Doktoranden aus Damaskus für die TU Berlin
Weit reichender Kooperationsvertrag mit Syrien
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In Damaskus konnte TU-Präsident
Kurt Kutzler auch syrische Absolventen der TU Berlin begrüßen |
Auf Einladung des syrischen Hochschulministers besuchte Anfang
November TU-Präsident Prof. Dr. Kurt Kutzler die Universität
Damaskus und unterzeichnete im Hochschulministerium einen Vertrag,
der die Entsendung besonders guter Regierungsstipendiaten zur Promotion
an der TU Berlin und anderen deutschen Universitäten vorsieht.
Angefangen hatte alles vor mehreren Jahren. Die TU-Absolventen
und jetzigen Hochschullehrer an der Universität Damaskus, Akili
und Issa, hatten mit ihrem Doktorvater Professor Lehmann im Fachgebiet
Stadt- und Regionalplanung Konzepte zu regionalen Planungen in Syrien
erarbeitet. Als Architekturdekan hatte Professor Akili Frau Dr.
Nebel an die Universität Damaskus geholt, heute arbeitet sie
an der TU Berlin und baut gemeinsam mit Professor Herrle Architekturprojekte
mit Kollegen in Damaskus und Aleppo auf. In der Architekturarchäologie
kooperiert Professor Dorothée Sack seit Jahren mit syrischen
Wissenschaftlern bei Ausgrabungen in der Altstadt von Damaskus.
Aber auch am Zentrum für Moderne Sprachen (ZEMS) hatte Herr
Chekhouni eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet "Deutsch als Fremdsprache"
mit der Universität Aleppo begonnen, die es unter anderem einer
TU-Studentin ermöglichte, ein Praktikum in Aleppo zu absolvieren.
Im Rahmen von Regierungsverhandlungen kamen vor zwei Jahren der
damalige Hochschulminister und der Wirtschaftsminister nach Berlin
und besuchten auch die Technische Universität Berlin. Daraufhin
sollte ein Teil der syrischen Regierungsstipendiaten, statt wie
bisher vor allem nach England und nach Frankreich, zur Promotion
zukünftig an die TU Berlin und an andere deutsche Hochschulen
geschickt werden.
Erste Kandidaten der Universität Aleppo wurden ausgewählt,
Vizepräsident Prof. Dr. Abdul Wahed besprach im Februar 2002
an der TU Berlin die Details. Seit Winter 2002/03 arbeiten bereits
zehn Regierungsstipendiaten der Universität Aleppo an ihren
Promotionen bei Professoren der TU Berlin. Weitere Kandidaten nahmen
die Universitäten HU Berlin, Hamburg, Marburg und Darmstadt
auf.
Im Frühjahr 2003 wurde ein allgemeiner Kooperationsvertrag
unterzeichnet, vor allem zur Einwerbung von Drittmitteln. Diskutiert
wurde auch, ob die Universität Damaskus ebenso wie Aleppo Promovenden
an die TU Berlin entsenden wolle.
Inzwischen sind unsere syrischen Partner in den beiden Universitätsleitungen
unsere neuen Partner im Ministerium geworden. Vizepräsident
Abdul Wahed aus unserer Partneruniversität Aleppo wurde im
Frühjahr 2003 stellvertretender syrischer Hochschulminister.
Unter anderem steuert er ein sehr breit angelegtes Programm zur
Weiterqualifikation von Nachwuchswissenschaftlern. Professor Mourtada,
ehemals Präsident der Universität Damaskus, wurde Ende
Oktober Hochschulminister Syriens.
Sofort lud Minister Mourtada TU-Präsident Kurt Kutzler nach
Damaskus ein. Sie verhandelten Rahmenbedingungen für die zukünftige
Entsendung größerer Gruppen syrischer Promotionsstipendiaten
an die TU Berlin. Beteiligt sind Nachwuchswissenschaftler der vier
staatlichen Universitäten Damaskus, Homs, Lattakia und Aleppo
sowie Nachwuchswissenschaftler aus verschiedenen Ministerien.
Die Kandidaten erhalten bereits jetzt in Syrien Deutschkurse, das
Hochschulministerium will anschließende Aufbaukurse in Deutschland
finanzieren, und die Promovenden erhalten für maximal sechs
Jahre ein Regierungsstipendium für ihren Lebensunterhalt.
Vertraglich vereinbart wurde, dass die syrische Seite nur Kandidaten
vorschlägt, die ihre bisherige Ausbildung mit sehr guten Ergebnissen
abgeschlossen haben. Im Februar oder März 2004 soll eine gemeinsame
Kommission von Wissenschaftlern der TU Berlin, anderer deutscher
Hochschulen und syrischen Wissenschaftlern die vorgeschlagenen Bewerber
interviewen und auf ihre Eignung prüfen. Die ausgewählten
Kandidaten werden dann von der TU Berlin/Außenbeziehungen
weitervermittelt an betreuende Hochschullehrer.
Auf syrischer Seite laufen zurzeit die Vorauswahlen der Stipendiaten,
auf deutscher Seite bildet die TU Berlin gemeinsam mit anderen Universitäten
ein Konsortium, um die Endauswahl, die Vermittlung und die Betreuung
der Promovenden zu organisieren. Die TU München, die Universitäten
Darmstadt, Göttingen und Weimar haben bereits ihr Interesse
signalisiert. Weitere Universitäten werden hinzukommen, wenn
Anfang Januar klar sein wird, aus welchen Fachrichtungen die vorgeschlagenen
Kandidaten kommen werden. Aufgrund der großen Anzahl von Regierungsstipendien
rechnen wir damit, dass ab Wintersemester 2004/05 weitere zusätzliche
30 bis 40 syrische Doktoranden an der TU Berlin an ihrer Promotion
arbeiten werden.
Ziel des Vorhabens ist es, die syrischen Universitäten bei
der Ausbildung ihres wissenschaftlichen Nachwuchses zu unterstützen,
Kandidaten für Forschungsarbeiten an die TU Berlin zu holen
und langfristig für die Wissenschaftler der TU Berlin Kooperationspartner
in Syrien heranzubilden. Was mit den TU-Absolventen Issa und Akili
vor einigen Jahren klein angefangen hat, kann mit den zukünftigen
Absolventen weiter ausgebaut werden.
Harald Ermel,
Leiter Stabsstelle Außenbeziehungen
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