Nachgefragt
Grashalm als Vorbild
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Armin Himmelrath
© privat |
TU intern fragt Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten,
was für sie die spannendste Forschungsnachricht der jüngsten
Zeit war und welches Thema mehr Aufmerksamkeit in den Medien verdient.
Armin Himmelrath ist freier Journalist und arbeitet unter anderem
für den Deutschlandfunk, Spiegel online, RBB und WDR.
Eins der aktuell spannendsten Wissenschaftsthemen ist für
mich die Bionik, die Untersuchung biologischer Baustrukturen und
deren Umsetzung in ingenieurwissenschaftliche Konstruktionen. Ein
Beispiel: Biologen untersuchen Aufbau und Struktur eines Grashalms
mit klassischen biologischen Methoden wie Mikroskopie und versuchen,
diese Strukturen am Computer nachzubilden. Ihre Erkenntnisse sind
auch für Ingenieure interessant, die sich mit der Stabilität
langer, schmaler Strukturen beschäftigen, zum Beispiel beim
Bau von Wolkenkratzern: ein Musterbeispiel dafür, wie unterschiedliche
Fächer voneinander profitieren können.
Viele Wissenschafts- und Technikthemen würden mehr Aufmerksamkeit
in den Medien verdienen - von ressourcenschonenden Produktionsverfahren
bis zur Mobilitätssoziologie, von der Materialforschung bis
zu historischen Gesellschaftsanalysen. Doch letztlich bestimmen
die Strukturen des Forschungsbetriebs und der Wissenschaftspolitik
darüber, ob und wie gut in Deutschland und Europa geforscht
wird. Wer weiß denn schon wirklich, wie das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm
funktioniert und wie das aktuelle DFG-Drittmittel-Ranking zu lesen
ist? Solche sperrigen Themen anschaulich und spannend aufzugreifen
- das ist für mich, auch ganz persönlich, eine der größten
Herausforderungen im Wissenschaftsjournalismus.
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