Rechenschaftsbericht 1999/2000 TU Berlin

Rechenschaftsbericht 1999/2000


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1. 2 Zur Situation in der Informatik

Kurzfristige Marktkonjunkturen Am Beispiel der Informatik wurde im zurückliegenden Jahr die Problematik einer Förderung wissenschaftlicher Disziplinen und einer entsprechenden Beeinflussung der Studiennachfrage nach den Bedürfnissen kurzfristiger Marktkonjunkturen mit besonderer Dringlichkeit diskutiert. An dieser wie an den beiden anderen Berliner Universitäten spitzte sich diese Diskussion im Berichtszeitraum an der Frage der Einführung von Zulassungsbeschränkungen für die Informatik zu.

Trendumkehr 1995/1996 Die bundesweite Entwicklung der Studienanfänger und der Studierenden im Studienbereich Informatik ist in der Abbildung dargestellt. Bezogen auf das Studienjahr 1993/1994 (Sommer- und nachfolgendes Wintersemester) setzte zunächst ein Rückgang der Studienanfängerzahlen um etwa 15% bis zum Jahr 1995/1996 ein. Im Kontext dieser zeitlichen Entwicklung wurde im Wintersemester 1994/95 das Studienfach Informatik aus der ZVS-Liste gestrichen, da genügend Studienplätze in Deutschland vorhanden waren. Auf 6546 Plätze kamen 4649 Bewerber. Ab dem Jahr 1995/1996 setzte eine Trendumkehr in der Studienplatznachfrage ein, die von einem starken Anstieg geprägt ist und bis heute anhält.

Studienanfänger im Studienjahr
*) Studienanfänger im Studienjahr (Sommer- und nachfolgendes Wintersemester,
z.B. 1998/99 = SS 1998 und WS 1998/99); Studierende im Wintersemester.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Die 1998 beschlossene Strukturplanung der TUB berücksichtigte den einsetzenden Anstieg noch nicht, da lediglich Daten aus den Jahren bis 1996/97 in den Planungsprozess miteinbezogen werden konnten.

Freiwillige Überlast Der Fachbereich Informatik hatte im Wintersemester 1998/99 im Studiengang Informatik bei einer Aufnahmekapazität von 200 Studienplätzen 534 Studierwillige und im Studiengang Technische Informatik bei einer Aufnahmekapazität von 87 Studienplätzen 162 Studierende aufgenommen. Diese erhebliche Überlast konnte nur vorübergehend durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Lehrkräfte getragen werden.

Qualitätssicherung Auf seiner Sitzung am 17. Mai 2000 hat der Akademische Senat der Universität für das Wintersemester 2000/2001 eine Zulassungsbeschränkung für die Studiengänge Informatik und Technische Informatik beschlossen. Ein wesentliches Argument für den lokalen NC war, dass die Qualitätssicherung der Lehre einen hohen Stellenwert hat, die bei einer ausufernden Überlast nicht mehr gegeben sei. Für das laufende Wintersemester stehen 300 Informatik-Studienplätze und 130 Studienplätze für die Technische Informatik an der Universität bereit. Entsprechende Beschlüsse mit Zulassungszahlen von 150 bzw. 190 wurden auch an der Freien Universität und der Humboldt-Universität gefasst, so dass eine Berlin-weiter NC für das Fach Informatik vorliegt, da auch die Fachhochschulen einen NC besitzen. Bei den jetzt beschlossenen Zulassungszahlen fährt der Fachbereich Informatik noch immer eine Überlast von 50%; ausfinanziert sind von diesen Studienplätzen allerdings nur 200 bzw. 87. Die Leitung der Universität hat daher 9,5 zusätzliche Mitarbeiterstellen und eine 100-prozentige Ausfinanzierung aller Sollstellen des Fachbereichs als Unterstützung zugeteilt, auch um dem Fachbereich die Aufrechterhaltung seines breiten Serviceangebots für andere Studiengänge zu ermöglichen.

N.C. als ultima ratio Alle Beteiligten - der Fachbereich Informatik, der Akademische Senat und das Präsidium der Universität - waren sich darin einig, dass die Einführung einer Zulassungsbeschränkung in der gegenwärtigen Situation als politisch und wirtschaftlich verfehlt angesehen werden muss. Dennoch wurde der NC beschlossen, da der Fachbereich Informatik und die gesamte Technische Universität nicht mehr in der Lage sind, eine weitere Überlast in der Größenordnung des Wintersemesters 98/99 aufzufangen, die zu einem nicht mehr akzeptablen Qualitätsverlust der Ausbildung geführt hätte.

Wiederaufnahme in das zentrale Verteilungsverfahren (ZVS) Weiterhin war sich der Akademische Senat darin einig, das Land Berlin aufzufordern, sich für eine Wiederaufnahme des Fachs Informatik in die Zentralstelle für das Verteilverfahren der Vergabe von Studienplätzen (ZVS, Dortmund) einzusetzen, um auf diese Weise eine maximale Ausschöpfung des Informatikangebots in der Bundesrepublik Deutschland zu ermöglichen.

Beratung der Studieninteressenten Noch im Juni 2000 wurden durch den Vizepräsidenten für Studium und Lehre über eine Benachrichtigung aller Berliner Gymnasien in Verbindung mit entsprechender Pressearbeit die Abiturienten informiert, dass nicht nur im Fach Informatik informationstechnische Kompetenzen zu erwerben sind. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Technische Universität insgesamt rund 2500 Studienplätze in Studiengängen anbietet, zu deren Ausbildungsinhalt auch die Informatik zählt. Diese sind zum größten Teil ohne Zulassungsbeschränkung und demzufolge für Studierwillige frei zugänglich. In Kooperation mit Schulen und durch eine sachkundige Beratung will die Universität auch zukünftig Alternativen zum stark nachgefragten Studiengang Informatik aufzeigen (s. Kapitel 5, Beratung). Dennoch bewarben sich mehr als 1000 Studierende in den Studiengängen der Informatik und der Technischen Informatik.

Im Vergleich der Bewerberzahlen zwischen den Berliner Universitäten hat sich auch im Nachrückverfahren eine besonders starke Nachfrage für die Technische Universität ergeben, die zu einer Notengrenze von 1,8 im Nachrückverfahren (Freie Universität und Humboldt-Universität 2,6) geführt hat.

Weiterbildungs-
angebote
Um dem gesellschaftlichen Bedarf nach ausgebildeten IT-Fachkräften verstärkt Rechnung zu tragen, ist ein Weiterbildungsprogramm für Informatik und Wirtschaftsinformatik des Fachbereichs Informatik in Vorbereitung, das sich an Studierende mit Informatikvorkenntnissen richtet. Mit einem Start des Programms ist jedoch nicht vor Beginn des Wintersemesters 01/02 zu rechnen, da das Angebot die erfolgreiche Einwerbung von Mitteln aus der Industrie voraussetzt, die zur Finanzierung zusätzlichen Lehrpersonals verwendet werden sollen.

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