[TU Berlin] Medieninformation Nr. 206 - 14. September 1998
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Signale bei Wasserverschmutzung

2. Europäisches Treffen von Experten für Biosensoren im Umweltbereich, gefördert von der Europäischen Kommission, DG XII-D (Bereich Umwelttechnologien) im Rahmen des Umwelt- und Klimaprogramms

Demonstration eines Feldversuchs im Rahmen einer Pressepräsentation am 18. September 1998, um 10.00 Uhr

Eine nicht mehr überschaubare Anzahl von Schadstoffen gelangt direkt über die Abwässer oder über indirekte Quellen in die Oberflächengewässer. Die meisten dieser Schadstoffe sind in der Routine der Gewässerüberwachung mit den herkömmlichen Methoden jedoch nicht zu erfassen, nur bei Störfällen gelingt der Nachweis solcher Stoffe. Aber auch hier liegen die Analysenergebnisse häufig erst dann vor, wenn die "Schadstoffwelle" bereits den "Fluß runter" ist und somit eine Ermittlung des Verursachers, d.h. eine Beweissicherung, im nachherein kaum noch möglich ist. Was man braucht, sind schnelle, einfache, kontinuierlich arbeitende und preiswerte Durchflußsysteme, die eine ereignisgesteuerte Probenahme zur Beweissicherung am Gewässer ermöglichen. Demnach besteht ein Bedarf für schnelle, sensible Meßsysteme zur Wasserqualitätsprüfung, die nicht selektiv nur einzelne Stoffe nachweisen, sondern eine möglichst breite Palette.

Mit Biosensoren lassen sich gezielt biologische Wirkungen wie Gentoxizität, Immuntoxizität und hormonelle Wirkungen ermitteln. Für die Erkennung werden biologische Komponenten wie Mikroorganismen, Enzyme, Rezeptoren, Antikörper oder Nukleinsäuren eingesetzt, die mit einem chemisch-physikalischen Transducer-System verbunden sind und toxikologische Daten in Sekundenschnelle liefern können. Die Abfolge dieser Signale und vor allem die Spitzenwerte liefern wertvolle Hinweise für den Gewässerschutz und dienen zur Erarbeitung neuer Strategien sowie wasserwirtschaftlicher Konzepte.

Die Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Biosensoren wird durch kleinere und mittlere Unternehmen vorangetrieben, die ohne große Investitionen die Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktreife Produkte ermöglichen. Spezielle Forschungsprogramme der Europäischen Kommission unterstützen diese Aktivitäten.

Nachdem die europäischen Wissenschaftler seit 1993 auf insgesamt fünf Workshops die Vorzüge ihrer "high tech-Geräte" überzeugend dargestellt haben, werden sie nunmehr ihre empfindlichen Geräte in Feldversuchen an einem belasteten Gewässer in Berlin und an Industrieabwasser ausprobieren. Hier wird sich vom 16. bis 18. September 1998 zeigen, ob alles das, was so gut im Laboratorium funktioniert, auch am Gewässer zur Erfassung von "gefährlichen Stoffen" eingesetzt werden kann. Als wichtigstes Ziel sollen Kenntnisse zum Stand der Biosensoren-Entwicklung und Kenntnisse für zukünftige Entwicklungen gesammelt werden. Viele Fragen zur künftigen Anwendung von Biosensoren sollen beantwortet werden. (Welche zusätzlichen Informationen erhält man durch den Einsatz von Biosensoren? Wo ist der Markt für Biosensoren in der Industrie und den Überwachungsbehörden? Welche Umweltprobleme können mit Biosensoren gelöst werden?)

Die Diskussionen werden mit diesem Treffen und seinen neuen Erkenntnissen nicht beendet sein. Die Europäische Kommission (DG XII-D) hat einen Concerted Action "Biosensors for environmental monitoring/environmental technology (BIOSET) initiiert, unter der die Arbeiten fortgeführt werden. Es wird ein reger Technologieaustausch und ein Austausch von Wissenschaftlern zwischen den verschiedenen Laboratorien stattfinden.

Das Interesse ist groß, daher wird in diesem Jahr das Technical Meeting zusammen mit dem Fifth International Workshop Biosensors and Biosensing Devices in Medicine and Environmental Sciences im Rahmen der russisch-deutschen wissenschaftlichen Zusammenarbeit (BMBF/TU München) durchgeführt.

Für die Presse haben wir die Möglichkeit eingeräumt, bei dem Biosensor-Feldversuch dabei zu sein. Wir möchten Sie herzlich dazu einladen.
Zeit: am Freitag, dem 18. September 1998, 10.00 Uhr, Fischereiamt Berlin, Havelchaussee 151, 14055 Berlin



Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Peter-Diedrich Hansen, Institut für Ökologie und Biologie, Fachgebiet Ökotoxikologie der TU Berlin, Keplerstrasse 4-6, 10589 Berlin, Tel.: (030) 314-21586 oder -21463, Fax: (030) 314-21675.