Gemeinsam studiert es sich leichter
Wie erfolgreiche TU-Absolventinnen und
-Absolventen ihre erste Zeit an der Uni erlebten
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Dr.-Ing. Matthias
Kühn, Leiter des Fachbereichs Fahrzeugsicherheit, Gesamtverband
der Deutschen Versicherungswirtschaft, hat im Oktober den Verkehrssicherheitspreis
erhalten
© privat |
Mein erster Uni-Tag beziehungsweise die erste Uni-Woche an der
TU Berlin begann irgendwann im Oktober 1994. Die Einführungswoche
im Verkehrswesen wurde federführend von den studentischen Studienberatern
durchgeführt. Ich merkte schnell, dass diese Leute nicht auf
meiner Wellenlänge lagen. Es war alles so anders als ich es
mir vorstellte: Studienberater, die im 20. Semester "studieren",
Tipps, wie man am besten an bestimmte Klausurthemen gelangt, Professoren,
deren Lehrveranstaltungen man meiden sollte. Es waren überwältigend
viele Eindrücke und Tipps zu verarbeiten.
Allerdings war es auch die Zeit, in der ich die Studienkollegen
traf, die mich durch das gesamte Studium begleiteten und zu denen
ich heute noch Kontakt habe. Das "Team" ist meiner Meinung
nach ein wichtiger Schritt für ein erfolgreiches Studium. Wer
allein durch die Weiten der TU Berlin zieht, hat es sehr schwer.
Im Nachhinein als sehr wichtig und richtig stellte sich meine Entscheidung
heraus, mir selbst ein Urteil über Professoren und bestimmte
Lehrveranstaltungen zu bilden und nicht nur auf die Tipps der höheren
Semester zu bauen: Einschätzungen anderer müssen sich
keineswegs mit dem persönlichen Eindruck decken.
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Martina Hering-Motaleb,
Architektin
© privat |
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Wir waren 120 in einem Arbeitsraum, als ich mein Studium 1994 begann,
auch bei anfänglichen Besprechungen. Das war sehr stressig,
es fehlte der Platz zum Arbeiten und viele dieser Studierenden waren
für die Architektur nicht genügend motiviert. Viele hatten
nur aufgrund guter Abiturdurchschnitte den Studienplatz erhalten.
Einige konnten den Arbeitsaufwand dann nicht verkraften und übten
im Arbeitsraum Stepptanz. Nach einem halben Jahr hatten schon 25
Prozent das Studium aufgegeben und nach dem Vordiplom 50 Prozent.
Damals fand ich, dass eine Mappenabgabe und eine Aufnahmeprüfung,
wie in der Universität der Künste, ein viel besseres Auswahlinstrument
für Architektur-Studierende wäre als ein Numerus clausus.
Nach dem Vordiplom wurde die Lernatmosphäre viel angenehmer.
Besonders geholfen hatte mir, dass wir am Anfang jede Woche ein
Entwurfskonzept mit Plänen und Modell präsentieren mussten.
Dadurch bekamen wir nicht nur Routine und Schnelligkeit, sondern
es wurde auch unsere Fähigkeit geschult, eine Gestaltungsidee
stimmig zu transportieren, was besonders jetzt gegenüber unseren
Bauherren sehr wichtig ist. Die vielen Gruppenarbeiten übten
unsere Durchsetzungs- und Diplomatiefähigkeiten.
Alles in allem war es ein gelungenes Studium für mich.
Mittlerweile haben wir, mein Mann und ich, unser eigenes kleines
Architekturbüro in Berlin und London.
www.motaleb.de
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Dr. Thomas Nittka,
Geschäftsführer tricom GmbH
© privat |
Bevor ich am 4. August 1980 an der TU Berlin mit dem Ingenieur-Studiengang
Energie- und Verfahrenstechnik begann, hatte ich in meinem Praktikum
einige Kommilitonen kennengelernt. Ein gemeinsamer Einstieg war
vorbereitet. Ich besuchte den empfohlenen Mathe-Einführungskurs
für Ingenieure, und so begann mein Uni-Leben bereits mitten
in den Sommersemesterferien 1980. Der erste Tag begann mit vielen
Fragen: Wo und wie finde ich das Audimax? Was ist ein Audimax? Wie
findet der Unterricht statt, und noch vieles mehr. Nach den ersten
Einführungsminuten durch den Professor war klar: Die nächsten
Wochen sind täglich mit Mathematik ausgefüllt. Der ganze
Abiturstoff und noch einiges mehr wurden in sechs Wochen wiederholt.
Gut, dass ich Kommilitonen hatte, mit denen ich die täglichen
Hausaufgaben machen und den unbekannten Lehrstoff lernen und das
Alltagsleben bewältigen konnte. Als das erste Semester dann
Mitte Oktober richtig begann, fühlten wir uns schon wie alte
Hasen. Die ersten Wochen waren arbeitsreich. Ich habe es nie bereut
und immer den intensiven Kontakt zu einigen Instituten, für
Studien- und Diplomarbeit sowie Studentenjobs, gesucht und gefunden.
Selbst nach meiner Promotion bin ich noch immer mit der Uni verwachsen.
Ich engagiere mich in Projekten, zum Beispiel im ReUse-Computer
e.V. und in der "Langen Nacht der Wissenschaften".
www.ReUse-Computer.org
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Uli Prommer,
Telekommunika-
tionsexperte und Unternehmensberater bei Mercer Management Consulting
© privat |
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An einem Abend im April 1989 stieg ich in einem 500-Seelen-Dorf
in den Zug und kam morgens in einer Millionenmetropole an. Der Busfahrer
schnauzte mich gleich an, weil ich - unsicher, ohne Überblick
und mit meinem großen Seesack bepackt - einer Dame auf den
Fuß trat. Nach einem schnellen Kaffee in meinem Studentenwohnheim
traf mich dann in der Uni gleich der nächste Schock: Wie sollte
ich mich an so einer großen Uni je zurechtfinden? Doch ich
lernte schon in den ersten Vorlesungen Leute aus allen Teilen Deutschlands
kennen, denen es ähnlich ging. Zusammen bildeten wir bald so
etwas wie eine kleine Familie und ich begann, mich an der Uni heimisch
zu fühlen. Nach und nach gewann ich Sicherheit und den Überblick
über das, was mir die Uni bieten konnte. Besonders wichtig
wurden für mich dann die zwei Auslandsjahre, an deren Ende
ich sowohl ein französisches als auch ein deutsches Diplom
in der Hand hielt. Ich nahm an dem ersten Doppeldiplom-Programm
der TU Berlin mit der Ecole Nationale Supérieure des Mines
im französischen Saint Etienne teil. Mit rudimentären
Französischkenntnissen war ich in Frankreich angekommen. Doch
in Sprachkursen und im Alltag lernte ich täglich hinzu, fühlte
mich bald sicher und geborgen. Auf so eine Erfahrung sollte man
nicht verzichten. Und an der TU Berlin gibt es inzwischen mehrere
Doppeldiplom-Programme ...
www.tu-berlin.de/zuv/aaa/doppe.htm
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