Vortragsveranstaltung im 100. Geburtsjahr von Reinhold Lingner und Hermann Mattern
Anlässlich des diesjährigen 100. Geburtstages der beiden Berliner Landschaftsarchitekten Reinhold Lingner (1902 bis 1968) und Hermann Mattern (1902 bis 1971) lädt das Institut für Landschafts- und Umweltplanung der Technischen Universität Berlin zu der Vortragsveranstaltung "Grüne Moderne passé?" und einer anschließenden Exkursion ein:
Vortragsveranstaltung:
Zeit: am Freitag, dem 22. November 2002, Beginn um 9.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Erweiterungsbau, Straße des 17. Juni 145, Raum EB 308, 10623 BerlinExkursion:
1. Treffpunkt: am Sonnabend, dem 23. Nov. 2002, um 9.00 Uhr, U-Bhf. Hansaplatz
2. Treffpunkt: 23. Nov. 2002, 11.30Uhr, U-Bhf. Weberwiese
Namhafte Referentinnen und Referenten haben sich bereit erklärt, aus ihrem jeweiligen Blickwinkel das Wirken dieser beiden Protagonisten der "Grünen Moderne" vorzustellen. Das vollständige Programm entnehmen Sie bitte weiter unten.
Obwohl ihr Schaffen durch die deutsche Teilung strikt getrennt war, verbindet Lingner und Mattern mehr als nur das gleiche Alter. Beide waren Wandervögel und sympathisierten mit der kommunistischen Idee - sie machten damit jedoch während der Zeit des Nationalsozialismus unterschiedliche Erfahrungen. Beide entwarfen Regierungsgärten und Gartenschauen, beide entwickelten sowohl Konzeptionen für das städtische Grünsystem als auch für die offene Landschaft. Beide waren Lehrstuhlinhaber und gefragte Experten ihrer Zeit. Und obwohl sie manchmal sogar dieselben Partner hatten, wie z. B. den Architekten, Stadtplaner und TU-Lehrstuhlinhaber Hans Scharoun, gab es nie eine direkte Zusammenarbeit. Was sie verbindet, ist ihr anhaltender Einsatz für ein soziales und demokratisches Grün und die bis heute anhaltende Prägung der von ihnen ausgebildeten Generation von Landschaftsarchitekten und -planern.
Reinhold Lingner absolvierte eine Lehre als Gärtner und ging dann auf Wanderschaft. 1923/25 schrieb er sich als Gasthörer an der TH Stuttgart ein, um anschließend bis 1927 an der Höheren Gärtnerlehranstalt in Berlin-Dahlem Gartengestaltung zu studieren. Bevor er seine Prüfung als Diplom-Gartenbauinspektor ablegte, arbeitete er als Gartenarchitekt in Belgien. Aus politischen Gründen verließ er dann wieder Deutschland und suchte Arbeit in Frankreich, Belgien und Holland. Nach seiner Rückkehr entwarf er in Deutschland Privatgärten und öffentliche Grünanlagen. 1945 wurde er Leiter des Hauptamtes für Grünplanung beim Berliner Magistrat. Später war er dann zugleich Leiter der Abteilung "Landschaft" am damaligen Institut für Bauwesen der Akademie der Wissenschaften in Berlin der DDR. Bei der 1. Internationalen Gartenbauausstellung in Erfurt war er Chefarchitekt für die künstlerische Leitung. 1961 wurde er zum Professor für Gartengestaltung und Leiter des gleichnamigen Instituts an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät berufen.
Auch Hermann Mattern war Wandervogel und legte eine Gehilfenprüfung als Gärtner ab. Ein Vollstudium schien zunächst aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich zu sein. Nach Praxiserfahrungen in der Landschaftsgärtnerei schrieb er sich 1924 an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem ein. Nach seinem Abschluss 1927 holte ihn Karl Foerster nach Potsdam-Bornim für die Leitung eines Entwurfsbüros. In Planungsgemeinschaft mit Karl Foerster gründete er danach ein eigenes Büro. Entgegen allen politischen Anfeindungen wurde Mattern 1935 Landschaftsanwalt beim Bau der Reichsautobahnen. Nach 1945 war er in Kassel, Bonn und Stuttgart tätig, unter anderem richtete er 1949 die Abteilung Landschaftskultur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel ein. Hermann Mattern war von 1961 bis 1970 Professor für Landschaftsbau und Gartenkunst der TU Berlin.
Programm
Freitag, 22.November 2002
9.00 | Begrüßung Jürgen Wenzel, Moderation Axel Zutz |
9.30 | Rüdiger Kirsten: Reinhold Lingner, Leben und Werk |
10.00 | Günter Nagel: Hermann Mattern in Berlin 1961 – 1971 |
11.00 | Norbert Schindler: Berlin-Planungen in den ersten Nachkriegsjahren unter dem Einfluss Lingners und Matterns |
11.30 | Gerd von Bodecker: Hermann Mattern als Lehrer: Aneignung und Widerspruch |
14.00 | Hans-Georg Büchner: Reinhold Lingners Vorstellung von Gartenkultur und Landschaftsgestaltung |
14.30 | Helmut Gelbrich: Reinhold Lingners fortwirkender Einfluss auf die Landschaftsarchitektur in der ehemaligen DDR |
15.00 | Peter Fibich: Kulturparks versus Gartendenkmalpflege: Über Lingners Haltung zu gartenkünstlerischen Traditionen |
16.30 | Charlotte Reitsam: Der Landschaftsanwalt Mattern - Aufgabenfelder und Konflikte |
17.00 | Stefan Körner: Hermann Mattern - Landschaftsarchitektur zwischen konservativer Zivilisationskritik und progressiver Gestaltung |
18.00 | Thomas Bufe: Gartendenkmalpflegerische Bestandsaufnahme der privaten und öffentlichen Anlagen Matterns in Deutschland nach 1945 |
18.30 | Stephanie Drewitz: Die Hausgärten Reinhold Lingners |
19.00 | Klaus Lingenauber: Zum denkmalpflegerischen Umgang mit der Gartenarchitektur der 50er Jahre in Berlin, dargestellt an ausgewählten Beispielen |
19.30 | Jeong-Hi Ri: Ausklang der Veranstaltung mit Filmen aus dem Archiv von Hertha Hammerbacher aus der Plansammlung der TU Berlin |
20.00 | Schlusswort Johannes Küchler |
Samstag, 23. November 2002
9.00 | U-Bhf. Hansaplatz, Exkursion zum Hansaviertel mit Klaus Lingenauber |
11.30 | U-Bhf. Weberwiese, Exkursion zur Karl-Marx-Allee mit Klaus Lingenauber |