Sauberes Wasser dank Membran-Bioreaktoren
TU Berlin an 5,9-Millionen-Euro-Forschungsprojekt der EU beteiligt
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Außenanlage des Klärwerks
Waßmannsdorf bei Berlin |
"Klärwerke, wie sie in den meisten deutschen Orten Abwässer
reinigen, seien nicht immer das Nonplusultra", erklärt
Dr. Mathias Ernst vom TU-Forschungsschwerpunkt "Wasser
in Ballungsräumen". In Asien und Nordamerika boomen
seit einigen Jahren sogenannte Membran-Bioreaktoren, die Ähnliches
manchmal sogar besser leisten. Europa hat bei dieser Technik allerdings
ein wenig den Anschluss verpasst und versucht jetzt mit einem 5,9
Millionen Euro teuren EU-Forschungsprojekt aufzuholen. "Accelerate
Membrane Development for Urban Sewage PurificatioN" (AMEDEUS)
heißt diese Aufholjagd, die das Kompetenzzentrum
Wasser in Berlin koordiniert.
Das Prinzip solcher Membran-Bioreaktoren (MBR) ist rasch erklärt:
Durch winzige Löcher in Membranen strömt zwar das Wasser
durch, nicht aber Verschmutzungen aus winzig kleinen Schwebstoffen.
Diese Löcher halten mit einem Durchmesser zwischen 0,01 und
0,2 Mikrometern selbst Teilchen zurück, die weniger als den
tausendsten Teil eines Millimeters messen. Bakterien und Schwebstoffe
im Wasser liegen deutlich über dieser Grenze und haben daher
keine Chance durchzuschlüpfen. Selbst kleinere Viren werden
oft von den Membran-Bioreaktoren zurückgehalten, weil sie häufig
auf Bakterien sitzen, die nicht durchschlüpfen können.
Weil diese Technik aber ungefähr doppelt so viel kostet wie
herkömmliche Kläranlagen, setzt sie sich hierzulande noch
nicht durch. In schnell wachsenden Ballungsregionen und in abgelegenen
Gebieten, in denen ein normales Klärwerk nur unter hohen Kosten
errichtet werden kann, boomen aber diese Anlagen. "Sie lassen
sich einfach flexibler einsetzen", erklärt TU-Forscher
Mathias Ernst.
Einen Haken hat die Technik aber durchaus: Auf den Membranen bildet
sich oft rasch eine Deckschicht aus Schmutz und Mikroorganismen,
die nach einiger Zeit die Poren verstopfen. "Fouling"
nennen die Forscher diesen Prozess. Wie dieses "Fouling"
verhindert oder verringert werden kann, versucht nun ein gemeinsames
Forschungsprojekt der TU Berlin mit vier Firmen und der Universität
von New South Wales in Australien herauszubekommen.
Welche Membranen lassen solche Deckschichten am wenigsten entstehen?
Wie sollte ein Membran-Bioreaktor gebaut und betrieben werden, damit
"Fouling" nicht zum Problem wird? Verändert sich
das "Fouling", wenn der Schlamm im Reaktor älter
ist? Welchen Einfluss haben die Fließgeschwindigkeit und die
Zusammensetzung des Abwassers auf das "Fouling"?
Das Team um Prof. Dr. Martin Jekel vom Fachgebiet
Wasserreinhaltung der TU Berlin entwickelt einen Sensor, der
diese Substanzen kontinuierlich messen kann. Prof. Dr. Matthias
Kraume und seine Mitarbeiter vom TU-Fachgebiet
Verfahrenstechnik wiederum bauen eine Versuchsanlage, in der
sie unschädlich gemacht werden, bevor sie den Membran-Bioreaktor
verstopfen können.
Roland Knauer
Spurenstoffe
Stoffe anthropogenen Ursprungs wurden in den letzten Jahren
im Wasserkreislauf gefunden. Viele dieser Spurenstoffe sind
Pharmaka, die über die Kläranlagen in die natürlichen
Wasserressourcen gelangen und schädlich für den
Menschen sein können. Eine Tagung des TU-Instituts
für Technischen Umweltschutz zusammen mit dem Forschungsschwerpunkt
"Wasser in Ballungsräumen" und dem Kompetenzzentrum
Wasser am 29. und 30. November 2006 will den aktuellen Kenntnisstand
der Fachgebiete zusammentragen sowie die Gefährdung bewerten
und diskutieren.
tui
www.spurenstoffe.de
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