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November 2006
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Was kostet ein Schlafplatz?

Studierende planen ein Internat für 750 indische Kinder

Überall - auch in Schulen und Kindergärten - wurden die jungen Planer mit großer Offenheit empfangen
© privat

"Um Wohn- oder Lebensumfeld für Menschen aus anderen Kulturkreisen und Ländern zu planen, muss man ihre Bedürfnisse kennen, ihr Land, ihre Ressourcen", sagt Diébédo Francis Kéré. Der TU-Architekt mit dem Fachgebiet Habitat Unit weiß, wovon er redet. Für ein Schulprojekt im afrikanischen Dorf Gando ist er vor zwei Jahren mit einem der bedeutendsten Architekturpreise, mit dem Aga Khan Award for Architecture, ausgezeichnet worden. Nun plant er mit seinen Studierenden eine Internatsschule für 750 Kinder in einer ländlichen indischen Gegend. Um den Studierenden ein Gefühl dafür zu geben, wie die Menschen dort leben, was ihnen wichtig ist oder welche Hilfsmittel sie zur Verfügung haben, fuhr er mit ihnen vier Wochen nach Indien, finanziell unterstützt von der Universität.

Dabei bereisten sie das Land, besichtigten Kulturdenkmale, wie den Lotustempel oder die Tempelanlage Qutb Minar in Delhi, die mehrere islamische und hinduistische Baucharakteristika aufweist, die eher untypische indische Stadt Chandigarh in Punjab, die komplett in den 50er-Jahren von LeCorbusier geplant worden war, oder die blaue Stadt, die zur Kühlung schon seit Jahrhunderten mit blauer Farbe angestrichen wird. Sie sahen den Taj Mahal, den Palast der Winde, aber auch Ziegelbrennereien, christliche und hinduistische Schulen, Universitäten und Architekturbüros, besuchten öffentliche und private Feste und bekamen so einen Einblick, zum Teil fernab von touristischen Routen, von der Kultur, den Bau- und Arbeitsweisen in Indien.

"Das Leben spielt sich vor allem draußen ab", resümierte Louis Miguel Khan, Student des Projekts "Lernen und Wohnen in Indien", "zumindest würden wir es ‚draußen' nennen." Er meinte damit auch großzügige überdachte Außenzonen, die an sonnigen wie Regenzeittagen von Luft durchspülte Aufenthaltsräume bieten und wo kommuniziert, gearbeitet, gegessen und geschlafen wird. "Durch unsere Reise haben wir einen Eindruck von indischer Gastfreundlichkeit, von Handwerk und Bearbeitungsmethoden bekommen und einen Sinn für das Vorhandensein von Baumaterialien bekommen. Als wir dann auch noch das Grundstück betraten, auf dem das Internat vielleicht einmal stehen wird, waren unsere Grundlagen komplett." Francis Kéré ist zufrieden: "Jetzt müssen sich die Studierenden Gedanken darüber machen: Wie kann man für Menschen bauen, die überhaupt kein Einkommen beziehen? Kann man nach westlichem Vorbild Toiletten in den Wohnraum integrieren? Oder: Was darf eine Schule oder eine Schlafstätte für Schüler kosten?"

Patricia Pätzold

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