Konstruktive Debatte
Liberale Hochschulgruppe fordert entschlossene Reform
Kein Wunder, dass private Universitäten gerade in Berlin auf
dem Vormarsch sind. Überfüllte Hörsäle oder
belegte Computer-Pools sind dort kein Thema. Enge Wirtschaftskooperationen
und eine Betreuungsrelation zwischen Dozenten und Studierenden (1:8)
versprechen eine Ausbildung mit späterer Jobgarantie. Davon
können staatliche Unis nur träumen. Dafür kostet
das private Studium zwischen 6000 und 12000 Euro pro Studienjahr.
Das Budget der TU Berlin beträgt in diesem Jahr etwas mehr
als 300 Millionen Euro, was einer ähnlich hohen Gebühr
von rund 10000 Euro pro Studierendem und Semester gleichkäme.
"Wir Studierenden sind
Kunden des Angebots 'Bildung'. Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel
zu einer wettbewerbs- und ergebnisorientierten Hochschulsteuerung,
ähnlich effizient wie in einem mittleren Wirtschaftsunternehmen." |
Die Intention des Streiks findet unsere Unterstützung. An
den Universitäten darf nicht gespart werden, Strafgebühren
für Langzeitstudierende lehnen wir ab. Sie sind in erster Linie
eine bequeme Einnahmequelle für die Länder. Doch wäre
eine entschlossene Demonstration für eine Reform des Hochschulsystems
wirkungsvoller als ein Streik. Wir Studierenden sind Kunden des
Angebots "Bildung" und unsere Forderungen sollten über
den finanziellen Aspekt hinausgehen. Es ist Zeit für einen
Paradigmenwechsel zu einer wettbewerbs- und ergebnisorientierten
Hochschulsteuerung, ähnlich effizient wie in einem mittleren
Wirtschaftsunternehmen.
Ein Streik führt zu keiner langfristigen Lösung gegen
Sparmaßnahmen und für den zahlenmäßigen Erhalt
der Studienplätze. Bestenfalls wird das Interesse der Öffentlichkeit
erregt und die Regierungspläne für das jeweilige Jahr
geändert - was bisher noch nicht geschehen ist. Doch Jahr für
Jahr besteht erneut die Gefahr, dass das Land angesichts der dramatischen
Haushaltslage erneut alle Haushaltstitel nach dem Rasenmäherprinzip
kürzt. Infolgedessen ist jegliche Planungssicherheit für
die Institute und Professoren verloren gegangen.
Die Liberale Hochschulgruppe (LHG) fordert: Das Land zahlt der
Universität pro Studierendem pro Studiengang einen Pauschalbetrag
(Bildungsgutscheinmodell) und finanziert die Forschung. Die Hochschulen
entscheiden selbst über Art und Höhe der Mittelverwendung,
die Wahl der Lehrenden, Forschenden und die Form der Lehre. Nach
Abschaffung der Zentralen Vergabestelle für Studienplätze
(ZVS) können sich die Studierenden selbst eine Universität
suchen. Die Hochschulen bestimmen über die Zulassung nach Eignung
und Fähigkeit. Die Hochschulen haben dann ein starkes Interesse
an möglichst guter und effektiver Lehre und an leistungsstarken
Studierenden. Reformierte und gut ausgestattete Hochschulen können
in andere Rechtsformen überführt werden. Einer autonomen
Hochschule bleibt es selbst überlassen, ob sie das Studium
über Studiengebühren, Sponsoring oder alternative Methoden
finanziert.
Noch mehr Reformvorschläge? Alle Interessierten laden wir
zu unserem nächsten Treffen (Termin auf der Home-Page) ein.
Anna Becker,
2. Vorsitzende der LHG an der TU Berlin
www.lhg-berlin.com/tu/
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