Forschung TU Berlin

Rechenschaftsbericht 1997/98


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3.4 TU­interne Forschungsförderung

bewährt, evaluiert, anerkannt

Die "TU­interne Forschungsförderung", das universitätsinterne Forschungsförderungsinstrumentarium der TU Berlin, wurde 1978 vom Kuratorium der TU Berlin eingerichtet. Die Intentionen der unterschiedlichen Förderinstrumente dieser TU­internen Forschungsförderung, wie sie bislang realisiert werden, liegen im wesentlichen in der Förderung von Drittmittelakquise und problemorientierter Interdisziplinarität. Neben der Grundausstattung wendete die TU seitdem jährlich Personalmittel in Höhe von ca. 10 Mio. DM, später ca. 9 Mio. DM aus Haushaltsmitteln für gezielte Forschungsfördermaßnahmen auf. Die Mittel werden projekt­ und antragsgebunden teils nach interner Begutachtung, teils nach externer Begutachtung ­ ähnlich dem Verfahren der DFG ­ an TU­Antragsteller vergeben. Im Doppelhaushalt 1995/96 ist die TU­interne Forschungsförderung überproportional gegenüber anderen Bereichen der Universität um 45% gekürzt worden. Dieser Schritt erschien angesichts der dramatischen Haushaltslage unvermeidbar, obwohl damit in ein Instrumentarium eingegriffen wurde, das vom Wissenschaftsrat ausdrücklich empfohlen wird, extern positiv evaluiert wurde (Gutachten Prof. Neidhardt, Köln 1989) und außerhalb der TU Berlin ein hohes Maß an Anerkennung und Akzeptanz genießt.

neue Priorität

Vor dem Hintergrund, daß die Forschung an der TU zukünftig im wesentlichen durch drei Maßnahmen unterschiedlicher Zielrichtung, nämlich durch die Förderung von Forschungsschwerpunkten als Instrument der Profilbildung, durch eine projekt­ und antragsgebundene Forschungsförderung als prospektiv orientiertes Instrument zur Förderung von Innovation und durch eine ergebnisorientierte Ressourcenverteilung als Anreizinstrument zur Verbesserung der Leistungs­ und Wettbewerbsfähigkeit gefördert werden soll, ist es nun erklärtes Ziel der TU, dem bereits existierenden Instrument der TU­internen Forschungsförderung auch unter den veränderten finanziellen Randbedingungen die zukünftig erforderliche Priorität im Rahmen der Verteilung der Gesamtressourcen einzuräumen. Dieses Instrument zur projekt­ und antragsgebundenen Förderung von Innovationen in der Forschung ebenso wie zur gezielten Anschubfinanzierung von Forschungsvorhaben versteht die TU als eine Investition in die Zukunft, denn alle Fördermaßnahmen dienen implizit der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und damit nicht zuletzt auch der Erhöhung des Anteils von Frauen unter den Nachwuchswissenschaftlern.

Der Entscheidung des Akademischen Senats zur Weiterführung des Instrumentariums der TU­internen Forschungsförderung im Dezember 1998 ging eine Erfolgsbilanz der vergangenen Jahre voraus. Hier seien exemplarisch zwei Fördermaßnahmen genannt:

Universitäre Forschungsschwerpunkte:

Projektverbünde

Die Universitären Forschungsschwerpunkte (UF) dienen der Förderung fachübergreifender Forschung in größeren Projektverbünden und der Verbesserung/Intensivierung projektorientierter Forschungszusammenarbeit zwischen Ingenieur­, Natur­, Geistes­ und Sozialwissenschaften.
Die folgende Bilanz der bisher von der TU geförderten fünf Universitären Forschungsschwerpunkte spricht für den Erfolg:

Erfolgsbilanz
  • Der UF 1 "Flüssigkristalline Mesophasen und ihre elektrooptischen Anwendungen" (1981­1986) führte zu dem Sfb 335, "Anisotrope Fluide", Spr. Prof. Hess (Laufzeit 1987­1998).
  • Der UF 2 "Mensch­Maschine Systeme" (1983­1988) war Keimzelle für eine Reihe von zukunftsorientierten Aktivitäten der TU in diesem Bereich: Einrichtung der Professur "Mensch­Maschine­Systeme", Einrichtung des fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkts "Zentrum Mensch­Maschine­Systeme", Beantragung der DFG­Forschergruppe "Mensch­Maschine­Interaktion in kooperativen Systemen der Flugsicherung und Flugführung", Sprecher Prof. Fricke (Bewilligung 1996) ebenso wie eine Nachwuchsgruppe der VW­Stiftung (Bewilligung 1998).
  • Der UF 3 "Biologische Reinigung von Abwasser und Abluft" (1985­1990) führte zum Sfb 193 "Biologische Behandlung industrieller und gewerblicher Abwässer", Spr. Prof. Jekel (Laufzeit seit 1991).
  • Die im UF 4 "Entwicklung rechnergesteuerter Simulationshilfsmittel zur Beschreibung des Betriebsverhaltens komplexer energiewandelnder Systeme", Sprecher Prof. Bartsch, (1990­1996) erarbeitete Software ist mittlerweile als zentrales und zukunftsfähiges Simulationswerkzeug in verschiedenen Drittmittelinitiativen im Einsatz.
  • Der UF 8 "Kontrolle turbulenter Scherströmungen", Sprecher Prof. Fernholz, wurde 1995 für die Laufzeit von knapp 3 Jahren zur Vorbereitung eines Sonderforschungsbereiches eingerichtet. Die Begutachtung des Sonderforschungsbereiches "Aktive Beeinflussung und Regelung komplexer turbulenter Strömungen", an dem neben dem Hermann­Föttinger­Institut Fachgebiete der Mathematik, Meß­ und Regelungstechnik, Aerodynamik, Sensorik und die DLR, Abteilung Turbulenzforschung Berlin, beteiligt sind, fand Anfang November 1997 statt, verlief erfolgreich und führte zur Einrichtung des Sfb 557 ab 1.7.1998.

Im Zahlenüberblick sieht die Bilanz wie folgt aus:

Aufwand/Ertrag

 

TU­interne Forschungsförderung in Mio. DM

Eingeworbene (bzw. bewilligte) Drittmittel der DFG in Mio. DM

UF 1/ Sfb 335

3,6 (6 Jahre)

ca. 25,7 (1987­1998)

UF 2/ DFG­Forschergruppe/ VW­Nachwuchsgruppe

3,1 (6 Jahre)

ca. 3,5 (7/96 ­ 6/99)

UF 3/ Sfb 193

4,2 (6 Jahre)

ca. 20,2 (1991­1999)
+ Perspektive für 4. Förderphase

UF 4

4,2 (6 Jahre)

bisher noch keine

UF 8/ Sfb 557

3,2 (3 Jahre)

ca. 9 (für 1. Förderphase bis 2000)

Beschäftigungsplanungsmittel

Akquisitionskosten

Ziel der Beschäftigungsplanungsmittel (BPM) ist die Erhöhung der Bewilligungschancen von Drittmittelanträgen durch Unterstützung der Projektleitung bei der Antragstellung durch Personalmittel. Allein bei den BPM als gezielte Anschubfinanzierung von Drittmittelvorhaben ist das Verhältnis

eingeworbene Drittmittel

 

    > = 10.

aus der TU­Förderung bereitgestellte Mittel

 

Umgerechnet in extern finanzierte WM­Einheiten sind das über 140 WM­Jahre, die der TU jährlich über die eigene Finanzierung der Beschäftigungsplanungsmittel (ca. 1.5 Mio. DM p.a.) hinaus zusätzlich zur Verfügung gestellt wurden. Das sind über 13 % des gesamten jährlichen TU­Drittmittelvolumens, das allein das Instrument BPM beiträgt.

Entwicklung des Volumens der TU­internen Forschungsförderung

Zeitreihe 1992­1997

Für die TU­interne Forschungsförderung stehen derzeit Personalmittel in Höhe von 5 Mio. DM zur Verfügung, darüber hinaus (Stand 1996) 500.000 DM an Sachmitteln bei diversen Titeln und 450.000 DM an Investitionsmitteln. Die Entwicklung der Ausgaben für die TU­interne Forschungsförderung (in Mio. DM) stellt sich wie folgt dar:

 

1992

1993

1994

1995

1996

1997

Personalmittel

5.64

5.25

6.15

4.50

4.94

4,12

Sachmittel

0.73

0.72

0.62

0.44

0.52

0,44

Investitionsmittel

1.58

1.12

1.55

0.98

0.50

0,94

Summe

7.95

7.09

8.32

5.92

5.96

5,50

Der deutliche Einbruch von 1994 auf 1995 ff. ist zurückzuführen auf die o.g. Mittelkürzung für den Haushalt 1995/96 um 45% und die daraus resultierende Zurückhaltung bei der Antragstellung von Projekten in Folge der Planungsunsicherheit der Universität.

Ziele

Mit dem Instrumentarium der TU­internen Forschungsförderung sollen folgende Ziele weiterverfolgt werden:

  • Projektgebundene Förderung innovativer und interdisziplinärer Forschungsansätze in der Zusammenarbeit von Ingenieur­, Natur­, Geistes­ und Sozialwissenschaften,
  • Projektgebundene Förderung von Initiativen zur Forschungsschwerpunktbildung,
  • Kurz­ und längerfristige Unterstützung bei der Drittmittelakquisition,
  • Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
  • Heranführen von Studierenden an die Forschung im Rahmen von Studien­ und Diplomarbeiten.

Projektförderung

Das Instrumentarium der TU­internen Forschungsförderung als Instrument der antragsgebundenen Projektförderung für Forschungsvorhaben unterscheidet sich damit grundsätzlich von dem Instrument der fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkte, das als "institutionelle Förderung" im wesentlichen der gezielten Bündelung universitärer Ressourcen und der Profilbildung dient (siehe Kapitel 2.1).

Prinzipien

Die Projektförderung im Rahmen der TU­internen Forschungsförderung folgt dabei im wesentlichen den Prinzipien:

  • Eigeninitiative der Wissenschaftler als Ausgangspunkt solcher Forschungsvorhaben,
  • Begutachtung von Förderungsanträgen durch externe Wissenschaftler nach dem ausschließlichen Maßstab wissenschaftlicher Qualität unter Berücksichtigung der Intentionen der einzelnen Förderinstrumente,
  • Wettbewerb um die begrenzten finanziellen Mittel und
  • Komplementarität zur Förderung externer Mittelgeber.

Komplementarität zur Förderung externer Mittelgeber

Die ersten drei Prinzipien stimmen mit denen der Deutschen Forschungsgemeinschaft überein. Sie bilden zudem weltweit in allen entwickelten Forschungssystemen die Basis für die Förderung von Grundlagenforschung. Immer wichtiger wird für die TU das vierte Prinzip werden, um der Kritik von Doppelförderung bei knappen Haushaltsmitteln der Universitäten nach innen und außen standzuhalten, zumal sich die Fördermaßstäbe von Mittelgebern ­ wie z.B. der DFG ­ im Hinblick auf die Förderung von Interdisziplinarität immer mehr verändert haben.

externe Begutachtung

Die Empfehlung der zentralen Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an den Präsidenten zur Durchführung von Projekten im Rahmen der TU­internen Forschungsförderung basiert auf externen Fachgutachten. Die Fortführung der Projekte (in der Regel nach 2 Jahren) ist abhängig von einem Berichtskolloquium, an dem externe Gutachter die Forschungsleistungen bewerten und Empfehlungen zur Weiterförderung und ­finanzierung geben.

Finanzierungsgarantie

Der Akademische Senat der TU Berlin hat im Dezember 1998 beschlossen, für die im folgenden dargestellten, modifizierten Förderinstrumente der TU­internen Forschungsförderung zukünftig im Haushalt der TU einen konstanten Anteil von 1,5 % des gesamten TU­Haushalts (ohne Drittmittel) vorzuhalten.

Interdisziplinäre Forschungs-
schwerpunkte (IFS)

1. Die bisherigen Instrumente IFP (Interdisziplinäres Forschungsprojekt) und UF (Universitärer Forschungsschwerpunkt) werden zu einem neuen Förderinstrument "Interdisziplinäre Forschungsschwerpunkte (IFS)" zusammengefaßt, wobei neben der Intention der Förderung interdisziplinärer Forschung ­ wie bisher ­ der Drittmittelperspektive ein noch stärkeres Gewicht beigemessen werden soll. An einem IFS sollen mindestens drei Arbeitsgruppen aus verschiedenen Disziplinen beteiligt sein. Die Laufzeit soll in der Regel 3, maximal 4 Jahre betragen.

Postdoktoranden und Habilitanden fördern

2. Das Förderinstrument Forschungsinitiativprojekt (FIP) wird wie folgt modifiziert werden: Ziel ist es, der vom Wissenschaftsrat formulierten Schwäche der Postdoktoranden­ und Habilitationsphase entgegenzuwirken, die in einer fehlenden Selbständigkeit des Hochschullehrer­Nachwuchses begründet liegt (Thesen zur Forschung in den Hochschulen, 1996). Mit dem FIP existiert ein Instrument, das in der Lage ist, gezielt dieses Defizit zu mindern. Mit dem FIP sollen promovierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und ­wissenschaftlern an der TU Arbeitsbedingungen geboten werden, die ihnen die Durchführung eigener Forschungsprojekte in zunehmender Selbständigkeit ermöglicht. Im Rahmen eines FIP werden projektgebunden Sach­ und Personalmittel (studentische Hilfskräfte) zur Verfügung gestellt, insbesondere um selbständig Drittmittelvorhaben einzuwerben.

Unterstützung der Drittmittelakquisition fortsetzen

3. Das Instrument der Beschäftigungsplanungsmittel (BPM) stellt ein wesentliches Anreizinstrument sowohl für die Erhöhung der Drittmittelbilanz der TU als auch für die Initiative von Sonderforschungsbereichen, Forschergruppen, Graduiertenkollegs und anderen größeren Verbundprojekten dar und soll deshalb wie bisher beibehalten werden.


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