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Nr. 12, Dezember 2003
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Etappen eines Protestes

Tag und Nacht besetzten Studierende das TU-Hauptgebäude
  • 23. 4. 2003 Uni-Präsidenten drohen mit Numerus clausus, falls die Sparideen der so genannten "Gilftliste" des Finanzsenators Wirklichkeit werden sollen. HU-Präsident Mlynek will sogar einen absoluten Zulassungsstopp.
  • 1. 7. 2003 Finanzsenator Sarrazin legt Sparplan vor. Von 200 Millionen bis 600 Millionen ist die Rede.
  • 4. 7. 2003 Einführung eines fast flächendeckenden Numerus clausus an der TU Berlin wird beschlossen.
  • 25. 7. 2003 Präsidenten paraphieren Entwürfe zu Hochschulverträgen, mit Einsparungen von 75 Millionen Euro.
  • Oktober 2003 Chaotische Zustände in den Immatrikulationsbüros. Aus Angst, keinen Platz zu bekommen, haben sich Tausende doppelt angemeldet.
  • 23. 10. 2003 Senator Flierl gibt die endgültige Sparsumme von 75 Millionen bekannt. Die TU Berlin ist dabei überproportional mit 29 Millionen betroffen.
  • 29.10./4.11. 2003 Auf verschiedenen Versammlungen versucht der Senator, die aufkommenden Wogen zu glätten, und sagt jeder Uni, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Dabei verwickelt er sich in Widersprüche.
  • 5. 11. 2003 Jetzt werden die Studierenden unruhig. Die TU-Studierenden sind die ersten, die Proteste initiieren. Nach einer Vollversammlung, auf der es auch um die Einführung von Studiengebühren geht, stürmen rund 250 Studierende auf die Straße des 17. Juni, legen dort und am Ernst-Reuter-Platz den Feierabendverkehr lahm.
  • 10. 11. 2003 Die TU-Studierenden beginnen mit der Koordination des Protestes, organisieren weitere Demos, bauen unter anderem ein Hüttendorf vor dem Architekturgebäude auf, um auf die schleichende "Verslumung" der Universität hinzuweisen.
  • 19. 11. 2003 Vereine, Verbände und Gewerkschaften melden sich öffentlich zu Wort und protestieren.
  • Oktober/November 2003 Viele fantasiereiche Aktionen sollen die Bürger der Stadt auf die Notsituation der Unis und der Studierenden aufmerksam machen. Professoren bieten ihre Vorlesungen und Seminare unter freiem Himmel an.
  • 19. 11. 2003 Die Humboldt-Universtät beschließt auf einer Vollversammlung, auf der TU-Studierende als Redner auftreten, sich dem Streik anzuschließen. Die Studierenden machen sich sofort auf den Weg zur Straße des 17. Juni und demonstrieren vor der TU Berlin ihre Solidarität.
  • 20. 11. 2003 Als letzte große Universität greift die FU Berlin in den Streik ein, nachdem Präsident Lenzen auf einer großen Vollversammlung seinen Strukturplan vorgelegt hat.
  • 22. 11. 2003 Eine regelmäßige Samstagsdemo wird propagiert und durchgeführt.
  • 23. 11. 2003 Die Studierenden ziehen an den Breitscheidtplatz und wollen einen Fernsehauftritt bei "Sabine Christiansen" erzwingen. Es wird versprochen, ihr Problem demnächst aufzugreifen.
  • 24. 11. 2003 Der Reichstag wird umzingelt. Eine Rede vor dem Bundestag wird von Sicherheitskräften verhindert.
  • 24. 11. 2003 Seit 6.30 Uhr wird das Hauptgebäude der TU besetzt. Studierende sperren den Zugang für Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie für Beschäftigte, einschließlich der Universitätsleitung. Nach zähen Verhandlungen wird wenigstens den Beschäftigten der Zugang gestattet. Auch über Nacht bleibt das Hauptgebäude besetzt. Die Universitätsleitung verspricht, keine Sanktionen gegen die Streikenden zu veranlassen. Einschreibfristen und andere bürokratische Regeln werden verlängert bzw. angepasst, um neuen Studierenden und Ausländern keine zusätzlichen Schwierigkeiten zu bereiten. Schlafsäcke und Kaffeestehtische beherrschen das Bild im Foyer des Hauptgebäudes.
  • 24. 11. 2003 TU-Präsident Kutzler bittet das Lehrpersonal darum, Veranstaltungen, die durch die Besetzung des Hauptgebäudes nicht stattfinden können, zu wiederholen, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, trotz des Streiks ihr Semester erfolgreich zu einem Abschluss zu bringen.
  • ab 25. 11. 2003 Mahnwachen vor dem Roten Rathaus finden statt.
  • 25. 11. 2003 Studierende besetzen das Büro des Wissenschaftssenators Thomas Flierl. Auch er betreibt Deeskalation, lässt die Studierenden dort nächtigen, obwohl er zunächst die polizeiliche Räumung angedroht hatte. Am nächsten Morgen findet eine Pressekonferenz mit den Studierenden statt.
  • 26. 11. 2003 Die Studierenden besetzen das Büro der PDS. Parteivorsitzender Liebich erklärt sich mit den Anliegen der Demonstrierenden solidarisch und leitet ebenfalls keine Räumung ein.
  • 26. 11. 2003 Mit einem "Hammelsprung" (950:929 Stimmen) entscheiden die TU-Studierenden sich bei einer Vollversammlung im Audimax für die Fortsetzung der Gebäudebesetzungen. Die Fortführung des Streiks um mindestens eine Woche wird an allen drei Universitäten der Stadt beschlossen.
  • 27. 11. 2003 Das Möbelhaus IKEA wird als Schauplatz mit einbezogen. Studierende schleppen Betten und Stühle vor die neu eröffnete Filiale in Tempelhof. Motto: "Bildung im Tiefschlaf".
  • 27. 11. 2003 Großdemo am Potsdamer Platz und Marsch aufs Rote Rathaus, auch Beschäftigte beteiligen sich, allerdings müssen sie die Zeit nacharbeiten. 20000 Menschen sind auf der Straße.
  • 28. 11. 2003 Studierende besetzen das Büro des Finanzsenators Sarrazin. Am Nachmittag lässt er das Büro polizeilich räumen.
  • 1. 12. 2003 Eine Marathon-Physik-Vorlesung von 72 Stunden findet unter freiem Himmel statt. Physikstudierende von TU, FU und HU sind beteiligt.
  • Dezember 2003 Auf verschiedenen Vollversammlungen der Universitäten wird die unbefristete Fortsetzung des Streiks beschlossen.
  • 10. 12. 2003 Bundesweiter Aktionstag mit vielen Aktionen.
  • 13. 12. 2003 Europaweite Demonstrationen sollen stattfinden (nach Redaktionsschluss).

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