Etappen eines Protestes
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Tag und Nacht besetzten Studierende
das TU-Hauptgebäude |
- 23. 4. 2003 Uni-Präsidenten drohen mit Numerus clausus,
falls die Sparideen der so genannten "Gilftliste" des
Finanzsenators Wirklichkeit werden sollen. HU-Präsident Mlynek
will sogar einen absoluten Zulassungsstopp.
- 1. 7. 2003 Finanzsenator Sarrazin legt Sparplan vor.
Von 200 Millionen bis 600 Millionen ist die Rede.
- 4. 7. 2003 Einführung eines fast flächendeckenden
Numerus clausus an der TU Berlin wird beschlossen.
- 25. 7. 2003 Präsidenten paraphieren Entwürfe
zu Hochschulverträgen, mit Einsparungen von 75 Millionen
Euro.
- Oktober 2003 Chaotische Zustände in den Immatrikulationsbüros.
Aus Angst, keinen Platz zu bekommen, haben sich Tausende doppelt
angemeldet.
- 23. 10. 2003 Senator Flierl gibt die endgültige
Sparsumme von 75 Millionen bekannt. Die TU Berlin ist dabei überproportional
mit 29 Millionen betroffen.
- 29.10./4.11. 2003 Auf verschiedenen Versammlungen versucht
der Senator, die aufkommenden Wogen zu glätten, und sagt
jeder Uni, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Dabei verwickelt
er sich in Widersprüche.
- 5. 11. 2003 Jetzt werden die Studierenden unruhig. Die
TU-Studierenden sind die ersten, die Proteste initiieren. Nach
einer Vollversammlung, auf der es auch um die Einführung
von Studiengebühren geht, stürmen rund 250 Studierende
auf die Straße des 17. Juni, legen dort und am Ernst-Reuter-Platz
den Feierabendverkehr lahm.
- 10. 11. 2003 Die TU-Studierenden beginnen mit der Koordination
des Protestes, organisieren weitere Demos, bauen unter anderem
ein Hüttendorf vor dem Architekturgebäude auf, um auf
die schleichende "Verslumung" der Universität hinzuweisen.
- 19. 11. 2003 Vereine, Verbände und Gewerkschaften
melden sich öffentlich zu Wort und protestieren.
- Oktober/November 2003 Viele fantasiereiche Aktionen sollen
die Bürger der Stadt auf die Notsituation der Unis und der
Studierenden aufmerksam machen. Professoren bieten ihre Vorlesungen
und Seminare unter freiem Himmel an.
- 19. 11. 2003 Die Humboldt-Universtät beschließt
auf einer Vollversammlung, auf der TU-Studierende als Redner auftreten,
sich dem Streik anzuschließen. Die Studierenden machen sich
sofort auf den Weg zur Straße des 17. Juni und demonstrieren
vor der TU Berlin ihre Solidarität.
- 20. 11. 2003 Als letzte große Universität
greift die FU Berlin in den Streik ein, nachdem Präsident
Lenzen auf einer großen Vollversammlung seinen Strukturplan
vorgelegt hat.
- 22. 11. 2003 Eine regelmäßige Samstagsdemo
wird propagiert und durchgeführt.
- 23. 11. 2003 Die Studierenden ziehen an den Breitscheidtplatz
und wollen einen Fernsehauftritt bei "Sabine Christiansen"
erzwingen. Es wird versprochen, ihr Problem demnächst aufzugreifen.
- 24. 11. 2003 Der Reichstag wird umzingelt. Eine Rede
vor dem Bundestag wird von Sicherheitskräften verhindert.
- 24. 11. 2003 Seit 6.30 Uhr wird das Hauptgebäude
der TU besetzt. Studierende sperren den Zugang für Kommilitoninnen
und Kommilitonen sowie für Beschäftigte, einschließlich
der Universitätsleitung. Nach zähen Verhandlungen wird
wenigstens den Beschäftigten der Zugang gestattet. Auch über
Nacht bleibt das Hauptgebäude besetzt. Die Universitätsleitung
verspricht, keine Sanktionen gegen die Streikenden zu veranlassen.
Einschreibfristen und andere bürokratische Regeln werden
verlängert bzw. angepasst, um neuen Studierenden und Ausländern
keine zusätzlichen Schwierigkeiten zu bereiten. Schlafsäcke
und Kaffeestehtische beherrschen das Bild im Foyer des Hauptgebäudes.
- 24. 11. 2003 TU-Präsident Kutzler bittet das Lehrpersonal
darum, Veranstaltungen, die durch die Besetzung des Hauptgebäudes
nicht stattfinden können, zu wiederholen, um den Studierenden
die Möglichkeit zu geben, trotz des Streiks ihr Semester
erfolgreich zu einem Abschluss zu bringen.
- ab 25. 11. 2003 Mahnwachen vor dem Roten Rathaus finden
statt.
- 25. 11. 2003 Studierende besetzen das Büro des Wissenschaftssenators
Thomas Flierl. Auch er betreibt Deeskalation, lässt die Studierenden
dort nächtigen, obwohl er zunächst die polizeiliche
Räumung angedroht hatte. Am nächsten Morgen findet eine
Pressekonferenz mit den Studierenden statt.
- 26. 11. 2003 Die Studierenden besetzen das Büro
der PDS. Parteivorsitzender Liebich erklärt sich mit den
Anliegen der Demonstrierenden solidarisch und leitet ebenfalls
keine Räumung ein.
- 26. 11. 2003 Mit einem "Hammelsprung" (950:929
Stimmen) entscheiden die TU-Studierenden sich bei einer Vollversammlung
im Audimax für die Fortsetzung der Gebäudebesetzungen.
Die Fortführung des Streiks um mindestens eine Woche wird
an allen drei Universitäten der Stadt beschlossen.
- 27. 11. 2003 Das Möbelhaus IKEA wird als Schauplatz
mit einbezogen. Studierende schleppen Betten und Stühle vor
die neu eröffnete Filiale in Tempelhof. Motto: "Bildung
im Tiefschlaf".
- 27. 11. 2003 Großdemo am Potsdamer Platz und Marsch
aufs Rote Rathaus, auch Beschäftigte beteiligen sich, allerdings
müssen sie die Zeit nacharbeiten. 20000 Menschen sind auf
der Straße.
- 28. 11. 2003 Studierende besetzen das Büro des Finanzsenators
Sarrazin. Am Nachmittag lässt er das Büro polizeilich
räumen.
- 1. 12. 2003 Eine Marathon-Physik-Vorlesung von 72 Stunden
findet unter freiem Himmel statt. Physikstudierende von TU, FU
und HU sind beteiligt.
- Dezember 2003 Auf verschiedenen Vollversammlungen der
Universitäten wird die unbefristete Fortsetzung des Streiks
beschlossen.
- 10. 12. 2003 Bundesweiter Aktionstag mit vielen Aktionen.
- 13. 12. 2003 Europaweite Demonstrationen sollen stattfinden
(nach Redaktionsschluss).
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