Auszeichnung für schnelle und gute TU-Absolventen/innen
Das Auslandsticket für TU-Absolventen/innen hat einen Namen: Erwin-Stephan-Preis. 11 diplomierte Abgänger und Abgängerinnen, die ihr Studium überdurchschnittlich gut und schnell abgeschlossen haben, kommen dieses Mal in den Genuß der finanzkräftigen Unterstützung von 8.000,- DM. Insgesamt hatten sich 25 Absolventen/innen beworben.
Die Preisträger, unter denen drei Absolventinnen sind, kommen aus den unterschiedlichsten Studiengängen: Physik, Erziehungswissenschaft, Elektrotechnik, Technische Informatik, Geographie/Verkehrswesen, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik/Kommunikationswissenschaften und Bauingenieurwesen. Lediglich das Fach Architektur stellt zwei Preisträgerinnen. Sieben Preisträger/innen streben nun eine Promotion an, zwei haben eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiter an der TU Berlin ergattert.
In der Beliebheitsskala ganz oben stehen die USA, nicht weniger als sieben Preisträger/innen geben eine Universität in den Vereinigten Staaten als Zielort an. Ebenfalls sieben haben bereits Auslandserfahrungen gesammelt. Davon können zwei einen zusätzlichen ausländischen Studienabschluß vorweisen, ein weiterer Preisträger holt diesen nun nach seinem deutschen Diplom-Abschluß nach. Zwei der Preisträger befinden sich derzeit schon im Ausland.
Der Erwin-Stephan-Preis wird seit 1991 zweimal im Jahr an TU-Absolventen/innen vergeben, die durch überdurchschnittliche Leistungen und kurze Studiendauer glänzen. Er ist als Unterstützung für Forschungs- und Studienaufenthalte im Ausland gedacht. Verliehen wird der Erwin-Stephan-Preis von der "Helene und Erwin Stephan-Stiftung". Diese wurde von der TU Berlin gegründet, nachdem ihr 1988 Helene Stephan, einem Wunsch ihres zuvor verstorbenen Mannes Erwin entsprechend, die Hälfte ihres Wertpapierbesitzes vermacht hatte. Erwin Stephan war 1955 die Ehrendoktorwürde der TU Berlin verliehen worden.
Wir möchten Sie hiermit herzlich zu der Verleihung des Erwin-Stephan-Preises einladen.
Zeit: am Mittwoch, dem 17. Februar 1999, 14.00 Uhr
Ort: Hauptgebäude der TU Berlin, Raum H 1036, Straße
des 17. Juni, 10623 Berlin
Zu den Preisträgern und Preisträgerinnen im einzelnen
Einen nicht alltäglichen Lebenslauf hat die 1956 in Berlin geborene Ute Braun vorzuweisen, die ihr Studium der Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik nach 8 Semestern mit sehr gut beendete. Nach der Realschule absolvierte sie hintereinander eine Ausbildung zur Krankenpflegerin, eine Eurythmie-Ausbildung und eine Schauspielausbildung. Es folgten das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg sowie ein Studium der Amerikanistik und Italianistik an der FU Berlin. Aus der Tätigkeit als Krankenseelsorgerin bei der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg erwuchs dann der Wunsch, sich mit einem erziehungswissenschaftlichen Studium für diesen Bereich weiterzubilden. Der Erwin-Stephan-Preis soll Ute Braun helfen, ihre Promotion über die ehrenamtliche Arbeit im sozialen Bereich in New York und Berlin zu finanzieren. Dazu plant sie einen Aufenthalt in New York, unter anderem an der Columbia University.
Elf Semester lang studierte der 1973 in Königshütte geborene Thomas Frost Maschinenbau mit der Fachrichtung Produktionstechnik an der TU Berlin, dann hatte er im Februar vergangenen Jahres mit Auszeichnung bestanden. Das Ende seines Studiums bedeutete für ihn jedoch nicht den Abschied von der TU. Im März trat er eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb im Bereich Fertigungstechnik an. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Lasertechnik und das sogenannte Rapid Prototyping. Um sein Wissen auf dem Gebiet Rapid Prototyping zu vertiefen, plant Thomas Frost einen Auslandsaufenthalt am Laboratory for Manufacturing and Productivity des Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Nach Israel zieht es die 1973 in Kiel geborene Julia Karoline Knaak, die ihr Architekturstudium nach 11 Semestern mit der Note sehr gut abschloß. Bereits während ihres Studiums verbrachte sie acht Monate in Israel. Neben den Kursen, die sie am Technion in Haifa besuchte, arbeitete sie dort auch in einem Architekturbüro. Einen erneuten Aufenthalt am Technion in Haifa möchte sie dazu nutzen, spezielle Kurse für Architekten zu den Themen Design und Architekturtheorie zu belegen, die in den deutschen Architekturstudiengängen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Darüber hinaus möchte sie ihre hebräischen Sprachkenntnisse vertiefen.
Der 1973 in Potsdam geborene Axel Kaschner beendete sein Physik-Studium nach zehn Semestern mit dem Gesamturteil sehr gut mit Auszeichnung. Dafür ist er bereits mit dem Studienpreis für Physik-Absolventinnen und -Absolventen der Dr. Wilhelm Heinrich Heraeus und Else Heraeus-Stiftung ausgezeichnet worden. Der Erwin-Stephan-Preis soll ihm nun einen Aufenthalt in Japan oder den USA ermöglichen, wo er sich für seine Promotion weitere Kenntnisse auf dem Gebiet der optischen Spektroskopie aneignen will. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit ist Axel Kaschner beim OSC Potsdam in der 1. Herrenmannschaft der Wasserballer aktiv und zugleich Vorsitzender der Abteilung Wasserball des Vereins. Auslandserfahrung sammelte er durch einen einsemestrigen Studienaufenthalt im dänischen Århus, außerdem verbrachte er neun Monate seiner Schulzeit an der Botschaftsschule in Kairo.
Der 1971 in Berlin geborene Elektrotechnik-Absolvent Armin Kusig ist nicht nur einer der beiden Preisträger mit der Traumnote 1.0, er befindet sich auch schon da, wo ihn das Preisgeld hinführen soll: nämlich in den USA. Derzeit arbeitet er bei der Firma Mettler-Toledo in Wilmington, wo er bereits während des Studiums ein Praktikum absolvierte. Demnächst möchte Armin Kusig ein MBA-Studium in den USA beginnen. Das Preisgeld soll einen Beitrag zu den nicht unerheblichen Studiengebühren leisten. Neben seinem Diplomabschluß, den er innerhalb von 10 Semestern machte, erwarb er durch ein zweisemestriges Auslandsstudium den Master of Science an der University of Abertay Dundee bzw. an der University of Dundee, Schottland.
Bereits Erfahrungen mit Förderpreisen gesammelt hat der zweitjüngste Preisträger, der 1975 in Berlin geborene Bauingenieur Guido Morgenthal. 1993 gewann er beim Landeswettbewerb "Jugend forscht" im Fachgebiet Informatik einen Studienaufenthalt in München. Dieses Mal ging die Reise etwas weiter: Am Imperial College der University of London absolviert er derzeit ein einjähriges Postgraduate-Studium zum Thema "Earthquake Engineering and Structural Dynamics". Für sein Studium des Bauingenieurwesens, das er mit der Note sehr gut mit Auszeichnung abschloß, benötigte Guido Morgenthal zehn Semester.
Der zweite der beiden Preisträger mit der bestmöglichen Abschlußnote von 1.0 ist der 1972 in Hamburg geborene Ascan Friedrich Morlang. Er hatte zunächst ein Mathematik-Studium an der TU Berlin begonnen, wechselte aber nach einem Semester ins Fach Technische Informatik, das er nach neun Semestern abschloß. Mittlerweile hat Ascan Morlang mit seiner Promotion zum Thema Computernetze begonnen. Den Preis möchte er für einen Aufenthalt an der Universität of Pennsylvannia, USA verwenden. Am dortigen Institut Computer and Information wird ein wichtiger Teil der Forschungen im noch jungen Bereich "Aktive Netze" betrieben. Als Gastwissenschaftler an dieser Einrichtung möchte er von den Erfahrungen der amerikanischen Wissenschaftler profitieren, aber auch seine Sprachkenntnisse verbessern.
Der Youngster unter den Prämierten ist der 1975 in Berlin geborene Kim Petrick. Er benötigte für sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens acht Semester, das Gesamturteil lautete sehr gut mit Auszeichnung. Kim Petrick war nicht nur sehr schnell, sondern äußerst aktiv. Während des Studiums absolvierte er nicht weniger als acht Unternehmenspraktika und nahm an einem einjährigen Doppeldiplomprogramm in Frankreich teil, das ihm einen zusätzlichen Diplomabschluß der Ecole de Management de Lyon ermöglicht. Trotzdem blieb ihm auch Zeit für andere Dinge: Bis 1996 stand der mehrfache Berliner Einzel- und Mannschaftsmeister im Fecht-Bundeskader C Junioren. In den kommenden zwei Jahren will Kim Petrick nun seine Promotion abschließen. In deren Rahmen möchte er für mehrere Monate in die USA gehen, vermutlich ans Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Schnell, schneller, Michail Popov, so scheint das Motto des 1974 in Moskau Geborenen zu lauten. Nach unglaublichen fünf Semestern hielt der Informatiker sein Abschlußzeugnis mit der Note sehr gut mit Auszeichnung in den Händen. Damit ist er dreimal so schnell wie der Durchschnitt in seinem Fach, der nach knapp 15 Semester die Uni verläßt. Bereits beim Abitur ging es Michail Popov nicht schnell genug: Er verließ 1994 das Gymnasium, um als Nichtschüler die Abiturprüfung vorzeitig ablegen zu können. Seit dem 1. Oktober 98 arbeitet Michail Popov, der außerdem einen amerikanischen Highschoolabschluß besitzt, als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für verteilte Künstliche Intelligenz (DAI-Labor) am Fachbereich Informatik der TU Berlin. Sein Ziel ist ein Aufbaustudium in San Diego oder Berkeley in den USA.
Martin Schiefelbusch, geboren 1970 in Kassel, beendete sein Studium der Geographie und des Verkehrswesens mit dem Schwerpunkt Planung und Betrieb nach 12 Semestern mit der Note sehr gut. Eigentlich hatte er zunächst mit einem Diplomstudiengang Verkehrswesen an der TU Berlin begonnen, entschied sich aber dann für das Magisterstudium mit zwei Hauptfächern. Parallel dazu schrieb er sich für zwei Jahre als Nebenhörer am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Fernuniversität Hagen ein. Auch er sammelte während des Studiums Auslandserfahrung: An der University of Westminister in London machte er zusätzlich den Master of Science. Nach dem Ende des Studiums strebt Martin Schiefelbusch seine Promotion an, die sich mit dem Thema Verkehrsplanung im europäischen Vergleich beschäftigen wird.
Das Diplom im Fach Architektur ist für die 1965 in Erlangen geborene Ulrike Sturm nicht der erste Hochschulabschluß. Zuvor absolvierte sie ein Studium der Philosophie, Germanistik, Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin, das sie ebenso wie ihr Architekturstudium mit der Note sehr gut beendete. Mit 11 Semestern war sie jetzt allerdings etwas schneller. Auch sie hat schon mehrere Auslandsaufenthalte hinter sich: als Au-pair in London sowie als Gaststudentin an der Indiana University, USA bzw. der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH). Dahin soll es jetzt auch wieder gehen: Mit dem Preisgeld will sich Ulrike Sturm, die inzwischen als freie Mitarbeiterin in einem Architekturbüro arbeitet, ein zweisemestriges Aufbaustudium in Computer Aided Design (CAD) an der ETH finanzieren.