[TU Berlin] Medieninformation Nr. 79 - 20. April 1999
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Achtung! Sperrfrist: 27. April 1999, 14.00 Uhr

Die gesundheitliche Lage von Prostituierten verbessern

Berliner Ärztekammer vergibt Hertha Nathorff Preis an TU-Absolvent/innen

Mit dem Hertha Nathorff Preis zeichnet die Berliner Ärztekammer bereits zum fünften Mal herausragende Magisterarbeiten aus, die im Ergänzungsstudiengang Gesundheitswissenschaft/Public Health an der TU Berlin entstanden. In diesem Jahr sind es drei Preisträger, die sich das Preisgeld in Höhe von 5.000,- DM teilen.

Wir möchten Sie hiermit herzlich zu der Veranstaltung einladen.

Zeit: am Dienstag, dem 27. April 1999, 14.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Ernst-Reuter-Haus, Straße des 17. Juni 112, Raum ER-A (1. Etage), 10623 Berlin

Der erste Preis sowie 2.500,- DM Preisgeld gehen an die Psychologin Monika Krüger, die sich in ihrer Abschlußarbeit mit dem Thema Prostitutionstätigkeit und Gesundheit beschäftigt. Sie ermittelte durch zahlreiche Interviews eine Reihe von belastenden Arbeitsbedingungen im Prostitutionsgewerbe und deren Konsequenzen. Diese reichen von psychosozialen Belastungen wie mangelnde Anerkennung und möglicher Entzug des Sorgerechts für die eigenen Kinder, die schwere Depressionen hervorrufen können, bis hin zum Absinken der Lebenserwartung durch Nachtarbeit. Zu den Vorschlägen von Monika Krüger, die zu einer Verbesserung der Gesundheitsförderung im Prostitutionsgewerbe führen könnten, zählen zum Beispiel die Abschaffung der Sittenwidrigkeit und die Anerkennung als Beruf.

Der Arzt Klaus Fischer erhält für seine Arbeit über die "Akzeptanz ausgewählter Printmedien der deutschen AIDS-Hilfe bei homosexuellen Männern der unteren sozialen Schicht" den mit 1.500,- DM dotierten zweiten Preis. Seine Studie belegt die hohe Akzeptanz dieser Medien bei homosexuellen Männern. Außerdem stellte Klaus Fischer fest, daß diese Medien nicht nur als Informationsträger in bezug auf HIV und AIDS intensiv genutzt werden. Zugleich dienen sie als ein Spiegel der eigenen Lebenswelt, als ein alternativer Wegweiser für eine "schwule Identitätsfindung" und als Hilfe zum gesunden (Aus-/Er-) Leben der eigenen Sexualität. Klaus Fischer empfiehlt aber, bei der Planung zukünftiger Printmedien Unterschiede in den sozialen Schichten stärker zu berücksichtigen.

Die empirische Untersuchung über das gesundheitliche Wohlbefinden im Berliner Bezirk Hohenschönhausen des Politologen Stephan Daubitz wird mit dem dritten Preis und 1.000,- DM prämiert. Als Basis für seine Befragungen dienten ihm die Kriterien für "Gesundes Wohnen", die die Weltgesundheitsorganisation 1989 aufstellte. Die überwiegende Mehrheit der in Hohenschönhausen befragten Menschen (81,9 Prozent) zeigte sich zufrieden bzw. fühlte sich in der eigenen Wohnung sehr wohl. Häufig genannte Belastungen waren Lärm und Gerüche, von denen sich 24,1 Prozent bzw. 13,1 Prozent belästigt fühlten. Über ein Drittel der Befragten (34,1 Prozent) beklagte außerdem die trockene Luft in der Wohnung.

Der seit 1995 jährlich vergebene Preis erinnert an die jüdische Ärztin Hertha Nathorff, geb. Einstein (1895 - 1993), die in den 20er und 30er Jahren engagiert im öffentlichen Gesundheitswesen Berlins tätig war. Unter der Nazi-Diktatur in den dreißiger Jahren mußte sie ihren Beruf aufgeben. 1939 floh sie nach Amerika, wo sie zwar karitativ tätig und später als Psychotherapeutin tätig sein konnte, aber sich als mittellose Einwanderin nicht in ihrem Arztberuf etablieren konnte. Für Hertha Nathorff bedeutete dies einen großen Verlust. Für ihr soziales Engagement in Deutschland und den USA erhielt sie 1967 das Bundesverdienstkreuz am Bande, kehrte jedoch nie wieder nach Deutschland zurück.

Die Preise werden gemeinsam von der Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Frau Verena Butalikalas, dem Berliner Ärztekammerpräsidenten, Dr. Günther Jonitz, und der Leiterin des Studiengangs, Frau Prof. Dr. Ulrike Maschewsky-Schneider, überreicht. Ein weiterer Programmpunkt sind die Zeugnisverleihungen an die Absolventinnen und Absolventen des fünften Absolventenjahrgangs.

Den Festvortrag hält Prof. Dr. Dr. Klaus M. Beier, Inhaber des Lehrstuhls für Sexualwissenschaften und Sexualmedizin der Medizinischen Fakultät Charité der Humboldt-Universität zu Berlin, zum Thema "Public Sexual Health".


Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Dipl.-Soz. Hans Jürgen Lorenz, Gesundheitswissenschaften Public Health, Technische Universität Berlin, Tel.: 030/314-21618, Fax: -21578 oder Sybille Golkowski, Pressestelle der Ärztekammer Berlin, Tel.: 030/40806-124.