Stromausfälle durch politische Fehler
Netzwerke standen im Mittelpunkt des Infrastrukturkongresses
der TU Berlin
Netzwerke" - und zwar im mehrfachen Sinne - waren Thema auf
dem 2. internationalen "Workshop on Applied Infrastructure
Research", der kürzlich an der TU Berlin stattfand. Er
wurde vom Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP),
Prof. Dr. Georg Meran (TU Berlin/DIW) und PD Dr. von Hirschhausen
(TU Berlin, WIP), an der TU Berlin veranstaltet. Wissenschaftlicher
Partner der von 130 Teilnehmern besuchten Veranstaltung war neben
dem DIW Berlin auch das renommierte Washingtoner World Bank Institute.
Die Wissenschaftler und Praktiker beschäftigten sich in ihren
Vorträgen mit Fragen zur "Netzwerkökonomie",
mit der die Regulierung und Finanzierung von Infrastruktur in den
Sektoren Verkehr (Schienennetze, Energienetze, Autobahnen und Flughäfen),
Energie und Telekommunikation analysiert werden. Aber auch die Forschung
zu diesem Thema benötigt Netzwerke, deshalb wurden auf der
Veranstaltung auch Netzwerke zwischen Ökonomen und Technikern
einerseits sowie Netzwerke zwischen Theorie und Praxis andererseits
aufgebaut und gepflegt. Die technischen Eigenheiten der jeweiligen
Infrastruktursektoren müssen bei der ökonomischen Analyse
wirtschaftspolitischer Fragen und Unternehmensstrategien genau betrachtet
werden. Neben Ökonomen nahmen deshalb erfreulicherweise auch
Ingenieure von technischen Fachgebieten der TU Berlin, anderen Universitäten
sowie aus der Praxis an der Veranstaltung teil. Hier wurden auch
Ergebnisse aus interdisziplinären Projekten an der TU Berlin
zum Schienenverkehr und Bausektor präsentiert.
Es ist zu einem besonderen Charakteristikum und Alleinstellungsmerkmal
des Workshops geworden, dass eine große Anzahl an Vertretern
aus der Wirtschaft diese wissenschaftliche Veranstaltung besuchte.
Dabei kam es auch zu kontroversen Diskussionen: Die von Vertretern
der großen Energieunternehmen (RWE und EnBW) präsentierte
Beurteilung der Regulierung des deutschen Strom- und Gassektors
war eher positiv und wich von den Beurteilungen der meisten Wissenschaftler
ab.
Ein in vielen Vorträgen angesprochenes Thema waren die jüngsten
Stromausfälle in den Vereinigten Staaten, Großbritannien
und Italien. Als Ursache der Probleme in den Vereinigten Staaten
wurden von Wissenschaftlern und Praktikern langfristig wirkende
politische Fehlentscheidungen bei der Regulierung dieser Sektoren
identifiziert. Auf erhebliches Verbesserungspotenzial bei der Regulierung
der Infrastruktursektoren in Deutschland wies Professor Martin Hellwig
(Universität Mannheim, Vorsitzender der Monopolkommission)
hin.
Dipl.-Ing. Thorsten Beckers
Dipl.-Volksw. Benedikt Peter
http://wip.tu-berlin.de
Tel.: 314-2 32 43
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