Kapitel 4 - Leistungsstand der Dienstleistungs- und Serviceeinrichtungen
4.1. UniversitätsbibliothekDie Gesamtsituation der Literaturversorgung an der Technischen Universität Berlin hat sich seit 1990 dramatisch verschlechtert. Das ist auf die erheblich reduzierten Erwerbungsmittel für Literaturbeschaffungen und Einband zurückzuführen. 1995 trat keine Besserung ein und auch in der Folgezeit hat sich dieser ungünstige Einspartrend fortgesetzt. Konnten 1990 in der TU noch 8,12 Mio. DM für die Literaturversorgung eingesetzt werden, standen 1995 nur noch 6,26 Mio DM zur Verfügung. Diese Kürzung um rund 25% hat den Bibliotheken der TU den Spielraum genommen, den sie brauchen, um in angemessenem Umfang den Literaturbedarf der Universitätsangehörigen zu decken. Um die Erwerbung von Monographien nicht völlig einstellen zu müssen, wurden von 1991 bis 1994 vielfach Zeitschriften und Reihen abbestellt. Allein der Zeitschriftenbestand der TU Berlin verringerte sich in diesem Zeitraum von 14.855 auf 11.219. Ein Ende der Abbestellaktionen ist nicht absehbar. Der Gesamtbestand der TU Berlin am 31.12.1995 lag bei 3,001 Mio. Einheiten, verteilt auf 140 Bibliotheken. 96 Bibliotheken hatten einen Bestand von unter 5.000 Bänden, 9 einen Bestand zwischen 5.000 und 10.000 Bänden, 19 zwischen 10.000 und 30.000 Bänden und 10 zwischen 30.000 und 100.000 Bänden. Nur 6 Bibliotheken verfügen über einen Bestand von mehr als 100.000 Bänden. Die Bau- und Raumsituation ist nach wie vor sehr unbefriedigend. Das Magazin der Hauptbibliothek, das im Bibliothekssystem der TU die Funktion des Überlaufspeichers für alle übrigen Bibliotheken hat, kann diese Aufgabe schon seit Jahren wegen Überfüllung nicht mehr wahrnehmen. Auch der Neubau, ein gemeinsames Gebäude für die Hauptbibliotheken von TU und Hochschule der Künste, der diese Funktion u.a. wieder wahrnehmen soll, ist noch nicht begonnen worden. Obwohl 1991 alle Voraussetzungen dafür geschaffen und auch die Planungen vom Wissenschaftsrat prinzipiell genehmigt und mit 1. Priorität in den 23. Rahmenplan aufgenommen wurden, ist mit dem Baubeginn erst in 1996 zu rechnen. (Im Juni 1996 war ein Bauzaun gezogen und das Gelände freigemacht worden.) 1990 hatte der Benutzungsbereich durch die Maueröffnung die einschneidendste Veränderung erfahren. Für 1995 haben sich keine wesentlichen Veränderungen ergeben. Die stark erhöhte Benutzung dauert an, schwächt sich allerdings allmählich ab, muß aber nach wie vor ohne zusätzliche Planstellen bewältigt werden. Durch den Einsatz studentischer Hilfskräfte konnten jedoch vielfach die Öffnungszeiten in Lesebereichen verlängert werden - eine Möglichkeit, die auch von Benutzern aus dem Ostteil der Stadt lebhaft genutzt wurde. Die Dokumentationssstellen der Universitätsbibliothek müssen sich in den nächsten Jahren außerordentlichen Herausforderungen stellen, die durch die rasanten Entwicklungen im Informations- und Kommunikationswesen zu erwarten sind. Die maßgeblichen Faktoren sind der schnelle Ausbau weltweiter Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetze und die damit im Zusammenhang stehende, zunehmende Bereitstellung der Literatur in digitaler Form. Internet, Client-Server-Techniken und die Netzintegration der Wissenschaftlerarbeitsplätze schaffen eine veränderte Informationsstruktur, auf die die Informationsvermittlung der UB in geeigneter Weise reagieren muß. Durch die unübersichtliche Vielfalt der über das Internet angebotenen Informationen wächst die Zahl der Fachveröffentlichungen speziell in den technisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen mehr noch als bisher. Effiziente Dienstleistung wird allerdings auch in den nächsten Jahren die Online-Recherche in nationalen und internationalen Datenbanken zur Beschaffung von Problemlösungen auf nahezu allen Fachgebieten sein. Im Vordergrund stehen Literaturdatenbanken, aber auch Wirtschafts-, Fakten-, Patent-, Normen- und Volltextdatenbanken sowie Kataloge unterschiedlichster Art sind für die Informationssuche von Bedeutung. Eine zentrale Dokumentationsstelle und drei weitere mit fachlicher Spezialisierung gewährleisten fachgerechte Online-Datenbankabfragen. Die Datenbankrecherchen sind kostenpflichtig. TU-Mitarbeiter und Studenten zahlen pauschal 180 DM und TU-Externe 350 DM. Der Leistungsumfang ist entweder eine einmalige, retrospektive Online-Abfrage im allg. in mehreren einschlägigen Datenbanken oder eine einjährige Abfrage in 14tägigem oder monatlichem Rhythmus im update-Material einer Datenbank. Für 530 Recherchen (Vorjahr: 607) mit insgesamt 135.000 (158.000) Literaturnachweisen wurden 170.000 DM (238.000 DM) im Jahre 1995 (1994) ausgegeben, d.h. 321 (392) DM/Recherche. Den Ausgaben stehen 93.000 DM (98.000 DM) Einnahmen gegenüber. Eine weitere wichtige Aufgabe der Dokumentationsstellen ist die Anfertigung von Literaturanalysen, teilweise in nationaler und internationaler Kooperation, zur Einspeisung in große, öffentlich zugängliche Datenbanken. Ihre Zahl lag im Jahre 1995 bei 7.600. Ein Teil wurde von freien MitarbeiterInnen geliefert, wofür 45.000 DM Honorarmittel aufgewendet wurden. Die Abteilung Publikation der Universitätsbibliothek betreute 32 Neuerscheinungen. Die Druckkosten hierfür beliefen sich auf 82.000 DM. Gegenwärtig stehen 462 Titel für den Verkauf zur Verfügung. 1581 verkaufte Exemplare erbrachten Einnahmen von 109.000 DM. Eine ganze Reihe bibliothekarischer Arbeiten in der Universitätsbibliothek werden schon langjährig durch EDV-Verfahren unterstützt (Ausleihverbuchung seit 1963, Inventarisierung und Erwerbungsstatistik seit 1969, Fachinformation seit 1975, Verbundkatalogisierung von Zeitschriften seit 1981 und von Monographien seit 1990). Für 1996 ist die Ablösung des zuletzt 1984 modernisierten Ausleihverfahrens sowie die Einführung eines integrierten lokalen Bibliothekssystems (LIBS) geplant. Durch die Anschaffung des gerade ausgeschriebenen Lokalen Integrierten Bibliothekssystems (LIBS) und seine stufenweise Realisierung wird in Kürze mit einem wesentlichen Schritt in die Zukunft begonnen werden können. Dann wird endlich die seit 1990 erworbene Literatur der Universitätsbibliothek, die mit ihrem bibliographischen Daten und Standortangaben digitalisiert im Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (BVBB) vorliegt, von allen Mitgliedern der TUB online im TU-Netz recherchiert werden können. Durch Verknüpfung mit dem Ausleihsystem werden sich verbesserte Auskunfts- und Bestellmöglichkeiten ergeben. Nach Realisierung der Erwerbungskomponente lassen sich die Literaturerwerbungen aller an das System angeschlossenen Bibliotheken besser koordinieren und steuern. Unter Wahrung der Belange des Datenschutzes ist auch ein Anschluß an das Internet/WWW vorgesehen. Die Zusammenarbeit der bibliothekarischen Einrichtungen der TU unter der Fachaufsicht der Universitätsbibliothek (BerlH, § 86,2) verlief - wie auch in früheren Jahren - sachbezogen und fruchtbar. Gleiches gilt auch für das kooperative Miteinander in der Ständigen Kommission für das Bibliothekswesen. Für die Zusammenarbeit der bibliothekarischen Einrichtungen des Landes Berlin wurde ein Bücherautodienst neu organisiert, der nicht nur die großen Bibliotheken im Ostteil der Stadt, sondern auch Teile Brandenburgs einbezieht. Eine Leihverkehrsregelung für die Region Berlin-Brandenburg ist in Kraft gesetzt worden. Für den Erwerbungs-, Benutzungs- und Dokumentationsbereich wird anhand des dargestellten Zahlenmaterials der Universitätsbibliothek die Entwicklung über einen mehrjährigen Zeitraum beispielhaft verdeutlicht.
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