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Oktober 2006
 
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Auf der Jagd nach Rekorden

Von denen, die auszogen, ihre Träume zu verwirklichen - und wie ihnen die Uni helfen kann

Nach zwei Jahren Planung und Bau: Der TU-Rennwagen ist endlich fertig und wurde im Sommer auf dem Hockenheimring vorgestellt
© privat

Studierendenalltag ist nicht nur Büffeln, Essen, Schlafen. Immer schon gehörte zum Studieren auch das Austesten eigener Möglichkeiten und Grenzen. An der TU Berlin gibt es viele Möglichkeiten, seine Passion mit dem Studium zu verbinden.

Für die Studentin der Luft- und Raumfahrt Marta Najfeld, frischgebackene Weltrekordhalterin im Segelfliegen, begann alles im September 2004 mit einem von der TU Berlin vermittelten Praktikumsplatz bei Boeing Commercial Airplanes in Seattle, Washington, USA. Schon vorher hatte die geborene Polin in ihrem Stettiner Aeroclub eine Segelflugausbildung gemacht und mit dem Motorflug angefangen. Damit konnte sie sich in Berlin durch Anschleppen anderer Segelflieger ihre eigenen Flugstunden verdienen.

Im Cockpit zu Hause: Inzwischen hat Marta auch einen Pilotenschein für Motorflugzeuge
© privat

Im Anschluss an ihr Boeing-Praktikum verbrachte sie noch einige Zeit im Segelfliegerparadies in Nevada und stellte dort im letzten Jahr - eher zufällig - ihren ersten Geschwindigkeits-Weltrekord mit mehr als 154 Stundenkilometern über 100 Kilometer Distanz auf. Über eine 500 Kilometer lange Ziel-Rückkehrstrecke purzelten gleich noch zwei polnische Nationalrekorde. Nach dem Höhenflug wieder in Berlin gelandet, war das Ziel klar: Eine eigene Maschine musste her. "Wir, mein Freund und ich, haben alles gespart, was wir hatten, um schließlich gemeinsam einen wunderbaren gebrauchten Gleiter zu kaufen, der jetzt in Nevada stationiert ist. Fliegen ist für mich zur Sucht geworden, deswegen habe ich nach dem Motto gehandelt: ‚Du kannst in deinem Gleiter schlafen, aber du kannst dein Haus nicht fliegen.'" Der Sommer 2006, den sie selbstverständlich in Nevada in und an ihrem SZD-55-Segelflieger verbrachte, wurde dann für Marta zur Erfolgsstory: In wenigen Wochen jagten sich fast täglich die Rekorde: Sie erreichte mehrere weitere nationale Rekorde in verschiedenen Disziplinen wie Dreiecksstrecken oder Ziel-Rückkehrstrecken über verschiedene Distanzen sowie als Höhepunkt mit 160 Stundenkilometern einen neuerlichen Weltrekord. "Ich kann nicht mehr aufhören", sagt Marta glücklich. "Meine Zukunft, auch beruflich, wird sich weit über den Wolken abspielen."

Ebenfalls auf Rekordjagd ist ein Team aus Studierenden, die aus unterschiedlichen Fächern kommen. Monatelang werkelten sie in jeder freien Minute, um einen echten Rennwagen zu bauen. Anfang 2005 sah man dem Geflecht aus Plastikrohren noch nicht an, dass einmal Hightech zwischen ihnen versteckt werden sollte. Der TU-Flitzer soll bei dem internationalen Wettbewerb "Formula Student" in London die Konkurrenz aus Japan, den USA und Australien aus der Schikane fegen. "Vor allem wollen wir dadurch praktische Erfahrungen für den Ingenieurberuf sammeln, die im Studium fehlen", erklärt Ole Kröger, Student des Verkehrswesens. Insbesondere die Sponsorensuche gestaltet sich schwierig und muss professionell angegangen werden. Denn die Studierenden brauchen Geld, viel Geld. An die 100000 Euro kann so ein Rennwagen verschlingen.

Im Juli 2006 wurde es aber so richtig spannend. Mit einem zwölfköpfigen Team machten sich die Rennwagenbauer, eine Frau ist auch dabei, auf zum Hockenheimring, um ihr "Baby" den strengen Blicken der Gutachter vorzustellen. Diese prüften Sicherheit und Dichtigkeit von Bauteilen, Fahreigenschaften wie Beschleunigungs- oder Bremsverhalten, aber auch Treibstoffverbrauch und Wartungsfreundlichkeit. Nicht ganz unwichtig: Der Fahrer muss das Fahrzeug innerhalb von fünf Sekunden verlassen können. Logistik, Teamarbeit, betriebswirtschaftliche Probleme haben die Studierenden dabei gemeistert, aber sie hatten auch eine ganze Menge Spaß. Unterstützt werden die eifrigen Automobilbauer von Professor Volker Schindler, TU-Professor für Kraftfahrzeuge. Er freut sich über die Begeisterung der Studierenden und lässt unter anderem seine Kontakte zur Wirtschaft spielen. Sponsoren, die Geld in den Rennwagen stecken, haben dafür die Chance, ihre neu entwickelten Technologien zu erproben.

Marta und Ole sind nur zwei von vielen, die mit viel Engagement ihre Träume wahr werden lassen. Anregungen gibt es überall, in Hochschulgruppen, in Projekten und Initiativen, und die TU Berlin bietet viele Hilfen für diejenigen, die sie nutzen wollen. Den Mut, den Weg zu suchen und Mitstreiter anzusprechen, muss man allerdings selber aufbringen.

Patricia Pätzold

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