Der Modearchitekt nach Schinkel
Friedrich Hitzig, Vollender des TU-Gebäudes, starb vor
125 Jahren
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Unweit seines
großen Lehrers Karl Friedrich Schinkel ruht Friedrich
Hitzig auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof
© Förster |
Das Hauptgebäude der TU Berlin zählt zu den wenigen
heute noch existierenden Monumentalbauten, an denen Privatbaumeister
Friedrich Hitzig beteiligt war, gestorben vor 125 Jahren als Präsident
der Königlichen Akademie der Künste.
Friedrich Hitzig stammte aus einer berühmten jüdischen
Berliner Familie: Sein Urgroßvater Daniel Jaffe war Hofbankier
Friedrichs II., der Vater, Eduard Julius, ein Jurist, war Freund
und Biograf von E. T. A. Hoffmann sowie Adalbert von Chamisso. Friedrich
selbst gehörte zu den bedeutendsten Privatbaumeistern Berlins
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er errichtete die
Berliner Börse, die Reichsbank, die Markthalle am Schiffbauerdamm,
die umgebaut als Zirkus, Großes Schauspielhaus und Friedrichstadtpalast
Berühmtheit erlangte, sowie zusammen mit Richard Lucae und
Julius Carl Raschdorff die Königliche Technische Hochschule,
die heutige TU Berlin. 1811 in Berlin geboren, absolvierte Hitzig
die Gewerbeschule und die Bauakademie, legte 1829 die Feldmesserprüfung
ab und wirkte als Praktikant am Bau der Berliner Sternwarte unter
Leitung von Karl Friedrich Schinkel mit, der ihn künstlerisch
beeinflusste. 1835 holte er sich bei der Ecole des Beaux Arts in
Paris Anregungen, legte 1837 seine Baumeisterprüfung ab und
war fortan als Privatbaumeister in Berlin tätig. Bald galt
er als der Modearchitekt der Ära nach Schinkel. Von diesem
übernahm er den italienischen Villenstil, lockerte die klassizistischen
Formen auf und ergänzte sie mit spielerischen Renaissanceelementen.
Damit traf er den bürgerlichen Zeitgeschmack. In den Jahren
1854-1859 errichtete er im Tiergartenviertel mehrere elegante, stilvolle
Mietshäuser und Villen, die alle dem Zweiten Weltkrieg zum
Opfer fielen. In der 1851 von Hitzig gegründeten Berliner Bauzeitschrift
kann man heute noch einige seiner Modelle "besichtigen".
Auch die Plansammlung der TU Berlin besitzt noch wertvolle Zeichnungen
und Pläne.
Auf seinen Studienreisen nach Frankreich, Belgien, Italien, Griechenland,
Ägypten und der Türkei fing er immer wieder neue künstlerische
Anregungen ein, um die rasch sich wandelnden Stilmoden zu bedienen,
und wurde zum Stararchitekten des Berliner Bürgertums. 1876
avancierte er zum Präsidenten der Königlichen Akademie.
1859 gewann Hitzig eine Ausschreibung für den Monumental-
und Prestigebau in der preußischen Hauptstadt. An jenem Platz
in der Burgstraße, wo einst das Palais seines Urgroßvaters
stand, baute Hitzig die neue Börse. Der Sandsteinbau erhielt
eine imposante Neorenaissancefassade und eine beeindruckende Wandelhalle.
Erneut traf er den Geschmack der aufsteigenden Berliner Wirtschaftselite.
1869 bekam er den Auftrag für die Reichsbank in der Jägerstraße
und entwarf 1871 das erste Reichstagsgebäude in der Leipziger
Straße, das bereits 1895 wieder abgetragen wurde.
1877 starb Richard Lucae, ein Verehrer der Renaissance, über
den Plänen zur Königlichen Technischen Hochschule in Charlottenburg.
Hitzig übernahm das Projekt. Doch auch er erlebte die Vollendung
nicht mehr. Am 11. Oktober vor 125 Jahren starb er. Seine letzte
Ruhe fand Friedrich Hitzig im Familien-Mausoleum unweit des Grabes
von Karl Friedrich Schinkel, seinem Vorbild und Lehrer, auf dem
Dorotheenstädtischen Friedhof.
Hans Christian Förster
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