Studieren soll kein Privileg sein
TU-Studierende über neue Ideen für Gebühren
Berlin hat ein Problem. Ein Finanzproblem. Vom Bundesverfassungsgericht
in Karlsruhe wurde am 19. Oktober 2006 die Klage Berlins auf Bundeshilfen
zur Entschuldung abgewiesen. Nun werden wieder mögliche Geldtöpfe
gesucht. Studiengebühren allerdings schadeten mehr als sie
nützten, stellt das Deutsche Studentenwerk klar und lehnt die
"Campus-Maut" ab. Doch ganz vom Tisch ist das Thema noch
nicht. In diesem Wintersemester wird die Gebühr bereits von
einigen Bundesländern erstmalig erhoben. Die Idee aus Hamburg
und Bremen, nur Studierende aus anderen Bundesländern als dem
eigenen zur Kasse zu bitten, wurde dagegen von den Gerichten abgeschmettert.
Deswegen wurde in Berlin laut darüber nachgedacht, wie man
dies umgehen könne. Nun soll geprüft werden, ob man Studiengebühren
zwar erheben, Berliner Landeskindern diese aber per Stipendium zurück
erstatten könne. Immerhin sind weniger als 50 Prozent aller
rund 140000 Berliner Studierenden Berliner. TU intern fragte Studierende,
ob eine solche Idee bei ihnen auf Gegenliebe stieße.
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Norma Friesecke, 25, studiert
im1. Semester des Masterstudiengangs Historische Urbanistik
Ich kenne die Diskussion aus Mecklenburg-Vorpommern,
wo ich mein Innenarchitekturstudium absolviert habe. Dort wollte
man den Landeskindern Studienplätze vorbehalten. Das hat nicht
geklappt. Ich finde es auch nicht so gut. Jeder sollte auch das
studieren, was er studieren möchte, und auch an dem gewünschten
Standort. Denn die Stadt gehört genauso dazu wie die Uni und
nicht überall sind gleiche Studiengänge auch inhaltlich
gleich.
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Michael Foth, 22, studiert im 4. Semester
Verkehrswesen
Ich finde, dass es eine ganz nette Idee ist. Denn es
würde den Berlinern, auch denen, die keinen Spitzen-Abi-Schnitt
vorweisen können, die Möglichkeit geben, in ihrer Heimatstadt
studieren zu können. Das würde natürlich bedingen,
dass die anderen in ihren jeweiligen Heimatländern oder -bundesländern
studieren können. Der Austausch würde allerdings erschwert.
Man müsste zunächst mal alle möglichen Konsequenzen
auflisten und abwägen.
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Zhi Zhang, 25, studiert
im 3. Semester Informatik
Studiengebühren sind problematisch. Nicht alle können
so viele Gebühren bezahlen. Vielleicht, wenn die Summe nicht
so hoch ist, zum Beispiel 200 oder 300 Euro. Ich glaube nicht, dass
es gut wäre, Unterschiede zwischen den Studierenden zu machen.
Das hätte den schalen Beigeschmack von Ungleichbehandlung.
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Faris Al Ahmed, 24, studiert im 6. Semester
Wirtschaftsingenieurwesen
Auf jeden Fall bin ich gegen Studiengebühren,
wie auch immer geartet. Ich glaube, dass es vielen jungen Leuten,
die auch intelligent sind und Zukunftspotenzial haben, die Chance
verbauen würde, überhaupt zu studieren. In einigen Bundesländern
gibt es ja schon Gebühren. Und wo gehen die Leute hin, die
das Geld nicht bezahlen können? Vielleicht weichen sie nach
Polen aus oder irgendwo anders hin. Ich glaube nicht, dass das gut
für Deutschland wäre.
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Amewu Nove, 23, studiert
im 1. Semester Kultur und Technik, Schwerpunkt Philosophie
Da ich aus Berlin komme, wäre es für mich persönlich
natürlich praktisch. Und irgendwoher muss Berlin ja auch Geld
bekommen. Trotzdem glaube ich nicht, dass Studiengebühren,
ob nun für alle oder nur für diejenigen aus anderen Bundesländern,
der richtige Weg sind. Denn studieren sollte kein Privileg werden.
Ich zum Beispiel wüsste nicht, woher ich das Geld nehmen sollte.
Wahrscheinlich würde ich dann nicht studieren.
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Hadi Faizi, 25, studiert im 1. Semester
Kultur und Technik, Schwerpunkt Philosophie
Davon halte ich nicht so viel. Ich komme zum Beispiel
aus Westfalen und ich könnte mir auch keine Studiengebühren
leisten. Ich habe neben der Uni noch einen Job und habe festgestellt,
dass das Geld kaum reicht. Ich werde jetzt versuchen, einen BaföG-Antrag
zu stellen. 500 Euro könnte ich nicht berappen, da könnte
ich auch nicht studieren. Bei einem Betrag von 100 Euro ... vielleicht
könnte den noch irgendwie jeder zusammenkratzen.
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