Ein VW-Fahrsimulator am Zentrum Mensch-Maschine-Systeme der TU Berlin erforscht Fahrerverhalten - Versuchsteilnehmer für ein Industrieprojekt gesucht
Rast das Auto auf einen Baum zu, droht eine Leitplanke das Chassis zu rammen oder ist der Abstand zum Vordermann zu gering, soll das Auto von morgen die Fahrerin oder den Fahrer frühzeitig warnen. Mehr noch, es soll selbstständig und sinnvoll in das
Fahrerverhalten eingreifen. Doch wo ist der Punkt, an dem die Maschine übernimmt, wenn der Mensch Fehler macht? Dieses und andere Probleme des Autofahrens zu erforschen, haben die Volkswagen AG und die TU Berlin jetzt ihre Forschungszusammenarbeit mit der
Aufstellung eines modernen Fahrsimulators, der übrigens auch in der Lehre eingesetzt werden kann, weiter intensiviert.
Das Zentrum-Mensch-Maschine-Systeme
(ZMMS) beschäftigt sich bereits seit längerer Zeit mit der Gestaltung von (Fahrzeug-) Cockpits, menschlichem Verhalten bei der Fahrzeugführung und der Fahrerzustandserkennung. Jetzt wurde in der Halle KWT (Kraftwerktechnik und
Apparatebau) von der Volkswagen AG ein moderner, vibrationsakustischer Fahrsimulator aufgebaut und zunächst für fünf Jahre zur Verfügung gestellt. Dies ist ein Ergebnis eines fünfjährigen
Kooperationsvertrages zwischen der Konzernforschung der Volkswagen AG (Technologiefeld
Gesamtfahrzeug-Integration) und dem ZMMS der TU Berlin. Damit ist ein wesentlicher Schritt getan, die
bestehende Forschungszusammenarbeit beider Einrichtungen effektiver zu gestalten.
Mit dem neuen Fahrsimulator wird es möglich, die entsprechenden Untersuchungen nicht nur in Wolfsburg, sondern zusätzlich auch in Berlin zu realisieren. Die TU Berlin kann das Projektmanagement der Berliner Versuche dadurch vor Ort und in eigener Regie durchführen. Jährlich werden dazu mehrere Mitarbeiter und Studierende in interdisziplinärer Zusammenarbeit diese von der Konzernforschung der Volkswagen AG finanzierte Industriekooperation als Drittmittelprojekte praktisch umsetzen. Aber auch für Grundlagenforschung und für die Lehre, so die Absprache mit VW, kann der Simulator eingesetzt werden.
Die Versuchsperson sitzt bei den geplanten Simulatorversuchen im Cockpit eines realen VW Bora und erhält entsprechend der Forschungsfragestellung unterschiedliche Fahraufgaben. In einem helligkeitsvariablen Raum wird ein durch einen Rechner generiertes Szenenbild auf eine Leinwand projiziert. Dadurch erhalten die Personen einen sehr realitätsnahen Fahreindruck. So zeigen
beispielsweise Untersuchungen der Mimik, des Blickverhaltens und der Abwehrreaktionen bei Fahr-fehlern, dass sie nach Bewältigung einer kritischen Situation tatsächlich Erleichterung verspürt und mit vermehrter Aufmerksamkeit reagiert.
In dieser Simulation sind unterschiedlichste Szenarien (Straßenverläufe, Landschaften,
Verkehrsströme und so weiter) darstellbar. Um das Fahrgefühl möglichst realistisch zu gestalten, werden Fahr- und Motorgeräusche nachgebildet und mit "Shakern" Vibrationen erzeugt. Entsprechend der Fahraufgabe fahren dann die Versuchsteilnehmer bestimmte Strecken und es werden gerade
interessierende Fahrzeugparameter oder Fahrerzustandsdaten gemessen. Ziel dieser Untersuchungen ist es, Parameterkonstellationen zu identifizieren, die auf einen Fahrerzustand hindeuten, der eine Warnung des Fahrers oder automatische Eingriffe sinnvoll oder erforderlich macht. Darüber
hinaus ermöglicht es der Fahrsimulator, Warnstrategien auf ihre Tauglichkeit hin zu untersuchen, ob sie also dem Fahrer tatsächlich helfen oder eher als störend empfunden werden. Für den
Versuchsbetrieb stehen mehrere PC-Arbeitsplätze zur Verfügung. Die ersten "Versuchsfahrten"
stehen unmittelbar bevor und auf der 5. Berliner Werkstatt des ZMMS zu Mensch-Maschine-Systemen im Oktober dieses Jahres werden bereits interessante Ergebnisse erwartet.
Für eine Untersuchung im Fahrsimulator der TU Berlin sucht das ZMMS Probefahrerinnen und -fahrer. Die Untersuchung dient der Entwicklung eines neuartigen Systems zur
Fahrerzustandserkennung. Interessierte sollten zwischen 18 und 60 Jahren alt sein und keine Brille tragen. Neben Einblicken in die Fahrzeugforschung erhalten sie eine Aufwandsentschädigung.