Frauen forschen anders
Wissenschaftlerinnen gaben ihren Kolleginnen Einblick in ihre
neuen Projekte
Viele Interessierte lockte die 13. Frauenvollversammlung der
TU Berlin Ende Oktober an. Ihr Motto: "Exzellente Vielfalt
- Frauen der TUB stellen ihre Projekte vor".
"Wir wollen damit einfach das Selbst- und das Wir-Gefühl
der Kolleginnen stärken, wenn sie sehen, was für tolle
und kompetente Frauen an unserer Uni zu finden sind", erklärt
die Zentrale Frauenbeauftragte Heidi Degethoff de Campos die Idee.
Zuvor aber ging es unter anderem noch um den jüngsten weiblichen
Nachwuchs. Svea Esins kümmert sich bei der Zentralen Frauenbeauftragten
um die Durchführung des "Girls' Day". "Wir müssen
leider sogar anfragende Mädchen wieder wegschicken, weil wir
gar nicht genügend Projekte haben", erzählt sie und
bittet die Kolleginnen dringlich, doch möglichst zu schauen,
ob sie nicht im nächsten Jahr auch teilnehmen und einer Mädchengruppe
ihren Arbeitsplatz zeigen können.
"Frauen gründen anders", erklärte dann Anja
Schillhanek, Diplompädagogin im Institut für
Soziologie.
So heißt auch ihr vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördertes
Forschungsprojekt im Fachgebiet von Professor Christiane Funken.
Es gäbe gut dokumentierte, signifikante Unterschiede in Größe
und Struktur der von Frauen gegründeten Unternehmen im Vergleich
zu "männlich" gegründeten Firmen. Die Ursachen
sind allerdings noch nicht bekannt. Auch die Frauen-Netzwerke funktionierten
anders. In den nächsten beiden Jahren wollen die Forscherinnen
nun die vorhandenen Netzwerktypen beschreiben, dann die für
Frauen besonders geeigneten Typen bestimmen und schließlich
daraus Coaching-Module entwickeln, die Frauen unterstützen
können.
Ebenfalls mit Frauen im Unternehmen beschäftigt sich ein weiteres
neues BMBF-Projekt aus dem Institut für Soziologie. Es will
die Frage beantworten: Ist die digitalisierte Kommunikation in Unternehmen
eine Karrierechance oder eher ein -hindernis für Frauen? Die
Kommunikationspolitik von Männern und Frauen sei sehr unterschiedlich,
erklärte die Wissenschaftlerin Aline Oloff. Männer betrieben
sie eher personalisiert, stellten also die Leistung des Einzelnen,
meist ihre eigene, heraus, während Frauen eher leistungs- und
sachbezogen kommunizierten, die Leistung der Einzelnen also eher
zurückträte. Die Forscherinnen nehmen an, dass das den
Karrieren schaden und die Kluft zwischen weiblichen und männlichen
Karrieren noch erweitern könnte. Sie wollen genau untersuchen,
wie sich die verschiedenen Strategien auf die Karrieren auswirken.
Doch die Projekte der Frauen beschäftigten sich keineswegs
nur mit Frauen. In weiteren Vorträgen ging es um Architektur,
um Nanotechnologie und Nachwuchsförderung. Insgesamt eine "Frauenvollversammlung"
einmal anders, wenn auch die Veranstaltung noch mehr interessierte
Zuhörerinnen vertragen hätte. Denn eins wurde natürlich
auch nicht vergessen: das "Networken", wie das intensive
Kontaktesuchen und -finden heute neudeutsch heißt.
Patricia Pätzold
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