Experten in eigener Sache
Wie Mieter ihr Wohnumfeld selbst gestalten
Die meisten Menschen wohnen hier bereits seit Jahrzehnten. Als
junge Familien haben sie in den 50er- und 60er-Jahren die Mehrfamilienhäuser
der Zeilensiedlung in der Neuköllner Holzmindener Straße
mit ihrer typischen parallelen Anordnung der Gebäude bezogen.
Über die Jahre bildeten sie eine stabile Mieterklientel. Doch
die Nachkriegsbauten kommen in die Jahre. Sanierung, Modernisierung,
Umbau stehen an.
"Hier setzt unser Forschungsprojekt Zeilen-Umbruch'
an", erklärt Dr. Doris Felbinger, Wissenschaftlerin in
dem interdisziplinären Forschungsteam, in dem die TU Berlin
zusammen mit dem Sekretariat
für Zukunftsforschung (SFZ) Wohnsiedlungen aus der Nachkriegszeit
untersucht. "Wegen des hohen Anteils an Erstbezüglern
sind diese Nachkriegssiedlungen besonders stark vom demografischen
Wandel betroffen und daher in ihrer bisherigen sozialen Stabilität
bedroht."
"Wegweisend an diesem sozialökologischen Forschungsprojekt
ist, dass wir die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Wünschen
und Ideen an den Planungen beteiligen", ergänzt Projektleiterin
Dr. Gabriele Wendorf. Dazu hat das Forschungsteam ein neues Verfahren
entwickelt, das sowohl zu einer bewohnergerechten Gestaltung als
auch zur sozialen Stabilität beitragen soll. Mieterinnen und
Mieter werden als Experten in eigener Sache nach ihren Erfahrungen
befragt. Damit wird ihre Kreativität angeregt, um dann ebenso
einfache wie wirkungsvolle und trotzdem nachhaltige Lösungen
zur Gestaltung von Gebäuden und Umfeld zu finden, die die Wohnqualität
erhöhen. "Umbauen statt neu bauen" ist das Motto
der Maßnahmen. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen
und fehlender Anschlussfinanzierungen durch den Berliner Senat müssen
mit geringen Mitteln möglichst große Wirkungen erzielt
werden. Das Projekt ist an der Fakultät
VIII Wirtschaft und Management angesiedelt und wird vom Bundesforschungsministerium
noch bis 2007 gefördert.
Patricia Pätzold
www.zeilen-umbruch.de
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