10/06
Oktober 2006
TU intern
10/2006 als
pdf-Datei
(1,2 MB)
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Semesterstart
Innenansichten
Lehre & Studium
Forschung
Alumni
Menschen
Tipps & Termine
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Der Modearchitekt nach Schinkel

Friedrich Hitzig, Vollender des TU-Gebäudes, starb vor 125 Jahren

 
  Unweit seines großen Lehrers Karl Friedrich Schinkel ruht Friedrich Hitzig auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof
© Förster

Das Hauptgebäude der TU Berlin zählt zu den wenigen heute noch existierenden Monumentalbauten, an denen Privatbaumeister Friedrich Hitzig beteiligt war, gestorben vor 125 Jahren als Präsident der Königlichen Akademie der Künste.

Friedrich Hitzig stammte aus einer berühmten jüdischen Berliner Familie: Sein Urgroßvater Daniel Jaffe war Hofbankier Friedrichs II., der Vater, Eduard Julius, ein Jurist, war Freund und Biograf von E. T. A. Hoffmann sowie Adalbert von Chamisso. Friedrich selbst gehörte zu den bedeutendsten Privatbaumeistern Berlins in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er errichtete die Berliner Börse, die Reichsbank, die Markthalle am Schiffbauerdamm, die umgebaut als Zirkus, Großes Schauspielhaus und Friedrichstadtpalast Berühmtheit erlangte, sowie zusammen mit Richard Lucae und Julius Carl Raschdorff die Königliche Technische Hochschule, die heutige TU Berlin. 1811 in Berlin geboren, absolvierte Hitzig die Gewerbeschule und die Bauakademie, legte 1829 die Feldmesserprüfung ab und wirkte als Praktikant am Bau der Berliner Sternwarte unter Leitung von Karl Friedrich Schinkel mit, der ihn künstlerisch beeinflusste. 1835 holte er sich bei der Ecole des Beaux Arts in Paris Anregungen, legte 1837 seine Baumeisterprüfung ab und war fortan als Privatbaumeister in Berlin tätig. Bald galt er als der Modearchitekt der Ära nach Schinkel. Von diesem übernahm er den italienischen Villenstil, lockerte die klassizistischen Formen auf und ergänzte sie mit spielerischen Renaissanceelementen. Damit traf er den bürgerlichen Zeitgeschmack. In den Jahren 1854-1859 errichtete er im Tiergartenviertel mehrere elegante, stilvolle Mietshäuser und Villen, die alle dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen. In der 1851 von Hitzig gegründeten Berliner Bauzeitschrift kann man heute noch einige seiner Modelle "besichtigen". Auch die Plansammlung der TU Berlin besitzt noch wertvolle Zeichnungen und Pläne.

Auf seinen Studienreisen nach Frankreich, Belgien, Italien, Griechenland, Ägypten und der Türkei fing er immer wieder neue künstlerische Anregungen ein, um die rasch sich wandelnden Stilmoden zu bedienen, und wurde zum Stararchitekten des Berliner Bürgertums. 1876 avancierte er zum Präsidenten der Königlichen Akademie.

1859 gewann Hitzig eine Ausschreibung für den Monumental- und Prestigebau in der preußischen Hauptstadt. An jenem Platz in der Burgstraße, wo einst das Palais seines Urgroßvaters stand, baute Hitzig die neue Börse. Der Sandsteinbau erhielt eine imposante Neorenaissancefassade und eine beeindruckende Wandelhalle. Erneut traf er den Geschmack der aufsteigenden Berliner Wirtschaftselite. 1869 bekam er den Auftrag für die Reichsbank in der Jägerstraße und entwarf 1871 das erste Reichstagsgebäude in der Leipziger Straße, das bereits 1895 wieder abgetragen wurde.

1877 starb Richard Lucae, ein Verehrer der Renaissance, über den Plänen zur Königlichen Technischen Hochschule in Charlottenburg. Hitzig übernahm das Projekt. Doch auch er erlebte die Vollendung nicht mehr. Am 11. Oktober vor 125 Jahren starb er. Seine letzte Ruhe fand Friedrich Hitzig im Familien-Mausoleum unweit des Grabes von Karl Friedrich Schinkel, seinem Vorbild und Lehrer, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.

Hans Christian Förster

© TU-Pressestelle 10/2006 | TU intern | Impressum | Leserbriefe