilaterale Konferenz genügend waren auf chinesischer Seite
ebenso hochrangige Experten vertreten, so auch der für den
Masterplan Peking 2020 verantwortliche Prof. Dr. Wu Liangyong und
der Chefplaner der Weltausstellung Expo 2010 in Shanghai, Prof.
Dr. Wu Zhiqiang. Die Konferenz wurde ergänzt von einer Summer
School für chinesische und deutsche Studierende sowie einer
Ausstellung zum Thema "Berlin - nachhaltige Stadt". Es
konnten zum Beispiel Erfahrungen mit Events wie der Fußballweltmeisterschaft
2006 in Berlin im Hinblick auf das bevorstehende Olympia 2008 in
Peking diskutiert werden. Im Vorfeld solcher Großereignisse
wird die Verkehrsinfrastruktur nachhaltig verändert, es müssen
Flächen und Quartiere gefunden und umgebaut werden, Investitionen
müssen gegen erwartete Einnahmen gerechnet werden und vieles
andere.
Demnächst wird ein Konferenzband erscheinen. Eine Folgekonferenz
unter Leitung der TU Berlin im Herbst 2007 wurde von den Organisatoren
der Asien-Pazifik-Wochen bereits angefragt.
Patricia Pätzold
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