Wider die hauptstädtische Peinlichkeit
Wie aus dem schmuddeligen Berliner Zentralen Omnibusbahnhof
ein attraktiver Ankunftsort werden könnte
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Modell des neuen Zentralen
Omnibusbahnhofes in Berlin
© ickes |
So wie sich der Zentrale Omnibusbahnhof in Berlin (ZOB) am Messegelände
seit Jahren An- und Abreisenden präsentiert, ist er eine hauptstädtische
Peinlichkeit. Fehlende Serviceeinrichtungen, ein desolates Erscheinungsbild,
eine kaum existierende architektonische Einbindung in die urbane
Umgebung und die vielen qualitativen Mängel wie fehlender Wetterschutz
und unübersichtliche Haltestellenanordnung stehen in keinem
Verhältnis zu der Bedeutung, die der ZOB als wichtiger nationaler
wie internationaler Verkehrsknotenpunkt in einer Hauptstadt haben
könnte.
Diesem eklatanten Missverhältnis hat sich Ansgar Ickes angenommen.
In seiner Diplomarbeit bei den TU-Professoren Klaus Zillich und
Dr. Matthias Hirche arbeitete er einen Entwurf für ein neues
Gebäude aus. Sein Ziel: den Busbahnhof besser in den städtebaulichen
Kontext einbinden, das Gelände qualitativ aufwerten, Platz
für neue Funktionen schaffen und eine Form finden, die den
Namen Architektur verdient. "Ich wollte ein Gebäude mit
integriertem Omnibusbahnhof entwerfen, das modern und attraktiv
ist und dabei gleichzeitig flexibel, multifunktional und ausbaufähig",
sagt der ehemalige Architekturstudent.
Ickes' Konzept sieht vor, den heute oberirdisch liegenden ZOB auf
die gleiche Ebene wie die Autobahn zu legen, um ihn so unmittelbar
an sein "Schienennetz" anzuschließen - also an die
Autobahn. Eine Zufahrt existiert bereits heute als Autobahnauf-
und -abfahrt.
Das von Ickes entworfene Gebäude gliedert sich in drei Zonen:
Obergeschosse, den Foyer- und Sockelbereich und die unterirdischen
Busverkehrsebenen. Die Obergeschosse können für die ZOB-Verwaltung,
Büros sowie Hotel- und Jugendherbergszimmer genutzt werden.
Im Foyer- und Sockelbereich sind für Busreisende, Passanten
und Anwohner in einem hellen, windgeschützten und beheizten
Umfeld attraktive Einkaufs-, Service- und Aufenthaltsmöglichkeiten
untergebracht. In der unterirdischen Ebene wird der Busverkehr abgewickelt.
Die Fassade des Gebäudes besteht aus Glas, ebenso das Tonnendach,
um die unterirdischen Ebenen und das Foyer zu beleuchten. Aber noch
eine andere Funktion kommt dem Dach zu, das 20 Meter weit auf einen
Vorplatz ragt: Es soll den Bahnhofscharakter des ZOB-Gebäudes
hervorheben.
Ende Oktober konnte Ansgar Ickes seine Arbeit während der
ZOB-Beiratssitzung vorstellen. Sie stieß auf großes
Interesse. Jetzt bräuchte es einen zahlungskräftigen Investor,
der die Pläne umsetzt.
Sybille Nitsche
www.daji.de
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