Medieninformation Nr. 81 vom 5. April 2006 - Bearbeiter/in: bk |
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Wissenschaftler der TU Berlin beseitigen Uranspuren im Trinkwasser mithilfe neuartiger Adsorptionstechniken
Uran im Trinkwasser galt lange Zeit als unproblematisch. Die Mengen, in denen
das Metallion im Wasser vorkommt, sind so gering, dass die Radioaktivität keine
Rolle spielt. Allerdings, so weiß man heute, ist die chemische Toxizität des
Schwermetalls keineswegs vernachlässigbar. Noch gibt es keinen gesetzlichen
Grenzwert, aber die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2004 einen Richtwert
von 15 Mikrogramm pro Liter festgesetzt, der nicht überschritten werden sollte.
In Teilen Deutschlands werden aber deutlich höhere Werte gefunden (bis 100
Mikrogramm pro Liter). Am Fachgebiet Wasserreinhaltung des Instituts für
Technischen Umweltschutz der TU Berlin haben sich Wissenschaftler unter der
Projektleitung von Prof. Dr. Martin Jekel dieses Problems angenommen und suchen
nach Möglichkeiten, Uranspuren aus Trinkwasser zu entfernen.
Sebastian Schimmelpfennig hat jetzt die Grundlagen für ein
Aufbereitungsverfahren geschaffen, das an die erfolgreiche Arsenbeseitigung
anknüpft, die ebenfalls an der TU Berlin entwickelt wurde und heute vielfach im
Einsatz ist. Grundlage der Aufbereitung ist die Festbettfiltertechnik, wobei
Uran an granuliertem Eisenhydroxid (GEH) adsorbiert wird. Dieses besitzt eine
ausreichend große innere Oberfläche, an die sich die Uranionen anlagern können.
Für seine Diplomarbeit am o. g. Fachgebiet wurde Sebastian Schimmelpfennig mit
dem Studienpreis des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches ausgezeichnet.
Den mit 2.500,- Euro dotierten Preis erhielt er am 4. April 2006, anlässlich der
Eröffnung der Wasserfachlichen Aussprachetagung, die während des Kongresses
Wasser Berlin statt gefunden hat.
Bereits im Februar dieses Jahres wurde er mit einem Anerkennungspreis des
"Erhard-Höpfner-Studienpreises" geehrt, der durch die Berliner Wissenschaftliche
Gesellschaft vergeben wird und mit 500,- Euro dotiert ist.
Die Schwierigkeit sowohl bei der Uranbeseitigung als auch der Urananalytik ist
die komplexe Speziation des Metallions in wässrigen Lösungen. Je nach pH-Wert,
dem Salzgehalt sowie der Anwesenheit anderer Wasserinhaltsstoffe bilden sich
unterschiedliche Uranspezies (Uran(IV)-ionen, Uran(VI)-ionen, Carbonate, Oxide,
Phosphate usw.), die an Metalloxiden völlig unterschiedlich adsorbieren. Ist
das Wasser zum Beispiel besonders reich an Carbonationen, entstehen stabile
Uran-Carbonat-Komplexe, die überhaupt nicht adsorbieren. Sebastian
Schimmelpfennig hat deshalb das Adsorptionsverhalten aller löslichen Uranspezies
in Abhängigkeit von den verschiedenen Einflussfaktoren untersucht.
Er hat zum Beispiel die Komplexbildungskonstanten ermittelt und diese in eine
Datenbank integriert, die nun den aktuellen Kenntnisstand zur Uranspeziation in
Trinkwasser darstellt. Mithilfe einer photometrischen Messmethode hat er die
Urankonzentration sowohl vor als auch nach der Adsorption ermittelt und eine
Bestimmungsgrenze von 3 Mikrogramm pro Liter erreicht.
Die Ergebnisse unter Laborbedingungen haben gezeigt, dass das Entfernen von
Uranspuren aus dem Trinkwasser auf Grundlage der Adsorption an Metalloxiden
prinzipiell möglich ist. Weitere Arbeiten zur Anpassung des Verfahrens an
natürliche Bedingungen sind jetzt notwendig. Sie werden am Fachgebiet
Wasserreinhaltung des Institutes für Technischen Umweltschutz weitergeführt.
Ina Helms