Welchen Weg soll die Sozialdemokratie wählen?
Anthony Giddens live im Internet

Queens Lecture auch im Internet!
Die Queen's Lecture ist in ganz Deutschland über Internet in Bild und Ton zu empfangen. Hierzu laden wir alle MBone Teilnehmer herzlich ein. Schauen Sie in die angemeldeten Veranstaltungen mit dem Werkzeug "sdr". Für diejenigen, die mit dem Wort "MBone" oder "sdr" nichts anfangen können, hier gibt es im Internet reichlich Informationen unter http://www.mbone.de. Insbesondere Teilnehmer, die am Deutschen Forschungsnetz arbeiten oder einen Multicast Zugang ihres Providers haben, können sich rechtzeitig vor der Queen's Lecture die nötige Software herunterladen. Bild ohne Ton gibt es über eine Webcam. Das können Sie dann auch ohne "MBone".

Während die deutsche Sozialdemokratie tief in der Krise steckt, erfreuen sich die Regierungen in den USA und vor allem in Großbritannien wachsender Beliebtheit. Welchen politischen Weg haben sie gewählt und was hat sie so erfolgreich gemacht? Anfang November ist der britische Soziologe und Direktor der London School of Economics, Anthony Giddens, Gast der traditionellen Queen's Lecture an der TU Berlin. Der renommierte Wissenschaftler, der sich in den vergangenen Monaten vor allem durch seine Theorie des "dritten Weges" einen Namen gemacht hat, gilt mit seinen politischen Visionen als einflussreiches Vorbild für die Erneuerung der Sozialdemokratien in Großbritannien und den USA.

In seinem Vortrag "The Third Way and its Critics" spricht Anthony Giddens über die Zukunft der Sozialdemokratie und zeigt einen neuen politischen Weg auf, der den Widerspruch zwischen Sozialstaat und Neoliberalismus zu überwinden sucht. Im Gegensatz zu den Theorien des Neoliberalismus, der der globalen Wirtschaft immer mehr Freiräume zugesteht und ihre Regulierung durch die Politik für überflüssig hält, plädiert Giddens für eine aktive Wirtschaftspolitik und eine stärkere Kontrolle der globalen Märkte durch internationale Institutionen.

Darüber hinaus entwickelt er Leitlinien für eine Reform des Sozialstaates, dessen Sicherheiten heute häufig diejenigen verfehlen, die sie am nötigsten haben. Er plädiert für einen Staat, der nicht nur ein reines Sicherheitsnetz bietet, sondern den Menschen Anreize gibt, Risiken einzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Ein besseres Erziehungs- und Bildungssystem, eine Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse, die Demokratisierung der Familien und die Umverteilung der Einkommen sollen Wegbereiter für einen neuen Sozialstaat sein.

Zur diesjährigen Queen's Lecture in der TU Berlin möchten wir Sie herzlich einladen:

Zeit: am Donnerstag, dem 4. November 1999, um 18.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Auditorium Maximum, Straße d. 17. Juni 135, 10623 Berlin

Am Freitag, dem 5. November, vormittags veranstaltet die London School of Economics in Berlin eine Pressekonferenz mit Anthony Giddens. Ein Pressegespräch zu einem früheren Termin ist leider nicht möglich. Journalisten, die Interesse an einem Interview haben, können sich in der Pressestelle der TU Berlin (Tel: 030/314-22919, Fax: 030/314-23909 oder E-Mail: pressestelle@tu-berlin.de) verbindlich anmelden. Wir vermitteln Sie dann gerne weiter.

Anthony Giddens (Foto: London School of Economics, N. Stead) wurde 1938 in Edmonton, North London, geboren. Er studierte zunächst an der University of Hull und anschließend an der London School of Economics Soziologie. 1976 erhielt er an der University of Cambridge den Doktor der Philosophie (PhD). Es folgten einige Jahre als Stipendiat, Dozent und schließlich als Professor am King's College in Cambridge.

Seit 1997 ist Anthony Giddens Direktor der London School of Economics. Als Gastprofessor hat er an zahlreichen renommierten Universitäten auf der ganzen Welt gelehrt, unter ihnen Harvard, Berkeley und Stanford. Er hat über dreißig Bücher zu Themen der Soziologie und Politik veröffentlicht. Besonders der Titel "The Third Way: The Renewal of Social Democracy" von 1998 hat große öffentliche Beachtung gefunden. Als Autor der diesjährigen Reith lectures des BBC zum Thema Globalisierung tritt er für ein breiteres öffentliches Verständnis der Wissenschaften ein.