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November 2006
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Energieversorgung für die Ärmsten der Armen

Hans-Böckler-Stiftung fördert Promotionskolleg zur Mikrofinanzierung der Stromversorgung

Bangladesch: Der Zugang zu Energieversorgung durch Sonnenreflektoren in ländlichen Gebieten erhöht die Einkommenschancen
© privat

Die Energieversorgung mit Kerosin oder Batterien kostet die Ärmsten in Bangladesch rund 1,50 Euro pro Kilowattstunde. Für viele Menschen unerschwinglich. Die Versorgung mithilfe des Solarstroms kostet dagegen nur rund 50 Cent pro Kilowattstunde. Im Frühjahr 2004 veröffentlichte das MicroEnergyTeam, eine Gruppe Wissenschaftler aus Energie- und Verfahrenstechnikern, eine Studie über Grameen-Shakti, ein Tochterunternehmen der Grameen-Bank des neuen Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus, das mit Mikrokrediten Solarenergiesysteme bei der armen Bevölkerung auf dem Land vertreibt. Die jungen Wissenschaftler machten sich alsbald selbstständig (siehe Kasten), aus dem Projekt ist inzwischen ein Promotionskolleg geworden.

Auf Initiative von Dr. Wolfgang Neef, Zentraleinrichtung Kooperation (ZEK) und Dr. Susanne Schön vom TU-Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) bewilligte die gewerkschaftliche Hans-Böckler-Stiftung der TU Berlin acht Promotionsstipendien mit einer maximalen Laufzeit von drei Jahren. Das Kolleg wird von den Fachgebieten Energietechnik und Umweltschutz (Prof. Dr.-Ing. Georgios Tsatsaronis), Montagetechnik und Fabrikbetrieb (Prof. Dr.-Ing. Günter Seliger), Landschaftsplanung und Umweltverträglichkeitsprüfung (Prof. Dr. Johann Köppel, 2. TU-Vizepräsident und Sprecher des Kollegs), Regionale sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung (Prof. Dr. Martina Schäfer) sowie Konstruktionstechnik und Entwicklungsmethodik, Prof. Dr.-Ing. Luciënne Blessing) getragen und kooperiert mit der FU Berlin und der Universität Magdeburg. Das begleitende Lehr- und Studienprogramm, organisiert von Dr. Monika Rummler von der ZEK-Weiterbildung, trainiert sowohl "Soft Skills" als auch unternehmerisch-praktische Fähigkeiten.

Das Kolleg soll die technischen, ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Konstellationen und die Möglichkeiten praktischer Umsetzung von Mikro-Energie-Systemen in strukturschwachen Regionen untersuchen. Dabei sind sowohl Entwicklungsländer im Blick als auch Regionen in Industrieländern, die einem Verarmungsprozess ausgesetzt sind. Im Fokus stehen die produktionstechnischen Bedingungen vor Ort, der Einsatz regionaler Ressourcen oder spätere Wartungs- und Instandhaltungsmöglichkeiten. Parallel dazu müssen Strategien, Instrumente und Programme entwickelt werden, die kleines und mittleres Unternehmertum im MikroEnergie-Sektor fördern.

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Energie mit Mikrokredit - Das System des FriedensnobelpreisträgersMuhammad Yunus als Modell auch für andere Länder

 
  Korbflechterei in Bangladesch
© Grameen Communications

Mitte Oktober erhielt der Gründer der Grameen-Bank, Professor Muhammad Yunus, den Friedensnobelpreis. Mit Kleinstkrediten gibt er seit rund 30 Jahren den Ärmsten vor allem in Bangladesh eine Chance auf selbstständiges Leben. Ein Team am Institut für Energietechnik der TU Berlin, das "MicroEnergy-Project", hatte ab 2002 das Mikrokreditsystem des Wirtschaftsprofessors Yunus untersucht. Sie erstellten eine Studie und entwickelten eine Strategie, das Prinzip auch auf andere Länder zu übertragen. Im Fokus stand die ländliche Energieversorgung durch die Grameen-Idee. Inzwischen gründeten die Wissenschaftler ein eigenes Unternehmen, das Mikrokreditbanken in Afrika berät. "Muhammad Yunus hat sich durch den Einsatz von Mikrokrediten zur Bekämpfung der Armut in Bangladesch besonders verdient gemacht. Wir gratulieren ihm herzlich", war die erste Reaktion von Energietechnikingenieur Daniel Philipp, Geschäftsführer von "MicroEnergy International". Mit seiner heutigen Partnerin, Dipl.-Ing. Noara Kebir, hatte Daniel Philipp in einem Projekt die Effizienz des 100-prozentigen Tochterunternehmens Grameen-Shakti der Grameen-Bank untersucht, das sich mit Telekommunikation und Energieversorgung befasst. "Seit 1997 hat Grameen-Shakti rund 70000 Kunden in Bangladesch mit kleinen Solarzellen-Systemen versorgt, die beispielsweise Energie für Licht, Fernseh- oder Radiogeräte liefern", erklärt Daniel Philipp. Diese Photovoltaik-Systeme kosteten knapp 500 Euro. Um den Preis zu finanzieren, vergibt Grameen-Shakti nach dem Vorbild der Grameen-Bank Kredite an die Armen. "MicroEnergy International" berät heute auch Mikrokreditbanken in Tansania, Südafrika und dem Senegal.

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