Die Imagefrage: Braucht die TU Berlin einen englischen Namen?

Professor Bernhard Wilpert und Professor Ulf Preuss-Lausitz haben mit ihren Beiträgen in der Juni-Ausgabe von TU intern den Anstoß gegeben für eine Diskussion um die Übersetzung des Eigennamens "Technische Universität Berlin" ins Englische. Mittlerweile haben sich zahlreiche Leserinnen und Leser zu Wort gemeldet. Um die Diskussion zu fördern, stellen wir das Feedback ins WWW. Schreiben auch Sie uns Ihre Meinung: pressestelle@tu-berlin.de, Stichwort: Eigenname.

Die Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Kürzungen der Beiträge behalten wir uns vor. Ihre Pressestelle.


Noch mehr Anglizismen an der TUB??
Die TUB hat bekanntlich einen recht guten Ruf, national sowie international, und Ausländer, die hier studieren möchten, haben ihren Weg an diese Universität offenbar ohne Probleme gefunden. Darüber hinaus haben wir doch schon ein Call Center, ein Career Center, Controlling und Management, sogar einen Event Manager können wir vorweisen und jede Menge Teams und Pools; wir betreiben insourcing und outsourcing, sind also supertrendy. Hoffentlich müssen wir nicht eines Tages unseren TU-Präsidenten mit "Mr. President" anreden.

Gloria Banks, Verw.-Angest., FG Deutsche Philologie
17. Juli 2002


Ich finde es quatsch und sinnlos,  die Tradition und den Namen der TU Berlin zu ändern, um der amerikanischen und englischen Kultur zu folgen. TU Berlin bleibt für mich ein Symbol von "Pen is mightier than Sword".
Dipl.-Ing. Nitosh Kumar Brahma, Alumni der TU Berlin
17. Juli 2002


Die zunehmenden internationalen Kooperationen im Hochschulbereich fordern auch eine international verständliche Sprache, und University of Technology ist nun einmal ein eingeführter Begriff für eine forschungsorientierte technische Universität. Insofern ist es für eine angemessene Positionierung der TU Berlin im internationalen Kontext unerlässlich, sich dem Sprachgebrauch der Scientific Community anzupassen. Gerade wenn es um internationale Anerkennung von Studien- und Forschungsleistungen geht, spielt die Statusfrage der jeweiligen Hochschule eine entscheidende rolle. Die Universities of Technology stehen für Kompatibilität ihrer Abschlüsse und Forschungsleistungen, und diesen Platz kann die TU Berlin durchaus in Anspruch nehmen!.

Dr. Carola Beckmeier, International Office/Akademisches Auslandsamt, TU Berlin
16. Juli  2002


Ein neuer Name nur fürs Englische ist total unsinnig und schafft mehr  Verwirrung als Nutzen. TU Berlin ist sowohl im Deutschen als auch im Englischen verständlich: Technische Universität Berlin bzw. Technical University Berlin.
Ein neuer Name zur Verbesserung des Image ist nur Illusion und bringt  nichts. Außerdem steht die TUB nunmal in Berlin/ Deutschland und nicht in den USA.

Erik Janata
15. Juli


Ein Vivat auf die Wortgewalt von Herrn Robert Hatton: Eine Veränderung des Namens, nur um der Veränderung willen ist so überflüssig wie eine Ampel an einer Supermarktkasse.

Aus meiner Erfahrung heraus hat der Name "TU Berlin" einen hervorragenden Ruf in Deutschland und im Ausland, wieso also diesen ändern? Muss man den gleichen Fehler machen, den schon die UdK nebenan getan hat: Mangelndes Selbstvertrauen mit Geltungssucht kompensieren, einen anerkannten und respektierten Namen aus Titelfetischismus ändern, mit dem Resultat, dass man beim Aussprechen des Namens UdK einen spöttischen Unterton hört?

Und das Argument, mit einer FH verwechselt werden zu können ist zum einen eine Beleidigung für die hervorragenden FHs in Deutschland, und zum anderen legt es meiner Meinung nach einen falschen Schwerpunkt: Immerhin geht es nicht darum, kompetenter zu erscheinen, weil man den besten Namen hat, sondern kompetenter zu sein, und dies durch seine Absolventen und seine Publikationen zu beweisen.

Ansonsten wäre die logische Schlussfolgerung: Jeder Professor mit Anglizierungswahn kauft sich bei Konsul Weyer einen dollen Titel, damit er kompetenter wirkt, und die TU wird umbenannt in: "Worlds Mega-Super-Best Highest-Tech Hyper-Science-University". (Die Englisch-Muttersprachler mögen mir verzeihen ... )

Ein bisschen erinnert mich diese "Abheben durch Namen"-Struktur an Internetseite, die in ihrem Header, nur damit sie Aufmerksamkeit erlangen, publikumswirksame Stichworte massieren ... der geübte Internetnutzer weiß, wovon ich spreche.

Im Übrigen: Wer jetzt noch einem Trend zur Anglisierung hinterher läuft, der läuft im wahrsten Sinne des Wortes hinter. Anglisierung von allem ist heute nicht mehr modern, eher eine wie ein schwerer Zug ausrollende Zeiterscheinung.

Notger Heinz, Student
13. Juli 2002


In dem [Artikel]  haben sich der 3. Vizepräsident , Herr Prof. Dr.  Bernhard Wilpert, sowie ein Mitglied des Akademischen Senats, Herr Prof.  Dr. Ulf Preuss-Lausitz, über "Englisch"... und "...Muttersprache.."  geäußert.
Die Art , wie in beiden Beiträgen auf eine Abgrenzung zwischen  Universitäten und Fachhochschulen eingegangen wird , entspricht nicht  den neuesten Erkenntnissen und erscheint dem Laien- Leser zumindest aus  anderen Bundesländern recht hochnäsig.

Prof. Dr.-Ing. Peter Frings, Präsident  der Fachhochschule Koblenz

12. Juli 2002


Mir fällt auf, dass es in Deutschland eine große Anzahl von (pseudo-) intellektuellen Menschen gibt, die nichts wichtigeres zu tun haben, als bei allen Gelegenheiten gegen das Englische und insbesondere das Amerikanische zu wettern. Das fängt an bei allen politischen Entscheidungen und endet bei der Bildung, und schließlich bei Universitätsnamen. Als urdeutsche Buerger unseres Landes müssen wir schließlich den Geist unserer Ahnen verteidigen und unsere Kultur vor dem Verkommen bewahren. 

Dabei ist es gerade die Wissenschaft dieser Intellektuellen Leute, die einen fast unaufhaltbaren Werte- und Kulturverfall beschleunigen: Jeder glaubt an die Allmacht und Allwissenheit der Naturwissenschaften; Menschliches, Moral und Glaube bleiben auf der Strecke. Natürlich wollen wir keine Schein-Elite Universität haben. Aber mal ernsthaft: Es gibt doch niemand, der wirklich daran glaubt, die TU werde eine bessere Uni mit einem englischen Namen, ich verstehe nicht, wie man nur darauf kommen kann. Es geht doch nur um eine offizielle Übersetzung ins Englische, nicht darum den Namen komplett zu ersetzen, also wieso der Aufruhr?

Aus welchem Grund Herr Krüger lächerliche Beispiele von international wenig oder unbekannten Fachhochschulen nennt, ist doch auch allzu klar: Es dient dem Zweck, einen ideologischen Kampf zu führen. Ernst nehmen tut das Möchtegern-Getue dieser Institutionen doch sowieso keiner. Die TU ist schon jetzt so weit international bekannt und renommiert, dass sie wenigstens eine Übersetzung verdient hat. Daran den Untergang der deutschen Sprache zu prophezeien ziemt sich für einen Professor nicht.

Lächerlich finde ich das provinzialische Gehabe in Berlin. Man tut gut daran, die Fakten zu akzeptieren: Der Arbeitsmarkt ist international. Englisch ist Weltsprache in Wissenschaft und Technik und Amerika ist die größte und erfolgreichste Wissenschaftsnation der Erde. Man kann das doch mal neidlos anerkennen, oder nicht? Deshalb brauchen wir wenigstens einen offiziellen englischen Zweitnamen. Aber vielleicht denkt ja mal einer von "den da oben" an die Studenten. Wir Studenten wollen Master's, Bachelor's und einen Namen, den jeder versteht, weil wir vielleicht nicht für immer in diesem Land des Stillstands und der Abschottung bleiben wollen. Ich plädiere für "Berlin University of Technology".
Dominik Loeffler, Student Technische Informatik, TUB
11. Juli 2002


I teach English at the ZEMS, and among my courses is "Communication Strategies" (http://go.to/tu-strategies) in which I try to help the participants prepare application documents for an international job search. I would contend that the question of a fixed English translation for the name of our university is neither trivial nor the result of a linguistic inferiority complex.

Despite the objections of the "linguistic purists", I have no problem with "Technical University Berlin" (without "of"), because - in my ears - it seems to be closest to the German. "Distant" solutions like that of the TFH Berlin ("University of Applied Sciences" - I'm not sure where "Berlin" comes in), are necessary because of the rather unique nature of the Fachhochschule concept; the TU has no such problem. Therefore, unless the German name is changed to "Universität der Technik Berlin", I'd avoid "Berlin University of Technology".

As important as the name game is, though, I'd say a much greater problem for students wishing to study / work abroad is the fact that - to the best of my knowledge - they cannot get an official English-language document that summarizes their studies; in the US it's known as "ye olde transcript". I say provide the students with English transcripts and leave the name  "Technische
Universität Berlin" in both German and English. After all, for any speaker of English who is intelligent enough to walk and chew gum simultaneously (and -contrary to popular opinion - there are quite a few), the German expression "Technische Universität Berlin" is pretty easy to figure out.

Joe Greenman
11. Juli 2002


Finde ich völlig überkandidelt. Über diesen Unsinn kann man nur lachen (was in diesem und in ähnlichen Zusammenhängen Amerikaner und unsere englischen Nachbarn schon lange tun). 

Stefanie Pickard, FUB und TU-Alumni

11. Juli 2002


Liest man die Ausführungen von Professor Wilpert, der Technischen Universität Berlin für den Englisch sprechenden Raum u. U. eine andere Kombination der Begriffe "Technik" und "Universität" zuzuordnen, könnte man zu der Meinung gelangen, es gäbe innerhalb der Universität keinerlei anderen Aufgaben und Probleme mehr zu lösen und zu behandeln. Dem ist nachweislich nicht so, wie denjenigen außerhalb der TU, die deren Entwicklung seit Jahrzehnten mitverfolgen, bekannt ist. Hochschulangehörige dürften davon umso mehr betroffen sein.

Es ist legitim, wenn Mitglieder des Lehrkörpers außerhalb ihrer wissenschaftlichen Tätigkeiten, auch Gedanken über gewisse Verwaltungsaspekte äußern. Das sollte aber, wegen der Sensibilität des Themas mit dem nötigen Fingerspitzengefühl erfolgen und unter der Berücksichtigung der sich möglicherweise daraus ergebenden Außenwirkungen geschehen.

Für die Öffentlichkeit ist das auf keinen Fall ein diskussionsfähiges Thema. Es entsteht zwangsläufig der Eindruck, als müsste ein Beschäftigungsnachweis mangels anderer weitreichender Themen wissenschaftlicher Arbeit durch hausgemachte interne Beschäftigungsfelder gefunden werden. Der Leser muss zu dem falschen Urteil gelangen, dass solche akademischen Überlegungen über Namensübersetzungen der TUB, die weder erforderlich noch sinnvoll erscheinen, über das Ansehen dieser Universität entscheiden.

Es gibt eine Technische Universität München, eine Technische Universität Stuttgart u. a. als Standardbegriffe einer Ausbildung deutscher Ingenieure und mannigfacher Kontakte zur Fachwelt, einschließlich hoher wissenschaftlicher Leistungen, ohne dass m. W. jemals jemand auf den Gedanken gekommen wäre, Namensänderungen wegen Translationsfragen zu betrieben.

Jeder, der als Wissenschaftler, Fachmann oder Interessent Verbindungen zur TUB unterhält, weiß, dass es sich um eine Universität mit der ihr zukommenden Bedeutung handelt. Das geht bereits aus dem Wort per se hervor. Selbst dem Durchschnittsbürger, auch in anderen Ländern, dürfte der Stellenwert einer Universität bekannt sein. Das gilt im Zeitalter einer Globalisierung auf allen Wissensgebieten umso mehr. Diejenigen, die keinerlei Beziehung zur schulischen Hierarchie besitzen, erfahren durch eventuelle "Übersetzungsmängel" eines Namens keine Nachteile.

Deshalb haben die Überlegungen auch aus dieser Perspektive keine praktische Bedeutung. Demzufolge gibt es keine Betroffenen, für die aus Gründen der Verständlichkeit die zwingende Notwendigkeit besteht, etwas zu ändern. Jedenfalls ist ein Vorschlag, man müsse, um Übersetzungsfehler zu vermeiden, die Semantik des zu Übersetzenden ändern, rational nicht nachvollziehbar. Im Übrigen ist den Ausführungen von Prof. Preuss-Lausitz, die treffende und belastende Gegenargumente beinhalten, voll zu zustimmen. Man sollte diese Diskussion, sofern es eine solche überhaupt gibt, rasch ad acta legen. Es ist dafür keine Notwendigkeit zu erkennen. Sie dürfte auch aus der Praxis heraus unrelevant sein....

Heinz Schönwalder, Mitglied Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V.
11. Juli 2002


Wer liest sich die Meinungen überhaupt alle durch? Aha, es wird jemand Angestelltes dazu verdonnert! Als ob es nicht schon genug Unsinn zu tun gibt, aber bei so einem Popelkram da reißt es mir gleich wieder in der mentalen Hüfte. Denkt euch doch gleich noch einen Russischen, französischen, bulgarischen, amerikanischen usw. Namen aus - obwohl man ja dabei nicht denken muss - man muss ja nur die Sprache können oder jemand fragen. Was sucht so ein Thema auf der TU-Frontside? Scheinen ja eh fast alle die gleiche Meinung dazu zu haben. Solche Themen sind hervorragen geeignet, angestaute Aggressionen abzulassen. So, wenn ich nichts mit Absicht falsch geschrieben habe, noch mein Vorschlag (für die Liste): University of Technicology of Berlin of Germany of Europe UTBGE.

Lars Winkelmann, Student
10. Juli 2002


Das Image einer Universität lässt sich nicht durch die Namensgebung, sondern nur durch Leistung in Lehre und Forschung verbessern. Dabei steht m. E. die TU gar nicht so schlecht; warum dann den bekannten Namen ändern?

Dr. Detlef Schroeder, Fak. II, Chemie
9. Juli 2002


Obwohl ich linguistisch gesehen die Position von Herrn Wilpert durchaus nachvollziehen kann, macht die Übertragung des BERLIN UNIVERSITY OF TECHNOLOGY eher den gequälten Eindruck eines "wir sind auch ein MIT". Zum Zweiten soll es ja auch vorkommen, dass Worte mehrfache Bedeutungen haben, d.h. also TECHNICAL nicht nur im Sinne des Handwerklichen zu verstehen sein muss. Wenn man sich in den USA so anschaut, wo überall TECHNOLOGY beinhaltet sein soll, lebt es sich vielleicht mit TECHNICAL auch ganz gut.

Wichtiger als die vermeintliche Ersparnis einer Erklärung, was für eine Art Schule/Universität/Institut das jetzt ist, von der man gerade spricht, ist doch das Branding, eben die TUB, unter dem man überall erkannt wird, was damit eben zu TECHNICAL UNIVERSITY OF BERLIN (das OF würde ich schon spendieren) führt, weil es so schön nah dran ist. Die genaue Erklärung zur Schulform ist dann meistens eh erforderlich, weil die Ausbildungssysteme weltweit nicht exakt übereinstimmen.

Die RWTH Aachen und die ETH Zürich (die sich übrigens Swiss Federal Institute of Technology Zurich - als Gegensatz zu Lausanne - nennt, ein Zurich Institute of Technology gibt es nicht) laufen im Englischen immer unter ihrem Brand RWTH und ETH(Z), wie eben das MIT. Lerne, wie Herr Preuss-Lausitz angedeutet hat: Wenn man weiß, wer du bist, ist es egal, wie du heißt!

PS: Die ehemaligen Höheren Technischen Lehranstalten (HTLs, vergleichbar den FHs) in der Schweiz haben jetzt den Sprung zur UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES gewagt.... wow! Das ist doch ein klingender Titel.

Michael Scheffler, alumnus TUB & ETHZ
9. Juli 2002


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