Der Fachbereich Architektur der TU Berlin zeichnet mit Fördermitteln der debis Immobilienmanagement GmbH hervorragende Diplomarbeiten aus
Mit der Förderung des jährlich vom Fachbereich Architektur der TU Berlin ausgelobten Architekturpreises unterstreicht die debis Immobilienmanagement GmbH ihren Wunsch, neue Entwicklungen in der Architektur durch die Förderung junger Architektinnen und Architekten zu unterstützen und damit einen konstruktiven Beitrag zur Verbindung von Hochschule und Immobilien-Development zu leisten. Ein Beitrag, der insbesondere in Zeiten immer knapper werdender Ressourcen der Hochschulen von besonderer Bedeutung ist. Die in diesem Jahr prämierten Arbeiten der jungen Absolventinnen und Absolventen spiegeln dabei in besonderer Weise die Bandbreite und Vielfalt des Architektenberufes wider, aber auch die Herausforderung an das Vermögen, sich den sich ständig verändernden Anforderungen der technischen Entwicklung, der Abhängigkeit von wirtschaftlichen und umweltpolitischen Anforderungen und insbesondere der sozialen Verantwortung für das - hier zunächst Entworfene, in der späteren Berufspraxis Gebaute - zu stellen.
Ein Museum und Informationszentrum für das Schärengebiet in Finnland, eine Schauspiel- und Bühnenschule in Hamburg, ein Museumsinstitut für die pathologisch-anatomische Sammlung der Charité in Berlin und ein Joseph-Beuys-Haus in Berlin-Mitte sind die Themen der in diesem Jahr mit dem Architekturpreis - in Höhe von jeweils 2.500,- DM - ausgezeichneten Arbeiten. Aus allen Arbeiten spricht eine besondere Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung mit dem Thema, wie auch der Wunsch nach einer persönlichen Standortbestimmung als Abschluß des universitären Ausbildungsweges.
Neben den mit Preisen ausgezeichneten vier Arbeiten werden auf Empfehlung der Jury weitere fünf Arbeiten in einer Ausstellung gezeigt, die stellvertretend für das Spannungsfeld stehen, in dem sich die universitäre Ausbildung befindet: Der Forderung nach umfassender Professionalität und der Förderung des selbständigen konzeptionellen, des kreativen und innovativen Durchdringens und Bewältigens von Aufgabenstellungen, Fähigkeiten, die alle in der Berufspraxis von den Absolventinnen und Absolventen gefordert werden.
Zur Verleihung des Architekturpreises 1996 und der anschließenden Ausstellungseröffnung möchten wir Sie herzlich einladen.
Zeit Donnerstag, 16. Oktober, 19.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Foyer und Fachbereichsforum Architekturgebäude,
Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin
Veranstaltungsprogramm:
Begrüßung: Dr. Harald Kolrep, Vizepräsident der
TU Berlin
Prof. Dr. Rudolf Schäfer, Dekan Fachbereich Architektur
Festvortrag: Prof. Dr. Harald Bodenschatz (angefragt)
Zur Juryentscheidung: Prof. Dipl.-Ing. Michael Mussotter, Vorsitzender
der Jury Preisverleihung und Ausstellungseröffnung
Die Ausstellung ist vom 17. Oktober bis 7. November 1997, rnontags bis freitags von 12.00 bis 18.00 Uhr zu besichtigen. Ein Katalog aller für den Architekturpreis vorgeschlagenen Arbeiten ist gegen eine Schutzgebühr erhältlich.
Die Jury, der traditionell auch externe Vertreterinnen und Vertreter
der Architektenschaft und der Fachpresse angehören, hat aus
den 27 für den Architekturpreis 1996 vorgeschlagenen Diplomarbeiten
vier für preiswürdig sowie fünf weitere zur Ausstellung
empfohlen.
Die vier prämierten Arbeiten sind:
Klaus Jacoby: "Museum und Informationszentrum für das Schärengebiet, Finnland"
Die Arbeit von Klaus Jacoby zeichnet sich durch eine besondere Bandbreite der Bearbeitung aus. In der Stadt Turku wird in einem ehemals durch Werftanlagen geprägten Hafenareal ein neuer Stadtteil städtebaulich entwickelt, der die besonderen Bezüge von Stadt, Hafen und Wasserfront berücksichtigt. Für die bauliche Realisierung von Gebäudetypen werden Bauregeln entwickelt, die sich als städtebauliche Strategien zur Sicherung des ortstypischen Erscheinungsbildes verstehen. Damit wird ein ganzheitliches Denken angestrebt, das versucht, den Bruch zwischen Städtebau und Objekt zu überwinden. Schließlich wird ein Gebäude, das Museum und Informationszentrum, programmatisch entwickelt und im Entwurf konkretisiert. Dem Verfasser gelingt es, sein Anliegen insbesondere in den städtebaulichen Maßstabsebenen schlüssig und nachvollziehbar zu konkretisieren. Das industriell geprägte Gebiet erfährt durch Umbau, Reparatur und Ergänzung eine angemessene Aufwertung und spiegelt, trotz neuer Nutzung, seinen ursprünglichen Charakter in Maßstab und Materialität wider.
Karen Lohrmann: "Schauspiel- und Bühnenschule in Hamburg - Orte zum Schauen und Hören"
Durch ihre sehr subtile Herangehensweise an die Aufgabenstellung, ein prozeßhaftes Arbeiten und ihre phantasievolle Recherche sprengt die Arbeit von Karen Lohrmann auf erfreuliche Weise den Rahmen des gewohnten. Aus der Interpretation der Schauspielschule als Ort der Gegensätze, dem einerseits Extrovertierten des sich Zeigens und Präsentierens, dem das Introvertierte, die Geborgenheit, die Schauspieler für ihre Arbeit benötigen, gegenübersteht, entwickelt die Verfasserin ein Miteinander von sogenannten (extrovertierten) Neben- und (introvertierten) Haupträumen, das sie, gestützt auf eine spezielle assoziative Methodik, programmatisch füllt. Die Schauspielschule, Ort der Haupträume, in einer Baulücke am Rödingsmarkt gelegen, wird baulich inszeniert und konkretisiert. Vor allem auch in ihrer Modellstudie erreicht sie dabei räumliche Qualitäten, die das Spannungspotential dieses besonderen Ortes und der Aufgabe voll ausschöpfen.
Kerstin Schumacher: "Die pathologisch-anatomische Sammlung an der Charité in Berlin - Ein Museumsinstitut"
Der Verfasserin gelingt eine hervorragende Umsetzung des Bildes vom Körper und seinem Inneren und des mystischen Schauers, den das Thema beim Betrachter auslöst. Ihr gelingt es dabei, die unterschiedlichen Anforderungen an das Gebäude - Sammlung, Ausstellung und Forschung - entsprechend räumlich zu charakterisieren und in einem Gebäude hoher Komplexität zu vereinen. Insbesondere in den Modellstudien gelingt es, einen Ort hautnah erlebbar zu machen, der aus dem Spannungsfeld von wissenschaftlicher Recherche und der neugierigen Passion für das Abnorme seine räumlichen Qualitäten zu inszenieren vermag.
Stephanus Schmitz: "Joseph-Beuys-Haus in Berlin-Mitte"
Die Arbeit von Stephanus Schmitz ist der Versuch einer architektonischen Umsetzung des Beuysschen "erweiterten Kunstbegriffes" und löste heftige Diskussionen in der Jury aus. Im Rahmen der eigenen Setzungen bleibt sie konsequent und überrascht auf allen Ebenen, ebenso ist sie damit als artikulierteste aller eingereichten Arbeiten anzusehen, die ein eigenständiges Konzept vorbildlich verfolgt. Sie provoziert Bewertungen, die nicht unabhängig vom eigenen Kunst- und Architekturverständnis des Betrachters erfolgen können. Das Gebäudeensemble, als städtebauliche Figur am Platz vor dem Deutschen Theater situiert, provoziert, ist geradezu widerspenstig und scheint bewußt nicht die bildhafte Umsetzung seiner Nutzung zu wollen. Es werden sich permanent ändernde Bilder gebaut, gleichzeitig Hülle einer Art Laboratorium des Lebens und Tätigseins. Das Gebäude ist damit Spiegel und spielt mit einer Konfrontation, die Beuys selbst immer auslösen wollte. Dies mit Mitteln der Architektur zum Ausdruck gebracht zu haben, ist Verdienst einer Arbeit, die sich jeder Kategorisierung entzieht.