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"Die klassische Reaktion von Dekanen"

Studiengangvergleiche folgen eigenen Regeln: Kaum sind sie veröffentlicht, feiern sich die "Sieger", und die "Verlierer" mäkeln an den Untersuchungsmethoden. Informatik-Professoren von FU, HU und FHTW reagierten entsprechend säuerlich auf den Computerwoche-Vergleich. Und wie schaut es am TU-Fachbereich aus: Grund zum Feiern? Wir fragten Prof. Dr. Peter Pepper, der bis vor kurzem Dekan des Fachbereichs 13 Informatik war. Er kommentiert für TU intern die Umfrage aus der Sicht derjenigen, die gut abgeschnitten haben, aber Befragungen trotzdem nicht für das Nonplusultra an Zuverlässigkeit halten:

Die klassische Reaktion von Dekanen zu Evaluationsberichten in der Presse - die ja in letzter Zeit in Mode gekommen sind - ist: Wenn der Fachbereich gut abgeschnitten hat, feiert man die verdiente Bestätigung der eigenen Arbeit (was die Karlsruher Kollegen auch in diesem Fall rollengerecht sofort getan haben). Wenn der Fachbereich dagegen Federn lassen mußte, wird begründet, weshalb die Untersuchung methodisch, vom Datenumfang her oder bezüglich der Schlußfolgerungen mangelhaft und daher nicht weiter diskussionwürdig sei.

Die TU Berlin hatte in der Vergangenheit des öfteren Grund, die letztere Strategie zu wählen. Deshalb ist es sicher erfreulich, wenn sie sich dieses Mal - wenn auch nicht auf einem absoluten Spitzenplatz - so doch unter den "gut'' Bewerteten findet. Besonderen Spaß macht es natürlich dem Dekan, wenn der Fachbereich sich in den Rubriken "Lehrleistung der Professoren'' und "Forschungsleistung'' unter den Top Ten befindet.

Trotzdem sollte man eine solche Umfrage nicht überbewerten. Zu unklar ist, wer genau geantwortet hat, nach welchen Kriterien die Befragten geurteilt haben, nicht zuletzt: Welche Kompetenz die Befragten selbst zur Beurteilung besitzen.

Ein paar Dinge lassen sich aber doch erkennen, die gerade in der aktuellen Debatte in Berlin eine Rolle spielen. Daß bei einer solchen Umfrage unter Managern die Informatiken von FU und HU unter den wenigen schlecht beurteilten Fachbereichen landen, während die TU als gut gilt, zeigt vor allem eines: Wir stellen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, sowohl von der Größe unserer Forschungsleistung als auch von der Zahl der Studierenden her. Eine vergleichbare wirtschaftliche Bedeutung haben die beiden anderen Fachbereiche eben noch nicht erreicht, so daß sie bei den Managern nicht oft genug positiv in Erscheinung treten konnten. Daher ist das schlechte Abschneiden zu verstehen, aufgrund der kurzen Aufbauphase und der aktuellen finanziellen Engpässe der Berliner Universitäten.

Klar sollte sein, daß in dieser Situation die Erhaltung, wenn nicht sogar Stärkung der funktionierenden Struktur der TU-Informatik in Berlin höchste Priorität haben muß. Selbst ein Aufbau der Informatik an der Freien Universität darf daran nichts ändern, da bis zu ihrer vollen Leistungsfähigkeit mehrere Jahre vergehen würden. Es ist vor allem zu entscheiden, ob und wie im Interesse des ganzen Wirtschaftsraums Berlin-Brandenburg Schwerpunktsetzungen in der Informatik an den jeweiligen Standorten forciert werden können.

Peter Pepper


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