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Oktober 2006
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"Viele Hochschulen werden uns folgen"

International kompatibel: Universität Mannheim startet ab jetzt schon im September

 
  Hans-Wolfgang Arndt, Professor für Öffentliches Recht und Steuerrecht, ist Präsident der Universität Mannheim
© Universität Mannheim

Herr Professor Arndt, schon mehr als einen Monat früher als anderswo in Deutschland, am 4. September, sind in Mannheim in diesem Semester die Studierenden wieder in die Hörsäle geströmt. Mit Ihrer Entscheidung, die Semesteranfangszeiten so umzustellen, dass sie mit denen der Partnerländer, zum Beispiel USA, Australien, Frankreich, Großbritannien oder die Niederlande, kompatibel sind, haben Sie eine deutschlandweite Diskussion unter den Universitäten ausgelöst. Was hat Sie dazu bewogen, diesen Schritt im Alleingang zu tun?

Wir haben seit diesem Herbst unsere Kernfächer - BWL, VWL und Sozialwissenschaften - auf das Bachelor-/ Mastersystem umgestellt. Alle Studierenden sollen künftig für ein Semester ins Ausland. Das geht nur, wenn die Semesterrhythmen sich am weltweit vorherrschenden Rhythmus orientieren.

Die Uni Mannheim hat jetzt den akademischen Rhythmus der internationalen Partner aufgenommen, aber den der inländischen Universitäten durchbrochen. Kann das nicht auch schwerwiegende Konsequenzen haben?

Der Wechsel von und nach Mannheim ist weiterhin zu jedem Semester möglich. Es kommt für Studierende, die innerhalb Deutschlands die Hochschule wechseln, lediglich einmal zu längeren, kürzeren oder - im Extremfall - zum Ausfall der Vorlesungsferien.

Wie wollen Sie die mögliche Problematik für Studierende lösen, die innerhalb Deutschlands den Studienort wechseln, vielleicht noch Klausuren schreiben oder sich anderen Prüfungen unterziehen müssen?

Sollte es in Einzelfällen Überschneidungen mit unseren Vorlesungszeiten geben, bemühen wir uns zusammen mit den Interessenten um eine Lösung. Im Übrigen ist davon auszugehen, dass die Zahl der Studienortwechsler innerhalb eines Studienprogrammes durch die Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem praktisch auf null zurückgehen wird. Die Ortswechsel werden künftig vor allem nach dem Bachelorabschluss stattfinden.

Wie reagieren die Forscher auf die Terminschwierigkeiten mit Tagungs- und Kongressbesuchen innerhalb Deutschlands, die üblicherweise in die vorlesungsfreie Zeit fallen? Wie geht die Universität damit um?

Kongresse dauern Tage, nicht Wochen. Das bekommen wir durch Vertretungen oder vor- und nachgezogene Veranstaltungen ohne Probleme ausgeglichen. Wir gehen zudem davon aus, dass in den kommenden Jahren so viele Hochschulen unserem Beispiel folgen werden, dass auch die deutschen Kongressveranstalter sich an den internationalen Zeiten orientieren müssen.

Haben Sie eine Probelaufzeit geplant, falls die anderen deutschen Universitäten nicht nachziehen? Oder sind Sie fest entschlossen, den neuen Rhythmus auch gegen mögliche Widerstände aus Deutschland beizubehalten?

Es gibt keine Probezeit. Wir sind davon überzeugt, dass in drei bis fünf Jahren die kritische Masse an Hochschulen in Deutschland erreicht ist, die sich am internationalen Rhythmus orientieren. Für Hochschulen, die sich ernsthaft dem internationalen Wettbewerb stellen wollen, gibt es hierzu keine Alternative. Und selbst wenn wir die Einzigen blieben, wäre dies kein Nachteil. Wir wären dann weiterhin die einzige deutsche Universität, mit der ausländische Hochschulen einen reibungslosen Austausch praktizieren können.

Welche Vorteile ergeben sich insgesamt daraus?

Wir rennen im Ausland offene Türen ein. Binnen weniger Wochen haben wir mehrere Hundert Austauschplätze an renommierten Hochschulen eingeworben. "Endlich können wir zusammenarbeiten", ist eine Antwort, die ich in den vergangenen Monaten auf meinen Auslandsreisen oft gehört habe. Das gilt für den Austausch von Studierenden genauso wie für den der Wissenschaftler.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Patricia Pätzold

 

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