"Viele Hochschulen werden uns folgen"
International kompatibel: Universität Mannheim startet
ab jetzt schon im September
|
|
|
Hans-Wolfgang
Arndt, Professor für Öffentliches Recht und Steuerrecht,
ist Präsident der Universität Mannheim
© Universität Mannheim |
Herr Professor Arndt, schon mehr als einen Monat früher
als anderswo in Deutschland, am 4. September, sind in Mannheim in
diesem Semester die Studierenden wieder in die Hörsäle
geströmt. Mit Ihrer Entscheidung, die Semesteranfangszeiten
so umzustellen, dass sie mit denen der Partnerländer, zum Beispiel
USA, Australien, Frankreich, Großbritannien oder die Niederlande,
kompatibel sind, haben Sie eine deutschlandweite Diskussion unter
den Universitäten ausgelöst. Was hat Sie dazu bewogen,
diesen Schritt im Alleingang zu tun?
Wir haben seit diesem Herbst unsere Kernfächer - BWL, VWL
und Sozialwissenschaften - auf das Bachelor-/ Mastersystem umgestellt.
Alle Studierenden sollen künftig für ein Semester ins
Ausland. Das geht nur, wenn die Semesterrhythmen sich am weltweit
vorherrschenden Rhythmus orientieren.
Die Uni Mannheim hat jetzt den akademischen Rhythmus der internationalen
Partner aufgenommen, aber den der inländischen Universitäten
durchbrochen. Kann das nicht auch schwerwiegende Konsequenzen haben?
Der Wechsel von und nach Mannheim ist weiterhin zu jedem Semester
möglich. Es kommt für Studierende, die innerhalb Deutschlands
die Hochschule wechseln, lediglich einmal zu längeren, kürzeren
oder - im Extremfall - zum Ausfall der Vorlesungsferien.
Wie wollen Sie die mögliche Problematik für Studierende
lösen, die innerhalb Deutschlands den Studienort wechseln,
vielleicht noch Klausuren schreiben oder sich anderen Prüfungen
unterziehen müssen?
Sollte es in Einzelfällen Überschneidungen mit unseren
Vorlesungszeiten geben, bemühen wir uns zusammen mit den Interessenten
um eine Lösung. Im Übrigen ist davon auszugehen, dass
die Zahl der Studienortwechsler innerhalb eines Studienprogrammes
durch die Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem praktisch auf
null zurückgehen wird. Die Ortswechsel werden künftig
vor allem nach dem Bachelorabschluss stattfinden.
Wie reagieren die Forscher auf die Terminschwierigkeiten mit
Tagungs- und Kongressbesuchen innerhalb Deutschlands, die üblicherweise
in die vorlesungsfreie Zeit fallen? Wie geht die Universität
damit um?
Kongresse dauern Tage, nicht Wochen. Das bekommen wir durch Vertretungen
oder vor- und nachgezogene Veranstaltungen ohne Probleme ausgeglichen.
Wir gehen zudem davon aus, dass in den kommenden Jahren so viele
Hochschulen unserem Beispiel folgen werden, dass auch die deutschen
Kongressveranstalter sich an den internationalen Zeiten orientieren
müssen.
Haben Sie eine Probelaufzeit geplant, falls die anderen deutschen
Universitäten nicht nachziehen? Oder sind Sie fest entschlossen,
den neuen Rhythmus auch gegen mögliche Widerstände aus
Deutschland beizubehalten?
Es gibt keine Probezeit. Wir sind davon überzeugt, dass in
drei bis fünf Jahren die kritische Masse an Hochschulen in
Deutschland erreicht ist, die sich am internationalen Rhythmus orientieren.
Für Hochschulen, die sich ernsthaft dem internationalen Wettbewerb
stellen wollen, gibt es hierzu keine Alternative. Und selbst wenn
wir die Einzigen blieben, wäre dies kein Nachteil. Wir wären
dann weiterhin die einzige deutsche Universität, mit der ausländische
Hochschulen einen reibungslosen Austausch praktizieren können.
Welche Vorteile ergeben sich insgesamt daraus?
Wir rennen im Ausland offene Türen ein. Binnen weniger Wochen
haben wir mehrere Hundert Austauschplätze an renommierten Hochschulen
eingeworben. "Endlich können wir zusammenarbeiten",
ist eine Antwort, die ich in den vergangenen Monaten auf meinen
Auslandsreisen oft gehört habe. Das gilt für den Austausch
von Studierenden genauso wie für den der Wissenschaftler.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Patricia Pätzold
|