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Nr. 12, Dezember 2003
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Den Standortfaktor strukturell erneuern

Zu den Rahmenbedingungen der Hochschulverträge 2006-2009

Gerd von Brandenstein, Präsident der Vereinigung der Unternehmens-
verbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB)
Stephan Schwarz, Präsident der Handwerkskammer Berlin Werner Gegenbauer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Berlin

Sehr geehrter Herr Wowereit,

eine wichtige Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit einer Region ist - unbestritten - die Attraktivität ihrer Wissenschaftslandschaft. In diesem Wettbewerb hat Berlin mit seinen Wissenschaftsressourcen eine günstige Ausgangsposition gegenüber anderen deutschen und europäischen Metropolen. Trotzdem weist das Berliner Hochschulsystem eine Reihe struktureller Mängel auf, die zum Teil noch auf vereinigungsbedingte Gründe zurückzuführen sind, unter anderem:

  • Eine konsequente Ausrichtung auf Qualität ist noch nicht überall zu finden.
  • In der Region werden unverhältnismäßig viele Studiengänge mehrfach angeboten.
  • Die Studierendenverteilung auf die einzelnen Fächergruppen ist unausgewogen. Ingenieurwissenschaftliche Fächer auf Universitätsniveau sind dabei deutlich unterrepräsentiert.
  • Die Fachstudiendauer ist zu lang. Die Absolventenraten sind zu niedrig.
  • Die Universitäten haben extrem unterschiedliche Kostenstrukturen in der Lehre.
  • Der parallele Verwaltungsaufwand an den Hochschulen ist hoch.

Mit den Hochschulverträgen hat das Land Berlin ein probates Mittel der Hochschulsteuerung in der Hand. Die Verträge ab 2006 müssen die Haushaltslage Berlins berücksichtigen. Dafür haben wir Verständnis. Jetzt aber zeichnet sich ab, dass das ausgehandelte Einsparvolumen - mehr oder weniger - linear auf die Universitäten verteilt wird, ohne dabei die Eckpunkte einer Strukturreform zu skizzieren. Das alleinige Festlegen der Lehrerbildungsstrukturen ist dabei nicht nur zu wenig, sondern geradezu kontraproduktiv - wie das Beispiel der Technischen Universität zeigt.

Die Umsetzung der aktuellen Sparvorgaben - unter Beibehaltung der Lehrerbildungsstrukturen - bedeutet für die TU Berlin eine deutliche Reduzierung wichtiger ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge, deren Ausbau ja gerade gefördert werden soll und - im Interesse der hiesigen Wirtschaft - auch gefördert werden muss.

Allein dieses Beispiel zeigt, dass das "Hineinsparen" in bestehende Strukturen nicht nur zu irreversiblen Schäden am Gesamtsystem führt. Vielmehr ist die angestrebte Profilbildung der Hochschulen so nicht möglich. Ganz zu schweigen von der notwendigen Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge, die den Berliner Hochschulen ihre europäische Wettbewerbsfähigkeit sichern muss.

Vor diesem Hintergrund plädieren wir für die Entwicklung eines Strukturkonzepts, das die mittelfristigen Eckdaten des Berliner Hochschulsystems festlegt. In diesem Rahmen ließe sich eine - positiv besetzte - Diskussion um Forschungscluster, Qualität und Quantität der Lehre, die künftige Aufgabenverteilung zwischen Fachhochschule und Universität sowie um die auszubauende Arbeitsteilung zwischen Berlin und Brandenburg führen.

Flankierend müssten Themen wie Studienkonten, Hochschulmanagementgesellschaft und Wissenschaftstarifvertrag bearbeitet werden, die mittelfristig zu Einnahmeerhöhungen beziehungsweise Kostenoptimierungen führen. Ziel muss es sein, die Priorität der Wissenschaft zu erhalten und trotzdem einen Beitrag zur Konsolidierung des Haushalts zu leisten.

Die Wirtschaft engagiert sich für die Weiterentwicklung des Wirtschafts-, Bildungs- und Wissenschaftsstandorts, beispielsweise in der Initiative "an morgen denken". Auch für die Mitarbeit an einem derartigen Strukturkonzept stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Gerd von Brandenstein, UVB
Werner Gegenbauer, IHK
Stephan Schwarz, Handwerkskammer
Berlin im November 2003

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