Energieversorgung für die Ärmsten der Armen
Hans-Böckler-Stiftung fördert Promotionskolleg zur
Mikrofinanzierung der Stromversorgung
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Bangladesch: Der Zugang zu
Energieversorgung durch Sonnenreflektoren in ländlichen
Gebieten erhöht die Einkommenschancen
© privat |
Die Energieversorgung mit Kerosin oder Batterien kostet die
Ärmsten in Bangladesch rund 1,50 Euro pro Kilowattstunde. Für
viele Menschen unerschwinglich. Die Versorgung mithilfe des Solarstroms
kostet dagegen nur rund 50 Cent pro Kilowattstunde. Im Frühjahr
2004 veröffentlichte das MicroEnergyTeam, eine Gruppe Wissenschaftler
aus Energie- und Verfahrenstechnikern, eine Studie über Grameen-Shakti,
ein Tochterunternehmen der Grameen-Bank des neuen Friedensnobelpreisträgers
Muhammad Yunus, das mit Mikrokrediten Solarenergiesysteme bei der
armen Bevölkerung auf dem Land vertreibt. Die jungen Wissenschaftler
machten sich alsbald selbstständig (siehe Kasten),
aus dem Projekt ist inzwischen ein Promotionskolleg geworden.
Auf Initiative von Dr. Wolfgang Neef, Zentraleinrichtung Kooperation
(ZEK) und Dr. Susanne Schön vom TU-Zentrum Technik und Gesellschaft
(ZTG) bewilligte die gewerkschaftliche Hans-Böckler-Stiftung
der TU Berlin acht Promotionsstipendien mit einer maximalen Laufzeit
von drei Jahren. Das Kolleg wird von den Fachgebieten Energietechnik
und Umweltschutz (Prof. Dr.-Ing. Georgios Tsatsaronis), Montagetechnik
und Fabrikbetrieb (Prof. Dr.-Ing. Günter Seliger), Landschaftsplanung
und Umweltverträglichkeitsprüfung (Prof. Dr. Johann Köppel,
2. TU-Vizepräsident und Sprecher des Kollegs), Regionale sozialwissenschaftliche
Nachhaltigkeitsforschung (Prof. Dr. Martina Schäfer) sowie
Konstruktionstechnik und Entwicklungsmethodik, Prof. Dr.-Ing. Luciënne
Blessing) getragen und kooperiert mit der FU Berlin und der Universität
Magdeburg. Das begleitende Lehr- und Studienprogramm, organisiert
von Dr. Monika Rummler von der ZEK-Weiterbildung, trainiert sowohl
"Soft Skills" als auch unternehmerisch-praktische Fähigkeiten.
Das Kolleg soll die technischen, ökonomischen, ökologischen
und gesellschaftlichen Konstellationen und die Möglichkeiten
praktischer Umsetzung von Mikro-Energie-Systemen in strukturschwachen
Regionen untersuchen. Dabei sind sowohl Entwicklungsländer
im Blick als auch Regionen in Industrieländern, die einem Verarmungsprozess
ausgesetzt sind. Im Fokus stehen die produktionstechnischen Bedingungen
vor Ort, der Einsatz regionaler Ressourcen oder spätere Wartungs-
und Instandhaltungsmöglichkeiten. Parallel dazu müssen
Strategien, Instrumente und Programme entwickelt werden, die kleines
und mittleres Unternehmertum im MikroEnergie-Sektor fördern.
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Energie mit Mikrokredit - Das System
des FriedensnobelpreisträgersMuhammad Yunus als Modell
auch für andere Länder
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Korbflechterei
in Bangladesch
© Grameen Communications |
Mitte Oktober erhielt der Gründer der Grameen-Bank,
Professor Muhammad Yunus, den Friedensnobelpreis. Mit Kleinstkrediten
gibt er seit rund 30 Jahren den Ärmsten vor allem in
Bangladesh eine Chance auf selbstständiges Leben. Ein
Team am Institut für Energietechnik der TU Berlin, das
"MicroEnergy-Project", hatte ab 2002 das Mikrokreditsystem
des Wirtschaftsprofessors Yunus untersucht. Sie erstellten
eine Studie und entwickelten eine Strategie, das Prinzip auch
auf andere Länder zu übertragen. Im Fokus stand
die ländliche Energieversorgung durch die Grameen-Idee.
Inzwischen gründeten die Wissenschaftler ein eigenes
Unternehmen, das Mikrokreditbanken in Afrika berät. "Muhammad
Yunus hat sich durch den Einsatz von Mikrokrediten zur Bekämpfung
der Armut in Bangladesch besonders verdient gemacht. Wir gratulieren
ihm herzlich", war die erste Reaktion von Energietechnikingenieur
Daniel Philipp, Geschäftsführer von "MicroEnergy
International". Mit seiner heutigen Partnerin, Dipl.-Ing.
Noara Kebir, hatte Daniel Philipp in einem Projekt die Effizienz
des 100-prozentigen Tochterunternehmens Grameen-Shakti der
Grameen-Bank untersucht, das sich mit Telekommunikation und
Energieversorgung befasst. "Seit 1997 hat Grameen-Shakti
rund 70000 Kunden in Bangladesch mit kleinen Solarzellen-Systemen
versorgt, die beispielsweise Energie für Licht, Fernseh-
oder Radiogeräte liefern", erklärt Daniel Philipp.
Diese Photovoltaik-Systeme kosteten knapp 500 Euro. Um den
Preis zu finanzieren, vergibt Grameen-Shakti nach dem Vorbild
der Grameen-Bank Kredite an die Armen. "MicroEnergy International"
berät heute auch Mikrokreditbanken in Tansania, Südafrika
und dem Senegal.
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