Der Tod auf der Straße
Unfallrisiko von Kindern nicht gesunken - Kritik an Bundesregierung
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Besonders gefährdet sind
Kinder im Schulalter sowohl zu Fuß als auch auf dem Fahrrad
© GDV |
"Null Verkehrstote" sind das erklärte verkehrspolitische
Ziel einiger europäischer Länder wie Schweden, Großbritannien
und der Niederlande, die "Vision Zero". Das sollte auch
in Deutschland selbstverständlich sein, fordern Wissenschaftler
der Technischen Universität Berlin. Doch im deutschen Straßenverkehr
verunglücken jährlich mehr als 40000 Kinder, 208 davon
tödlich.
In einer Situationsanalyse zur Datenlage von Verkehrssicherheitsmaßnahmen
für Kinder stellten die Wissenschaftler fest, dass das Risiko
zu verunglücken in den vergangenen Jahren eher noch gestiegen
ist, obwohl die Bundesregierung das Gegenteil berichtet. Das Problem
seien die fehlende systematische Auswertung der Verkehrsunfalldaten
und die Umsetzung der wissenschaftlichen Empfehlungen zur Unfallvermeidung
in der Verkehrspolitik.
Neben dem ungeheuren Leid für die Betroffenen, verursacht
die hohe Zahl der verunglückten Kinder auch eine große
Angst von Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder auf der Straße.
Familien passen ihr Verhalten an - mit erheblichen psychosozialen
Auswirkungen. Kinder werden mehr transportiert, kontrolliert und
begleitet. Sie verbringen mehr Zeit in den Wohnungen, treten weniger
mit der Erfahrungswelt "Straße" in Kontakt, bewegen
sich weniger und erhöhen ihren Medienkonsum.
Die Analyse von Ute Dorschner, Manja Lippold und Priv.-Doz. Christian
Gericke vom Fachgebiet
Management im Gesundheitswesen der TU Berlin legt eine Basis
für die Überprüfung der Effizienz der deutschen Verkehrspolitik.
Zugrunde gelegt wurden die Daten zwischen 1990 und 2005 zu Verkehrsunfällen
von Kindern in Deutschland. Zusätzlich wurden Studien zu ausgewählten
Bereichen wie Verkehrserziehung, Schutzausrüstung, Bau und
Raum, Überwachung und Regulation sowie psychologische und soziale
Aspekte recherchiert und dem aktuellen Unfallverhütungsbericht
der Bundesregierung gegenübergestellt.
Maßnahmen zur Verkehrssicherheit bleiben danach Einzelmaßnahmen.
Beispiele sind Anzeigetafeln zum Einhalten der Geschwindigkeit in
Tempo-30-Zonen, die eine positive Wirkung auf das Fahrverhalten
haben, oder Aufklärungsmaßnahmen, die nachweislich Fahrer
motivieren, zum Schutz von Schulkindern am Vormittag die Geschwindigkeit
zu reduzieren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler empfehlen,
Forschungsergebnisse den politischen Entscheidungsträgern besser
strukturiert und in leicht zugänglicher, verständlicher
Form zur Verfügung zu stellen, und zeigen eine erfolgreiche
Reduzierung von Unfällen mit Kinderbeteiligung am Beispiel
der Stadt Hamm auf.
Patricia Pätzold
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