[TU Berlin] Medieninformation Nr. 251 - 29. Dezember 1999
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Salsa und Feldarbeit

Eine Studentin der TU Berlin als Praktikantin in Kuba

Beruf auf Probe: Viele Studierende sammeln während der Semesterferien Erfahrungen in ihrem späteren Berufsfeld. Sei es durch ein Schnupperpraktikum oder den obligatorischen Praxiseinsatz, der Bestandteil des Studiums ist. So auch all jene, die Landschaftsplanung an der Technischen Universität (TU) Berlin studieren. Ein Semester verbringen sie in Australien, Südamerika oder England. Eine umfassende Dokumentation und eine Ausstellung gehören ebenfalls zum Projekt. Karoline Lenz absolvierte ihre "Berufszeit auf Probe" auf der kubanischen Insel.

"Heute kann ich mir ein Leben ohne Salsa nicht mehr vorstellen", erzählt Karoline Lenz. Mit angewinkelten Beinen hockt sie auf ihrer Küchenbank und wippt nach den Klängen aus dem Recorder - mitten in Kreuzberg, mitten in einer Berliner Dachwohnung. Vor ihr ein Fotoalbum "mit meinen ganz persönlichen Augenblicken von Kuba", schwärmt die 23-Jährige.

Ihre Geschichte von der karibischen Insel beginnt an der Spree: "Über die Mitarbeit an Projekten der lokalen Agenda 21 habe ich erfahren, dass junge Leute am Aufbau eines botanischen Gartens in Kuba mithelfen sollten." Zur gleichen Zeit suchte Karoline ein Auslandspraktikum für ihr Studium der Landschaftsplanung an der TU Berlin. Und es passte: Mit 15 sogenannten Brigadisten - allesamt junge Leute aus Berlin - flog sie für fünf Monate über den Atlantik. Ohne Sprachkenntnisse und ohne so recht zu wissen, was sie auf der sozialistischen Insel erwarten wird. "Als Wessi war ich auf diese Erfahrung gespannt", lacht sie im nachhinein.

Angekommen in Pinar del Rio, der Hauptstadt der westlichsten Provinz Kubas, stand erst einmal Feldarbeit auf dem Tagesprogramm - und das einen Monat lang. "Doch ich lernte Alain und Uriarte aus einem städtischen Architekturbüro kennen." Beide betreuen den Aufbau des botanischen Gartens. "Und ich konnte mitarbeiten, ganz unkompliziert", so Karoline.

Wozu aber braucht die kubanische Provinz einen botanischen Garten? Andere Probleme scheinen aus der Ferne wichtiger zu sein ... "Das Projekt soll zeigen, wie ökologisch sinnvolle Landwirtschaft betrieben werden kann. Außerdem werden bedrohte heimische Arten angebaut, aber auch Heilpflanzen für die Medikamentenfabrik in der Stadt. Und die Einwohner, vor allem jedoch die Schüler, sollen für die Belange der Umwelt und die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung sensibilisiert werden", umreißt die TU-Studentin die Absicht des Projektes. All das sind auch die Ziele von Initiativen unter dem Dach der lokalen Agenda 21, die weltweit verfolgt werden.

Neben der Arbeit am Reißbrett war Karoline Lenz oft im Gartenareal unterwegs. "Am Wochenende half ich bei der Ernte oder erkundete mit Fahrrad und Kamera die Gegend", berichtet sie. Daraus entstand im Sommer 1999 eine Ausstellung in einer Berliner Galerie.

Die Herzlichkeit der Menschen, die Armut des Landes und die Auswirkungen der Politik vor Ort machten sie sensibler, aber auch kritischer gegenüber den Problemen in der deutschen Heimat. Wieder angekommen im Studienalltag ist ihr bewusst, "dass ich später in meinem Beruf etwas verändern und meinen Idealismus behalten will". Sei es, Entwicklungsprojekte zu unterstützen oder sich für eine gerechtere Verteilung der vorhandenen Ressourcen einzusetzen.

Stefanie Terp

Dieser Text steht Ihnen zur Veröffentlichung frei.


Kontakt: Karoline Lenz, Studentin der Landschaftsplanung an der TU Berlin, Tel.: 030/6114319. Weitere Informationen über den Fachbereich für Umwelt und Gesellschaft finden Sie im Internet unter: http://www.tu-berlin.de/fb7/