Peter Schröders Tafelrunde
Der Humboldt-Forschungspreisträger sucht den praktischen
Nutzen komplizierter mathematischer Formeln
|
Peter Schröders Berechnungen
beginnen oft an der Tafel
© TU-Pressestelle |
Makellos die wissenschaftliche Karriere, herausragend das weltweite
Renommee als Mathematiker. Unter Kollegen heißt es neidlos
anerkennend, er sei "ein Star", ein "big shot"
eben. Prof. Dr. Peter Schröder ist der Wissenschaftler auf
dem Gebiet der Multiskalenanalyse. Darauf angesprochen, lächelt
er diskret distanziert, sagt nur: "Ja, damit bin ich bekannt
geworden", und wechselt eilig das Thema. Über die eigene
Klasse zu sprechen ist ihm unangenehm.
Peter Schröder lehrt Computergrafik und Angewandte Mathematik
am Caltech
im kalifornischen Pasadena und arbeitet derzeit als Forschungspreisträger
der Alexander von Humboldt-Stiftung
am Institut
für Mathematik der TU Berlin. Die Humboldt-Stiftung vergibt
diese Forschungspreise ausschließlich an international anerkannte
Wissenschaftler aus dem Ausland und würdigt damit deren wissenschaftliche
Lebensleistung. Die Nominierung selbst muss gleichfalls von international
ausgewiesenen Wissenschaftlern erfolgen. Im Fall von Peter Schröder
waren es Günter M. Ziegler und Alexander Bobenko, beide Professoren
für Mathematik an der TU Berlin.
Peter Schröder hatte an der TU Berlin begonnen, Mathematik
zu studieren. Nach dem Vordiplom aber wurde er vom Massachusetts
Institute of Technology (MIT) auserwählt, dort weiterzustudieren.
Für die deutsche Forschung war er damit verloren. Denn seine
Bilderbuchkarriere legte er in Amerika hin: Abschluss des Studiums
beim Gründer des MIT Media Lab, Professor Nicholas Negroponte,
Promotion nach nur drei Jahren an der Universität in Princeton,
Ruf ans Caltech nach nur einem Jahr als Postdoktorand, Full Professor
nach nur sechs Jahren, wozu man normalerweise zehn braucht. Und
während seines Sturmlaufs nach ganz oben hat er auch noch etliche
Auszeichnungen der Spitzenklasse abgeräumt wie etwa das Packard
Foundation Fellowship. Das Stipendium wird alljährlich an nur
25 Wissenschaftler aller Wissenschaftsdisziplinen in den USA vergeben
und ist mit 625000 Dollar dotiert.
Als Humboldt-Preisträger ist er eingeladen, selbst gewählte
Forschungsvorhaben in Zusammenarbeit mit Fachkollegen in Deutschland
durchzuführen. "Ich bin an die TU Berlin gekommen, weil
ich hier mit Spezialisten auf dem Gebiet der Diskreten Differenzialgeometrie
zusammenarbeiten kann. Diese hat viele praktische Bezüge zur
Computergrafik, meiner Hauptforschungsrichtung. Ich hoffe hier an
der TU Berlin auf der Suche nach Lösungen voranzukommen, wie
Theorien aus der Diskreten Differenzialgeometrie so zu entwickeln
sind, dass sie auch praktisch nutzbar werden", sagt Schröder
und fügt hinzu, dass der direkte Austausch mit den Kollegen
durch keine moderne Kommunikationsform zu ersetzen sei. "Nichts
geht über die gemeinsame Arbeit an der Tafel."
Womit sich Peter Schröder mathematisch auseinandersetzt, findet
über viele, viele Schritte letztlich seine Anwendung zum Beispiel
im Industrial Design oder in der Unterhaltungsindustrie; wird konkret
sichtbar in den dreidimensionalen Computerdarstellungen im neuen
Design einer Autokarosserie oder einer computeranimierten Filmsequenz.
Erfolgreiche Wissenschaft beginnt also mit der mathematischen Kreativität
eines Wissenschaftlers wie Peter Schröder und endet mitunter
im perfekt computeranimierten Würgegriff eines Riesenkraken.
Sybille Nitsche
|
|