Nöte der Metropolen
Hauptstadtplanung in Astana, Berlin, Hanoi, Taschkent und Teheran
|
Rudolf Schäfer (l.) in
traditionellem usbekischem Gewand übergibt Abschlusszertifikate |
Das Ende des Kalten Krieges und die fortschreitende Globalisierung
führen seit Jahren in vielen Staaten zu starken politischen
und gesellschaftlichen Veränderungen. Zu ihnen zählen
auch das wieder vereinigte Deutschland, die islamische Republik
Iran, die wieder unabhängigen Republiken Kasachstan und Usbekistan
sowie die sich in der Transformation zu einem marktwirtschaftlich-politischen
System befindliche Sozialistische Republik Vietnam. Jede Hauptstadt
soll nun die wieder entdeckte Identität spiegeln und weltweit
repräsentieren.
800000 neue Familien werden beispielsweise derzeit jährlich
im Iran neu gegründet. Die Hauptstadt Teheran übersteigt
inzwischen die Zwölf-Millionen-Marke. Berlin dagegen schrumpft
weiter, bis zum Jahr 2020 auf etwa 3,36 Millionen Einwohner. Im
kasachischen Astana und in Taschkent ringt man mit anderen Problemen:
Flächen für Hauptstadt-Aufgaben müssen bereitgestellt
werden, es entstehen Satellitenstädte für jeweils 20000
bis 50000 Einwohner. Hanoi kämpft mit dem Bauboom, den die
freie Marktwirtschaft mitbringt.
34 internationale Referentinnen und Referenten aus Ministerien,
Universitäten, Forschungsinstituten, Stadtverwaltungen und
Planungsbüros folgten der Einladung von Prof. Dr. Rudolf Schäfer
und Prof. Dr. Adrian Atkinson aus der Fakultät VII, Architektur
Umwelt Gesellschaft, zu einer internationalen Veranstaltung, die
ein Forum für wissenschaftlichen Austausch der Planungen und
Visionen bot.
Geschichtliche Hintergründe wurden erörtert, Entwicklungstendenzen
und Problemfelder der Hauptstadtplanungen in den fünf Beispielstädten,
Planungssysteme und Transformationsprozesse, Architekturkritik und
kulturelles Erbe sowie die jeweilige Praxis der nachhaltigen urbanen
und regionalen Entwicklung. Trotz großer kultureller und geopolitischer
Unterschiede bestehen jedoch zahlreiche Gemeinsamkeiten. In zukünftigen
Veranstaltungen sollen Planungssysteme und detaillierte Masterpläne
verglichen werden. Im Frühjahr wird in Teheran eine Folgeveranstaltung
stattfinden sowie im Sommer 2004 wieder eine Sommerschule an der
TU Berlin.
Manuela Graetz,
Kester von Kuczkowski
Tel.: 314-2 81 20
caspian@gp.tu-berlin.de
|